Cholinergische Urtikaria - Welches Medikament?

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Moderator: USS

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Eisregen
Beiträge: 3
Registriert: 11 Feb 2010, 19:24

Cholinergische Urtikaria - Welches Medikament?

Beitrag von Eisregen »

Liebe Leidensgenossen,
liebe Ärzte,

ich habe nun seit 3 Jahren mit der cholinergischen Urtikaria zu tun. Seit 2009 bin ich nun an der Uniklinik in Kiel in Behandlung.
Alles fing mit Ausschlag an den Armen im Winter 2007 an. Da hatte ich noch keinen Namen für den Ausschlag, aber er war auch nicht oft und somit zog ich kein Arzt zu Rate. Im Frühjahr 2008 hatte ich plötzlich morgens ewig eine geschwollene Lippe. Mein Hausarzt verschrieb mir Cetirizin und erwähnte zum ersten mal den Begriff "Nesselsucht". Mit Cetirizin hielt ich damals sowohl den Ausschlag, als auch die geschwollene Lippe von mir fern. Im Sommer war alles wieder gut und ich setzte das Cetirizin sogar ab. Im Herbst ging es dann wieder los. Diesmal aber nur noch mit den vielen kleinen roten Punkten überall. Sie jucken nicht, aber haben mich und mein Leben verändert. Meine Depression hat sich tiefer gegraben und die Freizeitaktivitäten fielen immer mehr weg.
Die Ärzte in der Uniklinik tun mittlerweile nichts mehr, als ewig neue Medikamente zu probieren. Weder Cetirizin, Aerius, Rupafin, noch Xyzal helfen bei mir. Die kleinen roten Punkte lassen sich nicht aufhalten. Sobald ich Streß habe, ab 500 meter gehen und Gänge von kalt in warm lösen die Urtikaria sofort aus. Es beginnt mit einem Art stechen im Rücken und Hinterkopf. Die Punkte bleiben dann mindestens eine Stunde. Hätte ich sie nicht am Hals und auf der Stirn so schlimm, wäre ja alles nicht so tragisch.
Mittlerweile nehme ich zwei Antidepressiva und schlucke weiter (ohne Erfolg) das Xyzal. Ich warte auf den Sommer und hoffe das dann erneut alles für ein paar Monate vergessen ist.

Ich habe schon endlos viele Seiten im Internet angeschaut, meine Ärzte angetrieben mehr zu tun und auch fleißig hier im Forum gelesen. Aber noch niemand konnte mir ernsthaft helfen. Darum die große Frage: Wer kennt ein Medikament gegen cholinergische Urtikaria? Ich will das endlich los sein und normal leben können. Nicht erst im dunkeln rausgehen und vieles mehr...
Übrigens kommt man Ausschlag sooft er möchte. Immer wieder lese ich von einer Refraktärzeit die ich ausnutzen soll. Das geht nicht.
Und auch hat man bei mir seit kurzem eine Unterfunktion der Schilddrüse festgestellt. Verdacht auf Hashimoto! Nehme nun Schilddrüsen-Hormone.

Ich hänge noch ein Bild meiner Hand an.. (Zur Info, bin männlich, 21 Jahre)
Cholinergische Urtikaria, kein jucken.
Cholinergische Urtikaria, kein jucken.
bild4.jpg (62.61 KiB) 23650 mal betrachtet
Auch hätte ich Interesse an weiteren Erfahrungsaustausch.

Viele Grüße,
Eisregen
Dr. Ardelean
Arzt
Beiträge: 24
Registriert: 09 Feb 2010, 10:12

Re: Cholinergische Urtikaria - Welches Medikament?

Beitrag von Dr. Ardelean »

Hi, Eisregen

Laut Beschreibung scheint eine cholinergischer Urtikaria zu sein. Bei der cholinergischen Urtikaria entstehen die Quaddeln und Juckreiz ausschließlich durch eine Erhöhung der Körpertemperatur. Es ist eine der häufigeren Urtikariaformen und betrifft meistens junge Menschen zwischen 15. und 25. Lebensjahr.
Wie in der aktuelle Leitlinie empfohlen, fängt man zuerst mit den üblichen nicht-sedierenden Antihistaminika (AH, z.B: Loratadin, Cetirizin) in einfacher Dosierung an. Wenn das nicht hilft, wird die Dosis auf das Vierfache gesteigert. Im Falle einer unzureichenden Wirkung des ersten nicht-sedierenden AH (tägliche Einnahme von AH vierfach dosiert!) wird die Umstellung auf ein anderes AH derselben Klasse empfohlen, ebenfalls vierfach dosiert. Es lohnt sich auf jeden Fall alle nicht-sedierende AH in vierfach Dosierung als Versuchtherapie zu probieren. Wenn alleine AH nicht viel bringen, kann man zusätzlich zu der vierfachdosierten Antihistaminikum, Leukotrienrezeptorantagonisten (Singulair 1xtgl) und H2-Rezeptor Antagonisten (z. B. Ranitidin 2xtgl) zu kombinieren.
Als nächste Möglichkeit kann man an die Behandlung mit Dapson, Ciclosporin und Omalizumab denken. Sie sind für die Behandlung der Urtikaria nicht zugelassen. Dapson und Ciclosporin haben meistens einen problematischer Nebenwirkungsprofil. Im Vergleich scheint Omalizumab ganz sicher zu sein, aber wegen die hohen Behandlungskosten ist die Einsatz begrenzt. Es bleibt aber einer wertvolle Möglichkeit für die Patienten die an hochdosierten AH nicht ansprechen. Es gibt allerdings einige Fälle die unter Omalizumab keine Verbesserung zeigen. Dann bleibt es als Möglichkeit die Hautreaktion an eigenen Schweiß intrakutan zu testen und bei positive Ergebnisse an einer Immunotherapie mit eigene Schweiß zu denken.
Es wurde noch über einer Behandlung mit Scopolamine 10mg 3xtgl berichtet.

