Urtikaria und tauchen

[Karim]

Hallo,
hab mich eben angemeldet und bin also neu hier.Mein Name ist Karim,bin 37 Jahre alt und leider seit gestern abend wieder von einer warscheinlich chronischen urtikaria befallen.hatte das jetzt schon 2 mal,die erste war 1997 und ging 8 monate und die zweite war 2001 und dauerte 14 monate lang.bei mir richten sich die schübe nach dem was ich esse.bleib ich bei zwiebach und wasser bin ich komplett beschwerdefrei.esse ich nen burger mit ketchup und majo gehts richtig rund.rotwein nedet meistens in der klinik.hab mir heute schön brav beim arzt meine medikamente geholt und auch ein sogenanntes notfall set.
nun zu meiner eigentlichen frage,die mir der hautarzt nicht beantworten konnte.ich fliege am montag für eine woche nach ägypten zum tauchen.da man beim tauchen vermehrt stickstoff im blut aufnimmt wäre jetzt meine bedenken ob sich das negativ auf meine schübe auswirken könnte.ich meine es wäre nicht sehr von vorteil,wenn mir bei 30m tiefe der hals zuschwillt.gibt es da einen zusammenhang?kann ich den urlaub jetzt platzen lassen?bis jetzt sind die quaddeln erst 2 finger breit und nach der einnahme von telfast 180 bin ich gerade beschwerdefrei,aber bei mir kommts eh meistens erst nachts.
würde mich über kompetente antworten freuen
LG Karim

[Pustelchen]

Sorry, ich bin zu spät! Du bist ja fast wieder aus dem Urlaub zurück. Hoffentlich geht alles glatt. Die Antwort auf deine Frage hast du dir eigentlich schon selber gegeben (Atemnot und 30m Tiefe). Die Rettungskette in Ägypten lässt solche "Späße" nicht zu! Außer Du hättest Apnoezeiten von 1 Stunde + X
Und da du doch sicher ein ausgebildeter Taucher bist, weiß du doch alles, was man so darf, und was man besser lassen sollte, oder? Übrigens: Für die anderen Gäste an Bord und vor allem für deinen Buddy (Verantwortung = auch du für ihn), ist das nicht lustig.
Bei chronischer Urtikaria, die man mit mit einer Tablette Cetirizin in den Griff bekommt, mag das noch angehen, alles was mit Atemnot und stärkeren Medikamenten zu tun hat, ist ein absolutes Tabu.
Kommen dann noch (wie allzuoft) Medis gegen Seekrankheit dazu, dann gute Nacht.

Allerdings haben die meisten Leute viel Glück. Das wünsche ich dir auch und vor allem einen schönen Urlaub, falls du es von dort aus lesen solltest.
Weitere Meinungen findest du auch im Taucher.Net . . Bei Fragen, was die Tauchtauglichkeit angeht, bekommt man kompetente Aussagen bei: GTÜM (auch Adressen von "Tauchärzten"), VDST-Ärzteteam (?), DAN, AquaMed, in jeder Druckkammer. Wegen der Allergiemedikamente kann dir auch die Tauchersprechstunde der Uniklinik Heidelberg (Dr. Klingmann) weiterhelfen. Dort am besten per Mail anfragen.

(Ex-)Pustelchen

[Daisy]

Hallo Karim,

für deine Frage bin ich zwar auch ein bischen spät, würde das Thema Tauchen und Urti aber gerne nochmal aufgreifen.

Ich denke, es kommt immer auf die bisherigen Ausprägungen der Urti an, ob man sich solchen gefahren aussetzt oder nicht.

