Hallo & Danke für die Existenz dieses Forums

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Moderator: USS

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oneandlonely
Beiträge: 3
Registriert: 12 Feb 2012, 14:58

Hallo & Danke für die Existenz dieses Forums

Beitrag von oneandlonely »

Hallo!

Ich bin nun 29 Jahre alt und bin ausgesprochen froh, diese Seite gefunden zu haben und freue mich, so viele Berichte andere Betroffener hier zu finden. Vielen Dank also erst einmal an alle Beteiligten dieser Seite für eine solch tolle Plattform, die es vor vielen Jahren (zu Beginn meiner Erfahrungen mit der Nesselsucht) einfach noch nicht gab.

Ich leide nun schon so lange an Urtikaria, dass diese Erkrankung schon fast Teil meiner Persönlichkeit ist. Ich möchte hier nun meine Geschichte erzählen. Nicht zuletzt in der Hoffnung, dass der ein oder andere hier vielleicht eine Idee hat, auf die ich selbst noch nicht gekommen bin.

Bereits mit 11 Jahren (also vor 18 langen Jahren) fingen bei mir die Probleme an. Ich hatte nach dem Sport, nach Aufregung (sowohl positiv wie negativ) und bei Temperaturschwankungen schwere Schübe: Nesseln, Quaddeln und Juckreiz beginnend in den Ellbeugen, den Oberschenkeln und am Rücken. Bei anhaltender Anstrengung weiteten sich die Quaddeln aus und bedeckten teilweise meinen ganzen Körper und waren somit für jeden sichtbar - was vor allem in der Pubertät zu schweren Komplexen führte - ich schämte mich schrecklich vor meinen Mitschülern und Freunden, und fürchtete stets andere würden sich vor mir ekeln. Zu Beginn waren die Symptome noch unregelmäßig aufgetreten, nach einem halben Jahr hatte ich die Probleme aber wirklich täglich und schon nach dem Aufstehen den ersten Juckreiz. Die Erkrankung war Mitte der 90er auch (nach meinem Empfinden) noch so wenig diskutiert in der Öffentlichkeit und in den Medien, dass damals weder Apotheker noch Ärzte etwas mit dem Begriff der Nesselsucht oder Urtikaria so richtig anfangen konnten und ich mich um so einsamer und unangenehmer in meiner Haut fühlte.

Der erste Hautarzt glaubte mir und meiner Mutter zunächst erst einmal gar nicht, dass die Symptome existieren, weil in der Praxis vor Ort keine Quaddeln zu sehen waren und schob die Symptome ("wenn es denn welche gebe") auf meinen Heuschnupfen, wegen dem ich damals dort in Behandlung war. Der zweite Hautarzt reagierte dann zwar etwas feinfühliger, konnte aber keine wirkliche Hilfestellung leisten, außer mir Loratadin und anschließend Cetirizin zu verschreiben. Das Loratadin half nur ein bisschen, das Cetirizin brachte aber volle Erfolge mit sich. Meine Mutter war natürlich alles andere als begeistert, dass ich regelmäßig Cetirizin zu mir nahm. Meine Komplexe waren aber so schwerwiegend, dass mein Bedürfnis nach diesem Medikament und somit der Erlösung von meinen sozialen Problemen siegte.

Nun nehme ich also seit 17 Jahren (!!!!) Cetirizin (mehr oder minder durchgängig) - nicht aus Fahrlässigkeit oder Unkenntnis der Nebenwirkungen - sondern um am sozialen Leben, Sport, Parties usw. unbeschwert teilnehmen zu können, ohne mich für die hässlichen Quaddeln schämen zu müssen. Selbstverständlich habe ich in diesen 17 Jahren eine Menge Dinge probiert und getestet, um endlich die Ursachen der Erkrankung zu finden. Dafür habe ich stets das Cetirizin schweren Herzens abgesetzt und unterschiedliche Diäten, unterschiedliche Wasch- und Pflegemittel ausprobiert, andere Kleidung, andere Matratzen, andere Wohnung, andere Farbe usw. usf. - aber die Urtikaria bleibt mein hässlicher und sogleich mysteriöser Begleiter, egal ob stressig oder weniger stressig, egal ob glückliche oder unglückliche Zeiten in meinem Leben. Ich kann einfach keinen Zusammenhang finden zu welchen Stoffen auch immer. Die einzige Verbesserung kann ich feststellen, wenn ich im Urlaub am Meer bin. Dort sind die Symptome zwar immer noch vorhanden, allerdings erheblich seltener und weniger schwer als in der Stadt (in der ich groß geworden bin und immer noch lebe - ein Auszug ist aus beruflichen und privaten Gründen leider ausgeschlossen).

