Chronische Urtikaria durch Vermeidung von Gluten im Griff

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Moderator: USS

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za_zorica
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Registriert: 21 Mär 2013, 13:43

Chronische Urtikaria durch Vermeidung von Gluten im Griff

Beitrag von za_zorica »

Hallo zusammen,

vor fast 10 Jahren bekam ich das erste Mal einen Nesselausschlag. Ich erhielt zwei Tage zuvor eine Cortison-Spritze, nachdem ich eine stärkere allergische Reaktion nach einem Stich von einer Stechfliege hatte. Seit jeher hatte ich allergische Reaktionen auf Bienen- und Wespenstiche, jedoch nicht weiter besorgniserregend. Diesmal war die Reaktion etwas heftiger (Anschwellen des Beines), sodass ich ins Krankenhaus fuhr. Jetzt könnte man räteln, ob der Stich auslösend für die Urtikaria war, oder das Cortison (tendiere zum 2., auch wenn mir das kein Arzt jemals bestätigt hat). Jedenfalls ging es dann los mit der Urtikaria, jeden Tag neue Quaddeln, Ödeme etc. Ich hatte diverse Arzt- und Krankenhausaufenhalte hinter mich gebracht, keine Untersuchung ergab etwas (keine Allergien, ausser auf Wespe und Biene). Die Therapie war standardgemäss mit Antihistaminika und Cortison, strenge Diät (Reis, Zwiback, Tee), die Waage war dankbar. Alles zusammen hatte nichts gebracht, auch wenn das Cortison bei den Ödemen half, juckenden Nesselausschlag bekam ich trotzdem jeden Tag aufs Neue. Das ging gut ein halbes Jahr so - täglich! Ich hatte dann eine alternative Therapie "Bioresonanz" gemacht, wo einige Unverträglichkeiten aufgezeigt wurden. Nach gut vier Wochen hatte ich plötzlich beschwerdefreie Tage, dann eine Woche lang Ruhe und zu Schluss gar nichts mehr. Ich war meine Urtikaria los! Jedenfalls für gut ein Jahr! Interessanterweise hatte ich zu der Zeit mehr Stress als sonst (Studienabschluss, Arbeit etc.) Ein Jahr später bekam ich immer wieder an der selben Stelle eine Quaddel, das war quasi der Vorbote. Ich ahnte schon Übles. Zu der Zeit fuhr ich in den Urlaub, und ich kann mich gut erinnern, wie ich auf einem Rattanstuhl sass, und es am Rücken zu jucken anfing. Keine Stunde verging, mein Rücken war eine einzige grosse Quaddel. Seitdem hatte ich dann wieder täglich neue Quaddeln und Ödeme (insb. Zunge, Lippen, Finger und Füsse). Wieder eilte ich zu Dermatologen, Allergologen, Internisten. Anders nicht zu erwarten, erhielt ich eine Standardtherapie, die zwar mildernd wirkte, aber eben nicht ursächlich ist. Wieder machte ich eine Bioresonanz Therapie, diesmal leider ohne Erfolg. Es folgten weitere alternative Ansätze, die leider nicht das Erwünschte herbeizaubern konnten. Zu der Zeit hatte ich mich sehr damit beschäftigt, da ich täglich Probleme hatte, alle möglichen Bücher, Zeitschriften, Foren etc. gelesen. Irgendwo hatte ich einen Beitrag von einem Allergologen gefunden, dass Urtikaria auch mit durchlässigen Schleimhäuten im Darm zu tun haben könnte, sodass Substanzen, die normalerweise nicht in den Blutkreislauf gelangen, aufgenommen werden und zu allergieähnlichen Symptomen führen. Daraufhin machte ich eine Kur, die aus aus basischen Lebensmitteln besteht, d.h. Reis, Kartoffeln, Karotten, Haferschleimsuppen, keine Fertiggerichte, kein Fleisch, kein Kaffee, keine Milch, Zucker, Brot oder Süssigkeiten. Es wurde daraufhin tatsächlih besser. Nach gut einem Monat fing ich wieder an normal zu essen, und für eine Weile war die Urtikaria erträglich, d.h. schon mehrmals die Woche Quaddeln, aber weniger und nicht täglich neue, und kaum Ödeme. Dann hatte ich einen IgG Antikörper Test rein interessenshalber gemacht (natürlich privat), in dem eine sehr hohe Antikörperbildung auf alle möglichen Mehlarten nachgewiesen wurde. Einen Versuch war es wert, ich liess Brott und andere Mehlspeisen weg, und hatte tatsächlich so gut wie gar keine Probleme mehr - ich sage so gut wie, weil ich ab und zu schon noch einzelne Quaddeln bekomme, wenn ich krank bin, oder zu lange Druck auf eine Stelle ausgeübt wird, z.B. nach mehrstündiger Radtour an den Pobacken. Ich habe es dann auch mit glutenfreiem Mehl ausprobiert, und damit hatte ich auch keine Probleme. Zum Test hatte ich dann zwischendurch mehlhaltige Gerichte gegessen, und hatte nach kurzer Zeit (z.B. wenn ich zwei, drei Tage hintereinander Mehl zu mir nahm) wieder heftigere Urtikariaprobleme. Seitdem komme ich sehr gut klar, und Urtikaria ist zur Nebensache gewordne, eben wenn ich doch mal Hartweizenspaghetti esse oder etwas, dessen Inhalt nicht ganz klar ist (z.B. geht Nutella gar nicht, davon bekomme ich binnen weniger Stunden noch eine geschwollene Zunge). Ich muss dazu noch sagen, vor zwei Jahren erhielt ich die Diagnose Hashimoto (eine Geschichte für sich), jedenfalls macht die mir keine Probleme seitdem ich täglich 25 mg Thyrex einnehme. Ich habe gelesen, dass es hier einen Zusammenhang gibt, wobei ich mich nicht habe testen lassen, ob meine Urtikaria autoimmunbedingt ist, wobei es naheliegend scheint. Jedenfalls finde ich es mehr als nur zufällig, dass es einen Zusammenhang zwischen Glutenunverträglichkeit und Hashimoto nachweislich gibt, und auch einen Zusammenhang zwischen idiopathischer Urtikaria und Hashimoto. Ohne Gluten habe ich auch tatsächlich so gut wie keine Probleme, obwohl ich laut Test keine manifeste Glutenintoleranz habe (nur laut IgG Antikörper Test, der medizinisch nicht im Zusammenhang damit steht). Soviel zu meinem "Leidensweg". Ich wäre natürlich glücklich darüber, gar keine Probleme mehr zu haben, aber auch so habe ich ein schönes Leben ohne zu viel Beschwerden. Ich kann jedem mit idiopathischer Urtikaria nur anraten, Schonkost auszuprobieren, und eine Zeit lang auf Mehlspeisen zu verzichten, es lohnt sich, auch wenn dies nicht die Ursache sein sollte, da es den Körper reinigt und rein biologisch können wir uns auch ohne Mehl vollwertig ernähren.
Falls jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hat, würde ich mich freuen, mehr darüber zu erfahren.

