Habe schlimme Nesselsucht und weiß nicht mehr weiter ...

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Moderator: USS

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Claudita
Beiträge: 5
Registriert: 30 Jun 2005, 18:33

Habe schlimme Nesselsucht und weiß nicht mehr weiter ...

Beitrag von Claudita »

Hallo,

ich bin kürzlich auf dieses Forum gestoßen, nachdem ich mich schon sehr lange mit chronischer Urtikaria herumplage. Vor kurzem wurde bei mir außerdem Hashimoto-Thyreoiditis diagnostiziert; seitdem nehme ich Thyroxin.

Ich habe einige Fragen, auf die ich bei meinen ganzen Recherchen noch keine befriedigenden Antworten bekommen habe. Deshalb hoffe ich, hier Hilfe zu bekommen.

Zunächst zu meinen Symptomen: Ich habe an vielen Tagen mehrmals täglich Schübe von Nesselsucht, die eigentlich immer mit starker Übelkeit, Kopfschmerzen, Hitzegefühl und Mattigkeit einhergehen sowie starken Schmerzen (z. B. beißend) im Gewebe, bis ganz in die Tiefe. Die Schmerzen sind wirklich extrem. Das Problem ist, dass die Schmerzen nicht nur im Schub da sind, sondern inzwischen IMMER, das heißt, unabhängig von den Schüben ist mein ganzes Unterhautgewebe extrem schmerzhaft und fühlt sich "verklebt" oder zugeschwollen an, als wäre Schleim im Gewebe. Ich spüre im Gewebe auch einen hohen Druck, der auch dazu führt, dass die Muskeln sich irgendwie eingequetscht anfühlen. Auch um die Knochen herum (vor allem Wirbelsäule und Becken) ist dieser beißende scharfe Schmerz und die Knochen jucken ab und an heftig. Die gesamte Haut ist auch sehr empfindlich, so dass ich Kleidung oft als kratzend empfinde.

Meine Hauptfrage ist nun: Können diese Dauerschmerzen (vor allem im Rumpfbereich) mit der Urtikaria zusammenhängen, oder haben sie eher eine andere Ursache? Mich irritiert so, dass die Schmerzen immer da sind, während der Urtikariaausschlag ja in Schüben kommt. Nach einem Schub mit heftigem Kratzen sind die Schmerzen und das "verklebte" Gefühl (auch die Übelkeit) schlimmer.

Die bisherige Interpretation meines Hausarztes ist, dass während der langen Zeit der Unterfunktion (durch Hashimoto-Thyreoiditis) und des dadurch verminderten Stoffwechsels die Histaminansammlungen nicht richtig abtransportiert wurden und sich im Gewebe und um die Knochen eingelagert haben. Könnte diese Erklärung richtig sein? Sie erscheint mir recht plausibel, aber ich möchte natürlich auch nichts anderes übersehen.

Weiter ist mir der Zusammenhang zwischen Urtikaria und Hashimoto-Thyreoiditis (HT) nicht ganz klar. Als Symptome der HT wird z. B. Nesselsucht genannt. Handelt es sich dabei dann automatisch um eine Autoimmunurtikaria oder kann es auch eine nicht-autoimmune Urtikaria-Reaktion (also keine urtikariaspezifischen Antikörper) im Zusammenhang mit HT geben?

Bessert sich die Urtikaria bei HT durch gute Einstellung mit Thyroxin? Auch wenn es sich um eine separate Autoimmunurtikaria handelt? Oder sind die Krankheiten dann ganz unabhängig voneinander?

Ich weiß, dass meine Symptome und Fragen recht komplex sind. Gerade deshalb habe ich bis jetzt noch keine befriedigenden Antworten gefunden. Ich wäre sehr dankbar, wenn mir die Experten hier helfen könnten. Mein Zustand ist eigentlich unerträglich und ich brauche dringend eine Behandlung, die mir hilft.

