Urtikaria und Partnerschaft

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MarieRH
Beiträge: 143
Registriert: 06 Mai 2007, 09:49

Urtikaria und Partnerschaft

Beitrag von MarieRH »

Ich muß mal ein heikles Thema ansprechen, das mich sehr belastet.

Ich habe jetzt schon seit fast 1 1/2 Jahren chronisch spontane Urtikaria, dazugesellt haben sich im Laufe der Zeit eine Wärme- und eine Druckurtikaria.
Ursache konnte bislang keine gefunden werden, mit Medikamenten kann ich das ganze mal mehr, mal weniger gut unterdrücken.

So. Durch die Krankheit habe ich mich ziemlich zurückgezogen.
Wenn ich Schübe habe, vermeide ich Menschenkontakt so gut es geht. Aber auch wenn es mir gerade "gut" geht, d.h. wenn ich mit vielen Medikamenten nur geringe Symptome habe, will ich mich am liebsten "abgrenzen".
D.h. ich möchte nicht angefasst werden, auch nicht von meinem Mann. :cry: :cry:
Erstens, weil ich mich selbst durch die Urti unattraktiv, unappetitlich und ekelerregend fühle, und zweitens, weil durch Berührungen "schlafende" Quaddeln geweckt werden, die dann auch noch höllisch zu jucken anfangen. :evil:

Das alles belastet unsere Beziehung sehr, da mein Mann sich natürlich zurückgestoßen fühlt. Ich meine das jetzt nicht nur in sexueller Hinsicht, sondern überhaupt.

Ich laboriere alleine an dem Problem "Chronische Urtikaria", und lasse ihn kaum Anteil nehmen an dem, was in mir vorgeht, denn schließlich will ich ihn nicht die ganze Zeit volljammern! Mein Denken dreht sich eh fast nur noch um Quaddeln und Schwellungen und wie ich sie vielleicht loswerden kann. :oops:
Mir ist peinlich, dass ich so krank bin (obwohl ich natürlich weiß, dass ich nix dafür kann) und ich würde mich am liebsten selbst in Luft auflösen.
Ich habe manchmal Angst, dass ihm alles zuviel wird, und er sich eine gesunde Frau sucht, die sich "normal" verhält.

Danke fürs Zuhören und vielleicht mag der ein oder andere von euch schreiben, wie ihr mit der Urtikaria in Bezug auf die Partnerschaft umgeht.
Lavendel
Beiträge: 11
Registriert: 30 Okt 2007, 20:30

Re: Urtikaria und Partnerschaft

Beitrag von Lavendel »

Hallo MarieRH...
Kenne das Problem sehr gut. Habe die Urti nun ja auch schon 15 Monaten. Mir geht es ähnlich wie dir. Man will meistens einfach seine Ruhe. Körperliche Nähe, ist nicht mehr so das " gelbe vom Ei "...
Sorry, das ich das so ausdrücke, aber ich empfinde das mittlerweile so. Bei mir kommt es ja von der Ernährung, aber mittlerweile stellt sich heraus, das ich auch auf Druck reagiere. Außerdem fühle ich mich ja an manchen Tagen " wie 80 " und dann vergeht einem ja echt alles..... :cry:
Mein Lebensgefährte sagt immer :
" Mach dir keine Gedanken, du wirst wieder gesund. Tu du was dir gut tut und mach dir nicht so viele Gedanken um mich. Ich liebe dich in guten, wie ich in schlechten Zeiten....."
Es tröstet mich immer, wenn er dies sagt und ich hoffe, er behält Recht und der Spuk ist irgendwann vorbei..
Ich rede auch mit ihm viel über diese Krankheit, damit er weiß (oder zumindestens mal ahnen kann), wie es manchmal in mir aussieht. Ansonsten nutze ich die Tage, an denen es mir gut geht.
Ich finde du sollst deinen Mann natürlich nicht volljammern, aber er soll schon wissen, wie es in dir aussieht und was diese Krankheit bedeutet usw.....
Wenn er in etwa weiß, was in dir vorgeht und genug Informationen erhält ( Ich hoffe es interessiert Ihn ! ) dann fühlt er sich nicht zurückgestoßen. Eigentlich sollte er dann Verständnis zeigen und jeden Tag mit dir zusammen nutzen, an dem es dir etwas besser geht.
Aber versuch du doch mal zuerst an solchen " guten Tagen " , diese auch zu nutzten. Lenk dich ab und mach mal was ganz anderes. Und denk nicht an Quaddeln und Beulen, wenn du keine hast.
Ich weiß, das es nicht leicht ist. Aber versuchs trotzdem.
Mein Lieblingsspruch seit einiger Zeit:
Wenn man bis zum Hals in der Scheiße steckt, sollte man den Kopf nicht noch hängen lassen.
Alles Liebe
Gruß Jasmine 8)
Sunrize82
Beiträge: 15
Registriert: 02 Dez 2007, 07:05

Re: Urtikaria und Partnerschaft

Beitrag von Sunrize82 »