Schöne Grüsse
Zorica
john
Beiträge: 26
Registriert: 11 Sep 2012, 07:59
Wohnort: NRW Duisburg

Re: Chronische Urtikaria durch Vermeidung von Gluten im Grif

Beitrag von john »

Hallo Zorica ,
vielen Dank für Deinen tollen Bericht . Auch ich leide jetzt schon 1,5 J. an der chronischen Urti . Deine Aussagen bestätigen auch meine ( Glutenunverträglichkeit = Urtikaria .
Siehe auch den Bericht von Wilma ,, Des Pudelskern ,, gesund werden ( 13.03.13 ) . Habe auch etwas dazu geschrieben .
Z.Z. bin ich noch im Ausland , aber wenn ich zurück komme , werde ich die Sache auch gründlich untersuchen lassen. Was mich am meisten fertig macht , ist dieser verdammte Juckreiz.
Über die Darmdurchlässigkeit habe ich auch schon einiges gelesen ( Leaky Gut Syndrom ) . Das kommt meinen Vermutungen auch nahe. Im Moment komme ich mit einer 1/2 Cetirizine ( 24h ) hin.Muss aber genau aufpassen was ich zu mir nehme .
Also , vielen Dank nochmal für Deinen Bericht.
mfg John
za_zorica
Beiträge: 4
Registriert: 21 Mär 2013, 13:43

Re: Chronische Urtikaria durch Vermeidung von Gluten im Grif

Beitrag von za_zorica »

Hallo John!

