Physikalische Urtikaria - Reibung

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Moderator: USS

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brazak
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Registriert: 26 Jun 2014, 14:08

Physikalische Urtikaria - Reibung

Beitrag von brazak »

Hallo Zusammen,

ich - 35, männlich - bin seit Ostern 2014 der "glückliche" Eigentümer einer physikalischen Urtikaria. Ich war bislang bei meiner Hausärztin, die mir riet einen Hautarzt zu konsultieren. Der Hautarzt meiner Wahl ist jedoch erst Anfang nächsten Monats verfügbar und in der Zwischenzeit sammle ich Informationen wo es nur geht.

Zu den Symptomen und ihren Auslösern: Der erste Schub kam aus heiterem Himmel und ich dachte es ging wieder weg. Zunächst wusste ich nicht was das ist. Ich habe daraufhin mal recherchiert und bin dann auf die Vermutung gekommen, dass es Urtikaria ist. Als Auslöser habe ich den Stress in der Woche vor Ostern vermutet, aber die Suche nach Ursachen scheint ja müßig. In der Zwischenzeit war der Stress mal mehr mal minder schlimm. Ich schreibe an meiner Dissertation und komme gerade nicht so gut voran, aber grundsätzlich lasse ich mich davon nicht so stressen und achte auch auf genügend Ausgleich und Zerstreuung. Bis auf die Kohle und die Diss läuft alles glatt. Zudem habe ich bis auf eine Penicilin-Allergie nichts Nennenswertes. Keine nachweissbaren Unverträglichkeiten etc. Mein Körper ist alles in allem immer zuverlässig gewesen, bis auf häufige Unfälle und Knochenbrüche. Wobei der letzte Bruch 1 Jahr her ist (Stauchbruch an der Wirbelsäule, ausgeheilt ohne OP, glücklicherweise keine nennenswerten Beschwerden).
Der akute Auslöser scheint aber klar: Es ist Reibung. Auch ganz schwache Reibung verursacht rote Punkte auf der Haut, oder aber auch Schwellungen und Quaddeln, die dann mittel bis auch mal stark (wenn ich daran rumfummel) jucken. Je stärker der Reibungsimpuls ist, desto stärker ist die Hautreaktion; desto länger bleiben die roten Flecken bestehen (gerne auch mal mehr als 24 Std.). Am Besten geht es mir Morgens, am schlimmsten ist es Abends. ich bemerke auch (eher selten) einen Kloß im Hals und schätze, dass die Schleimhäute ab und an mal mitquaddeln.

Die Hausärztin riet mir Cetirizin zu nehmen, was ich auch tat (und immernoch tue), aber die Symptome bleiben bestehen, auch wenn sie schwächer geworden sind (nehme eine am Tag). Also quaddelt es immernoch, nur der Juckreiz ist um einiges besser geworden. Parallel nehme ich bei starken Beschwerden eine mittelstarke Cortison-Creme, die einigermaßen hilft. Wobei ich das Zeug eigentlich lieber absetzen möchte. Ich beobachte auch mal anfälligere Tage und mal schwächere Tage, aber grundsätzlich quaddelt es immer irgendwo. Scheinbar erhöht Schokoladengenuss die Anfälligkeit. Alkohol ist auch nicht so toll. Enge Klamotten sind gar nicht gut.

Wie Ihr seht, versuche ich damit klar zu kommen und grundsätzlich nervt mich das nicht druchgängig. Da gibts schlimmere Lose, die man ziehen kann. Aber ich frage mich, wie Ihr damit umgeht. Wie sieht es mit der Ernährung aus? Wie sieht es mit den Medikamenten aus? Wie sieht es mit den Klamotten aus? Welche Tipps habt ihr parat für das ganz normale Leben? Treibt ihr Sport mit einer Reibungs-Urtikaria? Wie kommt ihr darauf klar?

Würde gerne von Eurer Erfahrung profitieren.