Hallo Marie,

ich lebe auch in einer Partnerschaft, wo mein Partner von Urti betroffen ist.
Er klagt öfters darüber daß er hässlich ist, abstoßend usw ... Die sexuelle Lust ist nicht mehr so vorhanden, weil er sich einfach schämt.
Ja klar gut, schön sieht das nicht aus wenn die Schübe kommen, aber ich bin froh ein Teil seines Lebens zu sein, ich bin froh daß er dies mit mir geteilt hat und ich ihm dann sagen kann:"du spinnst, du bist für mich der hübschste Mann ..usw..."
In der Phase wo die Schübe viel raus kommen, da umarme ich ihn viel öfters, ich küsse ihn, ich versuch ihn abzulenken. Versuche ihm das Gefühl zu geben, wenn er sich schon von sich selber eckelt, aber ICH nicht. Das hilft ihm natürlich, weil er merkt, ich hab keine Angst und ich liebe ihn egal wie er jetzt gerade zugerichtet ist. Ob mal seine Auge hängt, oder er fette Lippe hat.
Da scherze ich auch desöfteren, wo er herzlichst mitlacht und er das Gefühl bekommt, daß ich ihn wirklich liebe und das mir diese nervende Urti nicht egal ist, aber daß ich ihn so akzeptier wie er ist. Schließlich ist das ja nur ein äusseres Erscheinungsbild was den Menschen so unsicher macht.
Wir mussten leider auch die schlechte Erfahrung machen, daß manche Menschen in unserer Umgebung mit ihm nichts zu tun haben wollen, weil sie sich eckeln. Dann knutsch ich ihn erst recht ab um zu zeigen daß er meiner ist und daß ich stolz auf ihn bin, so wie er ist.
Wer nicht hin schaun kann, soll sich umdrehen.

Ich meine ganz abgesehen von der Urti, gibt es doch Menschen die wirklich entstellt sind, für ihr ganzes Leben, aber die werden auch geliebt, akzeptiert, und die müssen in aller erster Linie sich selbst akzeptieren, bevor sie selbstbewusst durch die Welt stolzieren.

Ich finde auch wenn es dir sehr schwer fällt, jammer deinen Mann voll. Vielleicht nicht bei jedem kleinsten Schub, aber sag ihm was in dir vorgeht. Lass dich in den Arm nehmen. Ist doch nicht sooooo schlimm, ist ja nicht was ansteckendes. Sieht zwar komisch aus, aber wenn man mit dem Thema Urti als Angehöriger vertraut ist, dann weiß man daß dies nur eine Hautreaktion ist, aber der Mensch darunter doch der selbe ist.

Kopf hoch bitte! Ich meine daß du grad jetzt nicht alleine sein solltest!!

glg, Paula
Angela x
Beiträge: 89
Registriert: 30 Mär 2006, 05:04

Re: Urtikaria und Partnerschaft

Beitrag von Angela x »

Paula, Du bist toll. Ich könnte flennen:
Sunrize82
Beiträge: 15
Registriert: 02 Dez 2007, 07:05

Re: Urtikaria und Partnerschaft

Beitrag von Sunrize82 »

Ah was Angela, ich tue was ich kann *gg* :P
Sehe das als menschliche Aufgabe von jeden von uns. (ich hoff das war jetzt deutsch *lol*)

Lg, Paula
Nesselchen
Beiträge: 4
Registriert: 09 Dez 2007, 18:07
Wohnort: NRW

Re: Urtikaria und Partnerschaft

Beitrag von Nesselchen »

Hallo Ihr Lieben!

Ihr seid ja echt alle voll hammer....
Aber genauso müssen wir mit dieser besch...Krankheit umgehen!!!
Ich habe auch seit Jahren meine Urti, und mein Mann leidet sicherlich genauso wie ich...
Aber wie hier schon gesagt wurde: Nutzt jeden Tag an dem Ihr einigermaßen Beschwerdefrei seid und genießt jede Minute!!!!!
Klar ist es echt mist mit ner dicken Lippen, geschwollenen Augen, aber wie auch schon gesagt wurde, manche Menschen sind tatsächlich noch schlechter dran als wir....auch wenn ich selber das kaum glauben kann :(
Ich mache nebenher noch eine MTX Therapie (Chemotherapeutikum) wegen einer Rheumaerkrankung. Das macht die Sache nicht gerade besser...
Naja, hauptsache ist, wir lassen den Kopf nicht hängen. Das ist wichtig.
Leider können Menschen die keine Urti haben unsere Leiden nur sehr schlecht verstehen, deshalb bin ich froh euch zu haben. Wir wissen worüber wir reden :oops:
Ob es Arbeitskollegen sind die schmunzeln wenn man von Pocken und geschwollenen Körperteilen spricht, oder ob es der Arzt ist der einem mal wieder sagt: Dann nehmen Sie besser noch ein bischen mehr Kortison.
In Wirklichkeit haben die alle keine Ahnung!!!!! So nun gehts mir besser.
Ich wünsche Euch allen ein Quaddelfreies, schönes Wochenende!!!! :wink:
Eure Carmen.
Sunrize82
Beiträge: 15
Registriert: 02 Dez 2007, 07:05

Re: Urtikaria und Partnerschaft

Beitrag von Sunrize82 »

Hej Carmen,

tolle Ansage :) Es gibt wirklich Menschen die wirklich für ihr ganzes Leben entstellt sind. Siehe: Brandopfer, Lehmungen (versch. Arten), irgendwelche Unfallfolgen, ... usw --- Ich bewunder solche Menschen, weil meist sind es die Menschen die den Mut zum Leben nicht verlieren, und froh sind am Leben sein zu können, trotz dessen daß sie äusserlich nicht in das Shema rein passen daß sich so manche Menschen ausmalen.
Was ich ja total lächerlich finde, daß man in irgendein Shema rein passen sollte.
Klar Äusseres sagt manchmal viel über einen Menschen aus, aber nicht das was wirklich in einem drinn steckt.
Ich finde es auch sehr toll von euch allen daß ihr den Mut nicht verliert und immer nach neuem sucht.
Macht weiter so, .. außerdem denk ich mir, alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei ;)
(außer man isst die ganze Wurst *hehe*) (blöder Spruch)

Schlaft gut, Lg, Paula
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