Ich habe seit ca. 2001 fast durchgehend Urti der verschiedensten Formen. Chronische und factitia sind aber sicher. Bisher habe ich nur Quaddels, Rötungen und Ödeme. Die Lippen sind zwar auch regelmäßig betroffen, aber in Richtugn Atemnot hatte ich noch nie etwas. Letztes Jahr habe ich zusammen mit meinem Mann in einem Verein einen Tauchschein gemacht.
Das wir (im Sommer) regelmäßig jede Woche im Vereinssee tauchen, kam es natürlich auch zu zeitlichen Kolisionen zwischen Tauchen und der Urti.
Auch schon bereits vor einem Ausbildungstauchgang habe ich deutliche Schwellungen an den Lippen gehabt bin aber trotzdem mit runter gegangen. Grundsätzlich muß man aber dazu sagen, dass wir im See nur außerhalb der Deko tauchen können! Der See ist nur max. ca. 20 Meter und da unten eher langweilig. Daher wäre ein sofortiges Auftauchen jederzeit möglich gewesen.
Kleine Probleme habe ich zwar bekommen, da ich den Automaten nicht so gut mit den Lippen festhalten konnte. Wechselatmung habe ich nicht gemacht aber eine Oktopusübung. Dabei mußte ich halt mit einer Hand den Automaten festhalten, war aber sonst kein großes Problem. In die Deko würde ich mit einer schon vorhandenen Schwellung allerdings nicht gehen.

Durch den Druck des Tauchanzuges habe ich nach den Tauchgang natürlich immer die Factitia, aber dass weiß ich ja vorher.

Fazit:
Jeder Taucher muß Risiken für sich und seinen Buddy abwägen und danach reagieren und Entscheidungen treffen. Man selbst sollte sein eigenes Risiko als gering einschätzen und der Buddy muß wissen was passieren könnte!
Wenn beide das für o.k. halten, steht einem Tauchgang sicherlich nichts im Wege. Wie bei jedem Tauchgang sollten Saftychecks und regelmäßige Kontaktaufnahme standard sein. Ohne auf seinen Körper zu hören auf 30 - 40m runterzugehen um dort festzustellen das etwas nicht in Ordnung ist, ist immer sch.... Das darf auch ohne Urti nicht passieren!
Man sollte sich bei Unsicherheiten immer langsam an die Tiefe herantasten und sich nicht selbst überschätzen. Schließlich soll ein Tauchgang Spaß machen und kein Kampf gegen den Körper oder den Buddy sein.

Würde gerne noch mehr Erfahrungen zu diesem Thema hören.

Liebe Grüße
Daisy

[Karim]

also ich berichte mal wie es beim tauchen gelaufen ist.ich hatte die urti im urlaub ziemlich heftig.warscheinlich durch das ägyptische essen.die antihistaminikas haben nicht wirklich viel geholfen.ich war zu 50% voll mit quaddeln als ich dann tauchen ging.geplant waren 3 tg.nach dem ersten tg hatten sich die quaddeln vermehrt und im gesicht hatte ich quaddeln da wo die taucherbrille war.sonst wurde es am ganzen oberkörper etwas mehr.nach dem zweiten tg waren dann die quaddeln sehr massiv und auch am hals.ich sah echt schlimm aus,sodaß der guide und die anderen taucher mich schon komisch angesehen haben.ich hab dann den dritten tg nicht gemacht,hab mich bischen in die sonne gelegt und danach wurden die quaddeln wieder etwas weniger.unter wasser hab ich mich eigentlich wohl gefühlt,hatte keinerlei probleme wegen der luft oder juckreiz.wir waren auch auf 30m und mein buddy wußte genau bescheid was mit mir los ist.
ich wäre mit sicherheit in diesem urlaub ohne die urti viel mehr getaucht,aber ich lass mir durch diesen mist nicht den ganzen urlaub versauen:-)
da muß man einfach durch und feddich

[Daisy]

Hallo Karim,

das hört sich doch gut an.
Das wir nun mal unsere Freizeit nur eingeschränkt geniessen können, ist ja nichts Neues. Ich lasse mir aber auch nicht meinen ganzen Spaß verderben und ziehe alles so weit durch, wie ich nicht mich oder andere gefährde. (Beim Tauchen keine übermäßige Gefährdung.)
Wenn's juckt und ich aber Spaß am Sport habe, dann muß ich halt kratzen und macht trotzdem weiter.
Also lass' dich nicht ärgern und immer 50 bar!