Beste Grüße,
Dr. Ardelean
Passi1987
Beiträge: 10
Registriert: 11 Nov 2010, 08:05

Re: Cholinergische Urtikaria - Welches Medikament?

Beitrag von Passi1987 »

Hallo Eisregen,

ich hoffe du liest diesen Beitrag. Habe eben deinen Bericht gelesen. Ich habe genau das gleich leidern wie du. Meine Haut
sieht genau gleich aus wie auf deinem Bild. Habe es nun seit 5 Jahren und bin Mittlerweile fast 24.

Ich würde mich freuen wenn du mal mit mir Kontakt aufnimmst. Vll können wir uns ja gegenseitig helfen.
Denn erstaunlicherweise sind unsere Symtome genau gleich.

Gruß Passi

P.s. Meine E-Mail: pascal-hummel@web.de
Fabian200255
Beiträge: 2
Registriert: 11 Apr 2011, 19:04

Re: Cholinergische Urtikaria - Welches Medikament?

Beitrag von Fabian200255 »

Joooooooo,

ich habe die cholinergischen Urtikaria auch, und zwar seit circa 4-5 Jahren.

Mein Arzt meinte, das grade diese Uticaria auch häufig bei jungen männlichen Erwachsen um die 20 auftritt.

Ich werd jetzt 24, und mich kotzt es dermaßen an. Ich nehme eine Tablette Citerezin morgens.
Das vermeidet bei mir, schon nach einem Fussmarsch von 500 meter zu quaddeln...

Aber sobald ich jogge, oder länger spaziere, kommt die Pest auch wieder raus.
(Gut das es beim Sex meisstens dunkel ist, wa ;) )

Ich werde jetzt auch mal versuchen, die Dosis zu erhöhen auf das Dreifache oder Vierfache,
dann berichte ich mal.

Ich habe ja die Hoffnung, es wird irgendwann von alleine verschwinden, wie das einem von vielen Seiten prophezeit wird=)

Ich hab auch noch das Problem das Citerzin scheisse teuer ist. Ich bin Azubi und habe eigentlich nicht immer
die 12 Euro für 100 Tabletten....

Naja genug gejammert, wenigstens ist man nicht alleine damit.

Liebe Grüße

Fabian
Maggy
Beiträge: 3
Registriert: 23 Mär 2011, 19:53

Re: Cholinergische Urtikaria - Welches Medikament?

Beitrag von Maggy »

Hallo Fabian 200255,
warum bekommst Du Cetirizin nicht auf Rezept? Ich bekomme es wegen der Urti seit Jahren auf Rezept. Frag mal bei Deinem Arzt nach.
Gruß Maggy
Fabian200255
Beiträge: 2
Registriert: 11 Apr 2011, 19:04

Re: Cholinergische Urtikaria - Welches Medikament?

Beitrag von Fabian200255 »

Hi,

ja das ist eine gute Idee, ich werd meinen Arzt mal darauf ansprechen !!!

Verrückt finde ich auch, das ich im Sommer echt wenig Probleme habe.

Erst in der Kalten Jahreszeit wirds heftig.

Naja wie gesagt, ich hoffe irgendwann ist es verschwunden wie es gekommen ist.

Lg

Fabian
Anaxagoras
Beiträge: 15
Registriert: 02 Apr 2012, 16:05

Re: Cholinergische Urtikaria - Welches Medikament?

Beitrag von Anaxagoras »

Hallo, Leidensgenossen...

eure Beiträge sind schon etwas her - mich würde interessieren, ob sich seitdem etwas getan hat?
Bei mir ist es ähnlich wie bei euch, hat mich auch vor paar Jahren mit Anfang 20 getroffen und bisher ist es leider nicht vorbei, wenn auch mit Medikamenten gut auszuhalten...

Grüße, Anaxagoras :)
Eisregen
Beiträge: 3
Registriert: 11 Feb 2010, 19:24

Re: Cholinergische Urtikaria - Welches Medikament?

Beitrag von Eisregen »

Hallo,

leider hatte ich die Antworten nach Dr. Ardelean gar nicht mehr wahr genommen - und ahnte auch nicht, dass mein Account tatsächlich noch existiert! :o

Ich schreibe da sich tatsächlich etwas getan hat. Die cholinergische Urtikaria ist weg. Einfach so.
10 Jahre lang suchte mich die Krankheit in den Wintermonaten heim. Ich hatte mich damit abgefunden.
Kurz nach meinem Post vor fast 7 Jahren ließ ich alle Versuche sein und nahm die Krankheit hin. Ich war so an den jährlichen Besuch gewohnt, dass ich die veränderte Situation dieses Jahr erst gar nicht bemerkte. Mein Körper reagierte nicht auf den Wechsel von Temperatur. Ich kann vom Kalten ins Warme gehen und es tut sich nichts! Auch Stress löst keine Reaktion mehr aus. Ich bin wahnsinnig froh und dankbar! Ein völlig neues Gefühl!

Wahrscheinlich wird es nun einige interessieren, ob sich etwas bei mir verändert hat. Ich meine Ernährung umgestellt habe oder sonstiges. Aber dies ist nicht der Fall.
Ich finde keinerlei Hinweis auf eine einschneidende Veränderung. Auch ich kann hier also niemanden DEN ultimativen Tipp geben. :(

Ich würde mich jedoch freuen, wenn ich dem ein oder anderen die Hoffnung geben konnte, das auch er irgendwann diesen Mist einfach los ist.

Bleibt stark!

Viele Grüße,
Eisregen
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