Seit 2 Jahren merke ich nun wie erstens das Cetirizin auf meinen Magen schlägt - ich kriege hin und wieder Sodbrennen, Magenschmerzen und Durchfall nach der Einnahme - und andererseits die Wirkung des Cetirizins nachlässt (oder vielleicht die Urtikaria unabhängig schlimmer wird?). Jedenfalls reicht nun oft nicht mehr eine Tablette pro Tag, um keine Quaddeln zu bekommen, sondern vor dem Sport müsste ich eigentlich noch eine "nachschieben" um keinen Juckreiz und keine Quaddeln zu bekommen. Außerdem verfalle ich seit ungefähr dieser Zeit (also seit 2 Jahren) immer wieder in schwere Depressionen, die natürlich auch andere Auslöser als das Cetirizin haben könnten - aber als Nebenwirkung des Medikaments aufgeführt werden. Andere regelmäßige Cetirizin-Konsumenten berichten auch von teils schweren Depressionen während der Einnahme, was mich überhaupt erst auf einen Zusammenhang zwischen meinem Gefühlsleben und der regelmäßigen Einnahem des Medikaments brachte.

Habt Ihr ähnliche Erfahrungen mit Cetirizin gemacht? Also könnt auch Ihr von Depressionen oder anderen Beschwerden in Zusammenhang mit Cetirizin berichten?

Nun sehe ich mich also gezwungen das Cetirizin abzusetzen und mich der Urtikaria neu und ungeschützt zu stellen, was mir sehr schwer fällt (vor allem in der jetzigen Situation, in der es mir mental nicht besonders gut geht). Ich hatte das Problem zur Seite geschoben durch das Cetirizin (da ich ja auch nie herausgefunden habe woran es nun eigentlich liegt) und hatte das Gefühl die Situation im Griff zu haben und ein ganz normales soziales Leben zu führen und deswegen auch seit langer Zeit nicht mehr versucht, neue Lösungsansätze zu finden. Natürlich war das ein Fehler, die Krankheit so zur Seite zu schieben und sich nicht mehr damit auseinander zu setzen und einfach jeden Tag eine Tablette einzuwerfen. Aber auch nachdem ich jetzt wieder ganz von vorne begonnen habe nach Lösungen für das Problem zu suchen, habe ich noch immer keinen Ansatz wie ich ohne Cetirizin diese ekelhaften Quaddeln loswerden könnte.

Vielleicht habt Ihr Erfahrungen mit sanfteren oder natürlichen Medikamenten oder Ideen, was ich ausprobieren könnte? Alternative Therapien oder ähnliches?

Ich danke Euch schon mal dafür dass Ihr diesen ewig langen Text gelesen habt und freue mich auf Antworten oder Anregungen jeder Art.
Ganz liebe Grüße
Claire84
Beiträge: 27
Registriert: 19 Okt 2011, 17:45

Re: Hallo & Danke für die Existenz dieses Forums

Beitrag von Claire84 »

Hallo!
Erstmal Willkommen!
Sehe ich das richtig das bei dir von ärztlicher Seite bisher keine richtige Fokussuche (mußt dir meine Beiträge zu Niceguy durchlesen) durchgeführt wurde???
Sollte das der Fall sein würde ich unbedingt den Arzt drauf ansprechen bzw, den Arzt wechseln!!!
Gruß
oneandlonely
Beiträge: 3
Registriert: 12 Feb 2012, 14:58

Re: Hallo & Danke für die Existenz dieses Forums

Beitrag von oneandlonely »

Hallo Claire, und vielen Dank für die schnelle Antwort.

Ja, das siehst du völlig richtig. Die verschiedenen Untersuchungen, die Du in den Posts an Niceguy erwähnst sind ja ein wirklich überaus gründlicher Check, der so niemals bei mir durchgeführt wurde (auch wenn manche der Untersuchungen aus anderen Gründen - dauerhaft geschwollene Lymphknoten - bereits durchgeführt wurden). Ich wurde auch nicht auf die Möglichkeit eines Infekts als Ursache hingewiesen (was jetzt natürlich auch nochmal die Lymphknoten-Sache in ein anderes Licht rückt) und lese das jetzt alles zum aller ersten mal selbst in diesem Forum und auf diesen Seiten. Mir geht es ähnlich wie Niceguy, und ich wurde vertröstet, dass es von selbst weggeht oder die Ursachen unbekannt sind und in vielen Fällen nie herausgefunden wurden.

Das schockt mich schon sehr, dass es so viele Ansätze gibt, von denen kein einziger aufgegriffen wurde bisher (und auch noch von diversen Ärzten). Dein Post inspiriert mich jedenfalls und gibt mir Hoffnung, doch noch die Ursachen zu finden.

Ein Arztwechsel ist somit wohl unumgänglich. Wie schade. Ich hatte ihr so vertraut. Habe jetzt direkt mal der Uniklinik in Mainz geschrieben und hoffe dort bin ich nicht einfach das Random-Allergie-Opfer, dem man die Symptome bloß wegdoktort mit Antihistaminika.

Natürlich hätte aber auch ich selbst viel mehr hinterher sein müssen und viel früher und immer wieder im Internet recherchieren müssen - um nicht nur anderen die Schuld zu geben. Man selbst ist ja immer seines Glückes Schmied, und ich habe mich dummerweise auf der Cetirizin-Wirksamkeit ausgeruht. Bis eben jetzt das Cetirizin Nebenwirkungen zeigt.

Habe mir Deine Untersuchungs-Liste kopiert und werde das jetzt alles mal systematischer angehen.

Natürlich bin ich auch sehr gespannt, was Du bei Deinem Arzt-Termin erfährst und drücke Dir die Daumen, dass Du eine Lösung und die tatsächliche Ursache findest.

Ganz liebe Grüße
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