Viele Grüße

Daisy

[Pustelchen]

Hallo ihr beiden,

hab mir wirklich lange überlegt, ob ich wirklich meinen Senf dazu geben muss. Und?
-ICH MUSS! Auch wenn ich mich gleich in ein mächtiges Fettnäpfchen setze

Seid mir nicht böse, aber das hört sich für mich alles so an, als glaubtet ihr (wie es eben in der Natur des Menschen liegt), dass Unfälle immer nur den anderen passieren.

Es geht beim Tauchern ja nicht nur darum, ob man immer zu 100% tauchtauglich ist (das sind leider die wenigsten Taucher), oder nicht?
Habt ihr schonmal was vom "INCIDENT-PEAK" gehört?
Ein Tauchunfall hat meistens nicht nur eine Ursache. Oft ketten sich mehrere Kleinigkeiten aneinander, die am Ende fatal wirken. Wenn es einen selber mal fast erwischt hat, man Leute kennt, denen es passiert ist und man einen TU (durch Krankheit entstanden), live und in Farbe miterlebt hat (anderes Buddy-Team, auf dem gleichen Schiff) denkt man eben anders darüber. Auch wenn man sich mal intensiv mit der Tauchmedizin auseinander gesetzt hat, ist einem das bewußt. Danach wird man hoffentlich sehr skeptisch, wenn nicht alles glatt läuft.
Wen's interessiert, z.B.:
http://www.bonner-tauchersymposium.de/D ... s_2001.pdf

@ Karim: dass du den 3. Tauchgang nicht gemacht hast -Großes Lob!
@ Daisy: geschwollene Lippen, Oktopus festhalten müssen, dass ist grenzwertig. Wenn es wirklich ein Problem gibt, dann hast du weder eine Hand frei, um den Oktopus festhalten zu können, noch bist du in der Lage, deinem Buddy helfen zu können, falls der ein Problem haben sollte. Es könnte auch sein, dass du deinem Parnter helfen musst, wenn der sich z.B. verschluckt, verheddert,..
Selbst wenn man wirklich gesund ist und alle Sinne beieinander hat, wird es in einer Notsituation, die jederzeit und in jeder Tiefe entstehen kann, brenzlig.
Die 30 oder 40m, sind nicht das Problem in der Sache, es ist die Aufstiegsgeschwindigkeit (bei Panik wird fast jeder zu schnell! ). Die letzten 5 Meter zur Oberfläche sind das Problem, habt ihr sicher auch gelernt, oder? Da ist der Druckunterschied am größten.

Wie auch immer, würde ich mich freuen, wenn ihr die Risiken beim Blubbern ein wenig ernster nehmen würdet. Im Normalfall geht es gut, nur wehe wenn nicht alles normal läuft...!
Für den Rest hilft nur: weiterbilden, üben, weiterbilden, üben und nochmal weiterbilden und üben.
Dann hat man eine gute Chance, auch mit abblasenden Automaten in 30m Tiefe, wieder einigermaßen heil oben anzukommen.
Wer das nicht macht, kann nur hoffen einen Buddy zu haben, der es tut
@ Daisy: in ein paar Jahren wirst du über diese TGs sicher anders denken. Dass dich euer TL so mit unter Wasser mitgenommen hat, ist ... ! Das hätte ich von einem VDST? TL nicht gedacht! Bei "P I" ist das Standard.
So, jetzt hab ich genug gemeckert:lol: .

Ich wünsche Euch noch vieeeeeeeeeeeeeeeeeeele schöne und gesunde TG's

Gut Luft

Pustelchen