Urtikarischen Gruß,
brazak
Surin
Beiträge: 142
Registriert: 17 Jul 2006, 08:30
Wohnort: Berlin

Re: Physikalische Urtikaria - Reibung

Beitrag von Surin »

Hallo Brazak,

Dein Eintrag ist zwar schon eine Weile her - aber vielleicht hast Du ja immer noch Informatiosbedarf? Im besten Fall natürlich nicht *grins*.

Ich habe eine Urtikaria facticia. Das heißt, erst juckt es, dann kratze ich, dann kommen die Quaddeln. Therapie: alles was für eine Druckurtikaria gilt, gilt für mich auch. Aber ich bin gut eingestellt mit Fexofenadin und einer vorwiegend histaminarmorientierten Ernährung. Trotzdem gibt es natürlich auch bei mir bessere Zeiten und schlechtere Zeiten. Wärme aber auch Kälte sind nicht gut bekömmlich für mich. Bei sehr warmen Wetter schwellen Hände und Füße, bei Kältereiz (insbesondere an den Händen) reagieren meine Nerven mit Schmerz. Trotzdem kann ich (in Maßen) Sport treiben. Ich trage nur Sachen, die nicht drücken oder scheuern. Passgenauigkeit ist hier wichtig! Lieber ein breiter Bund als das dünne Strippchen. Bei Socken lieber ein paar Euro mehr für gut sitzende Ware ausgegeben als das Superschnäppchen, welches ständig an der falschen Stelle drückt oder hin- und herrutscht. Generell lasse ich alles weg, was schon beim Anprobieren auch nur entfernt einen kratzenden Eindruck macht!

Bei der Hautpflege halte ich mich im Groben an die Vorgaben, wie sie auch für Neurodermitis gilt: eine gute Grundpflege ist das A und O. Baden gar nicht, duschen meist ohne Zusätze, sehr gut verträgliches und hochwertiges Shampoo (bei mir: Futurer). Bei der anschließenden "Eincremeung" wird es meist komplizierter. Hier sind die Erfahrungen so unterschiedlich, wie die Menschen, welche die Cremes und Lotions benutzen. Sprich: was mir hilft, muss Dir noch lange nicht helfen, kann es womöglich sogar verschlimmern. Bei mir hat sich am besten "Optiderm Lotion" der Firma Almirali (für den Körper) gegen den Juckreiz bewährt. Das gleiche Produkt als Creme (für das Gesicht) habe ich hingegen gar nicht vertragen. In Zeiten, in denen es mit dem Juckreiz gut geht, reicht auch die Verwendung von" Aloe vera Gel mit Mineralien aus dem Toten Meer" der Firma Herbas bei mir aus. Schlimmer gemacht haben es all die bekannten Produkte mit Urea (Eucerin, Eubos, Sebamed etc.) da sie anscheinend bei mir die Wärmeableitung behindern. Es gibt auch positive Berichte von Waschungen mit verdünntem Apfelessig (3 El Apfelessig auf 1 l Wasser). Für das Gesicht folgendes Mischungsverhältnis: 1 Teil Essig auf 3 Teile Wasser. Apfelessig hat einen ph-Wert von 5,5. Es kann der Haut nichts Schlimmeres passieren, als eine leichte Rötung bei sehr empfindlichen Hauttypen. In diesem Fall den Essiganteil in der Mischung verringern und nach und nach erhöhen.

Du hast von einer Penicillin-Allergie berichtet. Vielleicht hast Du ja noch andere Arzneimittelunverträglichkeiten. Häufigste Auslöser sind hier: ASS, Ibuprofen, Diclofenac. Außerdem weiß ich von Berichten, die von einem Zusammenhang zwischen Arzneimittelallergien und gespritzen Zitrusfrüchten berichten.

Den Hinweis auf den Ausschluss chronisch-entzündlicher Erkrankungen hast Du wahrscheinlich bereits gelesen. Falls nicht - folgende Ärzte aufsuchen, umd die gängigsten Erkrankungen auszuschließen: Zahnarzt, Gastroenterologe, Endokrinologe, falls Du weiblich bist: Gynäkologe.

So - viiiieeel Text, den Du hoffentlich nicht mehr lesen musst. Falls doch, hoffentlich konnte ich Dir etwas weiter helfen.

Viele Grüße, Surin
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