Behandlungsart beim Heilpraktiker / Einfluss von Paracetamol

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marty007

Behandlungsart beim Heilpraktiker / Einfluss von Paracetamol

Beitrag von marty007 »

Hallo,

unser Sohn 3 1/2 Jahre leidet seit ca. 2 Jahren an cho. Urtikaria. Im Winter mehr als im Sommer. Seit diesem Herbst eigentlich täglich, sofern er sich körperlich anstrengt bzw. in ein warmes Kaufhaus kommt.

(Oberkörper aber nun vermehrt auch Gesicht und Kopf). Leon hat außerdem noch etwas Milchschorf sowie recht trockene Haut, aber (noch) keine Neurodermites.

Wir sind nun beim Heilpraktiker gelandet. Er probierts mit:

Alymphon + Derivatos H Tabletten zum Ausleiten von Schadstoffen. Einnahme nun schon seit ca. 3 Wochen ohne Resultat.

Parallel wendet er Bioresonanz an. "Positive" Reaktion auf:
Milch, Weizen, Histamin, Haselnüsse, Apfel, Daunenfedern

Was haltet Ihr davon? Kennt jemand diese Mittel? Hat jemand schon mit Bioresonanz Erfolge erzielt?

Letzte Woche hatte Leon Fieber mit Husten, Schnupfen. Er hat kaum was gegessen (einziger Trost, dass wir Weizen meiden konnten) und auch nicht viel getrunken.

Merkwürdigerweise hat er keine roten Flecken + Quaddeln, wenn er Fieber hat. Ist dies bei einer chol. Urti. normal?

Da das Fieber nach 5 Tagen noch nicht weg ging, haben wir Paracetamol-Zäpfchen (ben-u-ron gegeben). Danach "blühte" er auf. Die roten Flecken waren nun auch am ganzen Körper bis runter zu den Füßen.

Extremer war der Zusammenhang noch beim Paracetamol-Saft eines anderen Herstellers. Nach 2 min. war sein ganzer Körper voller roter Flecken und z.T. mit kleinen weißlichen Quaddeln überzogen.

Die roten Flecken blieben an den (Unter-)Armen und Beinen über Stunden noch. Normalerweise sieht seine Haut nach ca. 10 min. wieder normal aus.

Sind solche Zusammenhänge bekannt? Was kann man außer Paracetamol bei Fieber geben? Ibuprofen-Saft habe ich erst gar nicht probiert, nachdem im Beipack die Info zu lesen war, dass dies Urticaria auslösen kann.

Vielen Dank im Voraus zur Beantwortung unserer Fragen von ziemlich verzweifelten Eltern!
Dr. M. Magerl
Facharzt
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Wohnort: Berlin

Beitrag von Dr. M. Magerl »

Hallo marty,
es ist natürlich nachvollziehbar, daß Sie alternative Heilmethoden versuchen, wenn für die cholinergische Urtikaria Ihres Sohnes bislang keine Ursache gefunden wurde. Leider ist dies bei cholinergischer Urtikaria nicht gerade selten. Bekannt ist die Assoziation zu atopischen Erkrankungen (Neurodermitis), ohne daß sich daraus ein therapeutisches Vorgehen ableiten ließe. Zu Ihren Fragen:
- Alymphon ist ein Homöopathikum, Derivatos ist mir unbekannt. Über die Erfolge mit diesen Mitteln wird der behandelnde Homöopath sicher besser Bescheid wissen. Bioresonanz ist weder für die Diagnose noch für die Therapie von Allergien eine geeignete Methode. Es handelt sich dabei um eine Scheinbehandlung ohne Wirksamkeitsnachweis. Dies bestätigte eine Untersuchung an Kindern mit Neurodermitis: Es konnte kein Unterschied festgestellt werden, ob die Kinder mit einer echten Bioresonanztherapie behandelt wurden oder ob sie bloss meinten, sie würden dieser Therapie unterzogen.
- Bei den meisten Patienten verschlechtert sich eine Urtikaria während eines Infektes/Fiebers. Selten hört man aber auch umgekehrten Fall. Eine befriedigende Erklärung dafür gibt es nicht. Ein Erklärungsversuch: Durch die bei Fieber dauerhaft erhöhte Körpertemperatur und das folgende Schwitzen werden die Mastzellen (bei cholinergischer Urtikaria) ständig aktiviert. Es ist bekannt, daß Mastzellen nach ein- oder 2maliger Aktivierung jedoch weitgehend erschöpft sind, und sich durch mäßige Reize nicht weiter aktivieren lassen.
- Paracetamol ist eigentlich auch bei Urtikaria ganz gut verträglich. Um auszuschließen, daß es sich um eine Unverträglichkeit gegen Zusatzstoffe gehandelt hat, kann man ein zusatzstofffreies Zäpfchen empfehlen (nur Hartfett als Trägersubstanz).
Mit besten Grüßen,
Magerl
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