Zeit zwischen Essen/Trinken und Quaddelbildung

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Moderator: USS

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tastenhauer
Beiträge: 3
Registriert: 16 Feb 2005, 17:35
Wohnort: Köln

Zeit zwischen Essen/Trinken und Quaddelbildung

Beitrag von tastenhauer »

Seit ca. 2 Monaten besteht bei mir (56, weiblich) eine Urtikaria. Meine Dermatologin und ich arbeiten an der Ursachenforschung.
Das persönliche Umfeld: Ich bin freiberuflich tätig und arbeite im Home Office, bin verheiratet, keine Kinder.
Ausgeschlossen wurden bisher verborgene Infekte (Zähne, HNO, Gynäkologie). Physikalische Ursachen scheint es ebenfalls nicht zu geben - Sport und selbst Sauna bekommen mir gut. Auch die Blutuntersuchung auf Antikörper brachte kein Ergebnis. Das Blutbild ist auch OK. Eine sechs Tage Kartoffel-Reis-Tee-Diät brachte keine Verbesserung. Im Verdacht steht trotzdem eine Nahrungsmittelintolerenz.
Mithilfe einer Tablette Zolim täglich und punktuellem Eincremen mit Advantan-Milch wird zurzeit der Juckreiz so in Schach gehalten, dass ich während der Ursachenforschung vorerst Geduld bewahren kann.
Seit vier Wochen führe ich ein Tagebuch darüber, was ich gegessen, getrunken oder sonst unternommen habe (z.B. Sport). Vor einer Woche bin ich im Internet über den Urtikaria-Score gestolpert und notiere seitdem nach diesem Schema die Ausprägung: Der Urtikaria-Score bewegt sich im Schnitt zwischen morgens A = 2, G = 2, J = 2, tagsüber etwa gleichbleibend bis leicht abnehmend, abends meist abnehmend bis auf 1 / 1 / 0; in der zweiten Nachthälfte dann wieder zunehmend.
Ich lasse zurzeit eine ganze Reihe von Nahrungsmitteln weg: alle möglichen Kreuzallergene zu Frühblühern wg. meiner Pollenallergie auf Birke, Hasel und Buche (nach erfolgreicher Desensibilisierung hatte ich allerdings letztes Frühjahr weitgehend Ruhe). Ferner versuche ich, Histaminreiches zu meiden. Bevor ich mich zu der doch sehr rigiden pseudoallergenarmen Diät durchringe, möchte ich qua Auslassdiät jeweils über mehrere Tage einzelne Nahrungsmittel bzw. Nahrungsmittelgruppen testen. In diesem Zusammenhang stellt sich mir die Frage: Gibt es Erfahrungswerte über die Zeiträume zwischen z.B. Essen von Tomaten und dadurch induzierter Verschlechterung der Urtikaria?
Dr. M. Magerl
Facharzt
Beiträge: 1436
Registriert: 16 Nov 2001, 00:00
Wohnort: Berlin

Beitrag von Dr. M. Magerl »

Hallo Tastenhauer,
eine pseudoallergische Reaktion ist eine leicht verzögerte Reaktion, die Beschwerden treten meist 4-12 Stunden nach der Aufnahme der unverträglichen Nahrungsmittel ein. In manchen Fällen kann es etwas schneller gehen, in anderen dauert es manchmal bis zu 24 Stunden.
Von allen möglichen diagnostischen Diäten ist bei der Urtikaria die pseudoallergenarme Diät (PAAD) über mindestens 3 Wochen die mit Abstand sinnvollste und erfolgversprechendste. Bei einem Verdacht auf Nahrungsmittelabhängigkeit (und gerade dann, wenn andere Ursachen weitgehend schon ausgeschlossen wurden) lohnt es sich, eine PAAD durchzuführen. Es ist richtig, daß die Diät eine Einschränkung bedeutet, vor allem, weil sie wirklich 100%ig durchgeführt werden muss. Aber auch andere langwierige Diäten und Eliminationsmaßnahmen schränken ein und fördern durch ihre (meist) Ergebnislosigkeit nicht gerade die Motivation, eine anschließende PAAD stramm durchzuziehen. Es ist in diesem Falle besser, den unangenehmen Teil hinter sich zu bringen, da
1) mit einer PAAD fast alle nahrungsmittelbedingten Reaktionen bei Urtikaria erfasst werden und
2) nach 3 Wochen (im Erfolgsfalle) der Kostaufbau beginnt und so bald wieder ein attraktives Angebot zur Auswahl steht.
Mit besten Grüßen,
Magerl
tastenhauer
Beiträge: 3
Registriert: 16 Feb 2005, 17:35
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Durchführung einer pseusoallergenarmen Diät

Beitrag von tastenhauer »

Danke, Herr Dr. Magerl,
für Ihre ausführliche Antwort. Da möchte ich gleich noch eine Frage anschließen:
gibt es irgendwo noch ausführlichere „Durchführungshinweise“ für die PAAD, als in der Tabelle nach Zuberbier/Czarnetzki, die als Seite 11 in PUGP96007SBer.pdf im Internet zu finden ist?
Gruß
Tastenhauer
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