mein Laster, meine Sorge

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Moderator: USS

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Shells
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Registriert: 02 Jul 2014, 16:33

mein Laster, meine Sorge

Beitrag von Shells »

Hallo,

ich bin 19 Jahre alt, Student, und seit Anfang des Jahres hats mich auch erwischt. Ich schreibe hier, um mal ein bisschen zu berichten, und vielleicht ein paar Meinungen oder Ratschläge einzuholen.

Los gings im Februar, von heute auf morgen bekam ich diese netten Quaddeln. Ich habe sie erst mal ignoriert, bis ich nach vielleicht einer Woche mal im Internet recherchiert habe und herausgefunden habe, was ich da eigentlich habe. Im Internet stand, dass es zwei Formen, akut und chronisch gibt. Ich hoffte auf die akute, und die Hoffnung schwand mit den Wochen.

Seitdem habe ich jetzt die chronische Urtikaria. Mal eine kleine Beschreibung: Ich habe keine Kontakturtikaria oder ähnliches. Die Quaddeln treten täglich, tagsüber, aber vermehrt nachts auf. Nicht übermäßig viele, aber genug, um mich zu quälen, eigentlich überall am Körper. Diese schwere Form, wo richtige Ödeme auftreten, hatte ich erst ein oder zwei mal kurz, was sich mit ein bisschen Cetirizin gut behandeln ließ. Und so bin ich seit Februar auf Medikamente angewiesen.

Was mich wundert, ist, dass viele hier von den hohen Dosen schreiben, in denen Sie Cetirizin oder anderes zu sich nehmen.

Ich brauche eine halbe Tablette Cetirizin pro Tag, dann bin ich absolut beschwerdefrei. Nehme ich zwei Tage keine, kommen die Quaddeln wieder.

Jetzt nach ein paar Monaten habe ich beschlossen zu handeln (durch die Beschwerdefreiheit hatte ich wenig Handlungsdruck, vielleicht aber auch Angst, dass Schlimmeres diagnostiziert werde. Jedenfalls habe ich mich erst jetzt entschlossen mal die Initiative zu ergreifen, weil ich einfach nicht für immer auf ein Medikament angewiesen sein möchte. Die Vorstellung finde ich schrecklich).

Also war ich beim Hautarzt. Der hat mir Blut abgenommen und mich zum Allergologen für einen Allergietest geschickt (hatte bisher nie Allergiebeschwerden).

Der Bluttest hat ergeben, dass alle Werte im Rahmen sind, nur nicht der IgE-Wert, der ist mit 116 (100 ist das Limit) leich erhöht. Daraus kann ich leider wenig lesen, der Arzt hat nichts weiter dazu gesagt.

Heute war ich beim Allergologen. Der hat mir in den Hals geschaut usw, und gesagt, dass nicht auf eine Allergie hinzuweisen scheint. Er wollte, dass ich einen Test mache, hatte aber vergessen, dass ich ja Cetirizin nehme. Dieses müsste ich für den Test zwei Wochen absetzen. Ich habe ihm gesagt, dass ich mich ungern diese zwei Wochen quälen würde und ihn gefragt, ob der Test in Anbetracht dieser zwei Wochen wirklich Sinn mache. Das hat er dann verneint. Also keinen Allergietest. Als ich sagte, dass ich das Gefühl habe, dass die Nesselsucht von "innen" heraus komme, hat er mir eine Überweisung zur Uniklinik gegeben, zur weiteren Abklärung. Wartedauer: ein paar Monate.

Jetzt sitze ich hier und habe ein bisschen Angst. Ich habe gelesen, dass meine chronische Form der Nesselsucht wohl eine autoreaktive ist, und mit anderen Autoimmunkrankheiten einhergehen könnte. Davor fürchte ich mich.

Im Allgemeinen bin ich recht gesund. Ich kann mich studienbedingt leider nicht allzu gesund ernähren, gehe aber fast nie trinken, rauche nicht, und mache Sport. Ich habe außer der Nesselsucht eigentlich keinerlei Beschwerden, außer, dass ich oft ein bisschen müde (aber nicht übermäßig) bin.

Nun.. Zurück zum Anfang:

Ich habe euch jetzt meine Symptome beschrieben und meinen Weg. Wie würdet ihr meine Lage einschätzen? Wie schon erwähnt, nehme ich anscheinend deutlich weniger Medikamente ein als die meisten hier und komme gut zurecht, aber die Urtikaria quält nichtsdestotrotz unbehandelt. Glaubt ihr, dass ich vielleicht nur eine schwache Form der Urtikaria habe? Gibts so was überhaupt? Was meint ihr, könnte die Ursache sein? Bin ich wohl noch anderweitig krank, was bisher nur noch nicht entdeckt wurde?

Ich habe hier im Forum gelesen, dass in autoreaktiven Formen der Urtikaria, wie ich sie habe, wohl schon eine Eigenbluttherapie geholfen hat. Würdet ihr mir das in Anbetracht meiner Symptome vielleicht ans Herz legen? Oder doch etwas anderes?

Bitte äußert doch ein paar Meinungen und Ratschläge. Nicht nur die, denen es vielleicht ähnlich geht, sondern auch gerne die, die schon eine lange Reise hinter sich haben und mehr wissen als ich. Was denkt ihr?

Ich freue mich wirklich über jeden, der sich hier die Zeit nimmt meinen Beitrag zu lesen und sich zu Wort meldet.

Grüßend,
Adrian
metulski2013
Beiträge: 30
Registriert: 02 Feb 2014, 18:03
Wohnort: Dresden

Re: mein Laster, meine Sorge

Beitrag von metulski2013 »

Hallo Adrian, du kannst erst einmal froh sein, dass du mit den wenigen Tabletten eine Beschwerdefreiheit erreichst. Dieses steht definitiv auf der "Haben"-Seite. Tipps können dir hier sicher viele Personen geben, ich würde mich allerdings fragen, ob ich mit diesem kleinen "Laster", welches sich (derzeit) sehr gut mit Cetrizin behandeln lässt, leben kann. Wenn nicht, dann solltest du nach einer Uniklinik Ausschau halten, die auf Urtikaria spezialisiert ist oder zu einer entsprechenden Urtikaria-Sprechstunde gehen. Ursachen für die Krankheit gibt es wohl so knapp an die 100, aber die Psyche spielt hier eine ganz große Rolle. Vielleicht hast du dich in den letzten Monaten "psychisch etwas verausgabt"? Die Ursachensuche ist ziemlich langwierig, von den Wartezeiten bei bestimmten Spezialisten will ich gar nicht erst reden. Hinsichtlich der Behandlung gibt es einen Stufenplan. Wichtig: Führe ein Beschwerdetagebuch (Urtikaria-Kalender, entwickelt bei der Charite).

Hier nochmal die Links:

http://urtikaria.net/index.php?id=100
http://dgaki.de/wp-content/uploads/2010 ... 249_58.pdf
http://dgaki.de/wp-content/uploads/2010 ... 259_76.pdf

Viel Glück!
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