Danke für deine Rückmeldung. Ich habe irgendwo mal eine Dissertation zum Thema Zusammenhang Magenschleimdurchlässigkeit und Urtikaria gelesen, mit dem Ergebnis, dass es einen Zusammenhang gibt, aber keinen signifikanten. Leider habe ich nichts wissenschaftliches zum Zusammenhang mit Darmdurchlässigkeit gefunden. Das ändert nichts an der Tatsache, dass es einen Zusammenhang gibt, nur regt es schon auf, wenn die Ärzte das nicht anerkennen, und dementsprechend auch vielen anderen die glutenfreie Diät oder zumindest glutenreduzierte Diät nicht anbieten. Standard ist, also in österreichischen Krankenhäusern die Zwibakdiät zu machen, wenn die nicht einschlägt heisst es oft automatisch, es hätte nichts mit Lebensmitteln zu tun. :-/
Nun ja, ich hoffe, dass es dir bald besser geht. Und bzgl. Medikamenten, mir hat immer Aerius am besten gegen Juckreiz und Abschwellung geholfen, und das Gute daran, es macht nicht müde.
Viele Grüsse
Zorica
za_zorica
Beiträge: 4
Registriert: 21 Mär 2013, 13:43

Re: Chronische Urtikaria durch Vermeidung von Gluten im Grif

Beitrag von za_zorica »

Hallo Wilma!

Och stimme dir ganz bei, Zölliakie verursacht keine Urtikaria, zumal die Symptome ganz andere sind. Was bei mir auf jeden Fall zutrifft ist, dass der Verzehr von glutenhaltigen Nahrungsmitteln zur Quaddelbildung führt, aber Zölliakie habe ich nachweislich keine, und trotzdem vertrage ich kein Gluten, das ist keine Schlussfolgerung von heute auf morgen, ich habe das über Jahre immer wieder getestet, sogar ohne meines Wissens Gluten gegessen, um auszuschliessen, dass es irgendwie suggestiv dazu kommt. Dieses Wissen halte ich auf jesen Fall wert zu teilen, auch wenn das aicherlich keine falschen Hoffnungen machen sollte. Die Urtikaria habe ich seit 10 Jahren, Hashimoto aber in der Frühphase vor etwas weniger als zwei Jahren zufällig diagnostiziert bekommen. Dass der Hormonhaushalt zu Urtikaria führen kann, ist mir bekannt, in meinem Fall war es nicht ursächlich, zumal ich anfangs noch nichts unternehmen musste, erst ein Jahr nach der Hashimoto Diagnose hatte ich eine leichte SD Unterfunktion bekommen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich jedoch keine wesentlichen Probleme mit der Urtikaria. Ich denke, dass der Zusammenhang im fehlgeleiteten Immunsystem liegt, zumindest bei mir, auch daa Weglassen von Gluten ist eher eine Massnahme, keine ursächliche Heilung. Zum heutigen Zeitpunkt gibt es keine adäquate Immunsystem Behandlung, da die Mechanismen, warum wir Antikörper gegen eigene Zellen oder auch manche Nahrungsmittel bilden, eigentlich nicht klar sind. Ich kenne noch ein paar Personen, die keine Zölliakie haben, und trotzdem auf Klebereiweisse negativ reagieren, seien es Ausschlag oder Krämpfe. Irgendetwas muss da schon dran sein, auch wenn es wissenschaftlich noch nicht erklärbar ist.

Viele Grüsse
Zorica
za_zorica
Beiträge: 4
Registriert: 21 Mär 2013, 13:43

Re: Chronische Urtikaria durch Vermeidung von Gluten im Grif

Beitrag von za_zorica »

Ja, ich habe gemerkt, dass es an John gerichtet war, deshalb wollte ich das auch nochmal ansprechen, um nicht für Missverständnisse zu sorgen. Ich habe selbst schon so viel dubiose Ratschläge, insb. von manchen alternativen Medizinern erhalten, sodass ich sehr vorsichtig bin mit Ratschlägen oder falsche Hoffnungen machen. Jedoch kann die Medizin leider, und das ist auch kein Vorwurf, noch nicht alles erklären oder heilen. Jedenfalls bringe ich hier nichts durcheinander, und sage bewusst, Gluten nicht zu vetragen, ohne Zölliakie zu haben. Laut igE Test, bin ich nur auf Wespen- und Bienengift allergisch. Das ich auf Gluten negativ reagiere, zeigte mir der igG Test, der medizinisch aber nicht im Zusammenhang mit allergieähnlichen Symptomen steht, obwohl es einige Mediziner gibt, die das anders sehen. Schlussendlich geht es mir darum, meine Erfahrung mit anderen zu tauschen, und gerade bei chronischer idiopathischer Urtikaria (die eben von keinen von dir genannten Ursachen erklärt wird), lohnt es sich selbst einmal eine Diät zu führen, und zu beobachten, ob es an Gluten oder auch anderen Lebensmitteln liegen kann. Besten Gruss
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