Vielen Dank und viele Grüße,
Claudia
Dr. F. Siebenhaar
Fachärztin
Beiträge: 258
Registriert: 13 Feb 2003, 10:28
Wohnort: Berlin

Beitrag von Dr. F. Siebenhaar »

Hallo Claudita,
Zusammenhänge zwischen einer Hashimoto-Thyreoiditis und einer chronisch spontanen Urtikaria bestehen in der Tat. Allerdings bestätigt das gemeinsame Vorliegen beider Erkrankungen noch nicht die Diagnose Autoimmun-Urtikaria. In der Regel wird bei Verdacht auf eine solche, der sog. autologe Serumtest durchgeführt. Dieser Test entspricht im Wesentlichen einem intrakutanen Allergietest, der als Testsubstanz das eigene Serum des Patienten einsetzt. Ist dieser Test im Vergleich zur Kontrolle postiv, entsteht also in dem Testareal eine Quaddel, spricht man zunächst von einer autoreaktiven Urtikaria (weitere Infos auf der Homepage). Weitere Hinweise für das Vorliegen einer in Verbindung zur Hashimoto-Thyreoiditis stehenden Autoimmun-Urtikaria würde ein spezieller Autoantikörpertest erbringen, der jedoch nicht routinemäßig durchgeführt werden kann.
Man geht davon aus, dass eine durch Thyroxin gut eingestellte Hashimoto-Thyreoidtis auch eine Linderung der urtikariellen Beschwerden bewirken kann. Weiterhin gibt es Hinweise darauf, dass Patienten mit positivem autologen Serumtest (s.o.) von einer Behandlung mit autologen Vollblutinjektionen profitieren können.
Die Schmerzsymptomatik, die Sie beschreiben ist in der Tat für eine Urtikaria nicht typisch und es ist von hier aus schwer zu sagen, was genau hinter diesen Beschwerden steht. Eine lang andauernde Unterfunktion der Schilddrüse kann zu tiefen Schwellungen im Gewebe führen, die mitunter auch schmerzhaft sein können (sog. Myxödem). Auf jeden Fall sollten Sie diese Beschwerden noch einmal untersuchen lassen. Insbesondere sollten rheumatische Erkrankungen als Ursache für die Muskel-, Knochen- und Gelenkbeschwerden ausgeschlossen werden. Auch solche Erkrankungen gehen gelegentlich mit einer Urtikaria einher.

In der Hoffnung Ihnen weitergeholfen zu haben,
mit freundlichen Grüßen
F. Siebenhaar
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Claudita
Beiträge: 5
Registriert: 30 Jun 2005, 18:33

Beitrag von Claudita »

Sehr geehrter Herr Dr. Siebenhaar,

vielen Dank für Ihre schnelle Antwort. Ja, Sie haben mir weitergeholfen.

Jetzt hätte ich noch eine Frage. Falls Sie das wissen, kann sich dieses Myxödem praktisch überall im Körper bemerkbar machen? Ich meine, ich hätte mal gelesen, dass hauptsächlich bestimmte Stellen betroffen sind, weiß aber nicht mehr, welche. Bei mir ist es ja hauptsächlich im Rumpfbereich, und da vor allem im Rücken.

Das hat zwar jetzt nicht mehr direkt mit Urtikaria zu tun, aber wenn Sie etwas darüber wissen, würde ich mich über eine Antwort sehr freuen.

Viele Grüße,
Claudia
Dr. F. Siebenhaar
Fachärztin
Beiträge: 258
Registriert: 13 Feb 2003, 10:28
Wohnort: Berlin

Beitrag von Dr. F. Siebenhaar »

Hallo Claudia,
sie haben damit nicht unrecht. Ein Myxödem ist hauptsächlich an den Unterschenkeln und/oder im Gesicht lokalisiert, kann aber prinzipiell überall am Körper auftreten. Ein Myxödem ist eines der am häufigsten beobachtbaren Symptome bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Die Haut fühzlt siich dabei teigig an. Es handelt sich um eine generalisierte (also theoretisch überall im Körper auftretende) Ablagerung von sog. Glucosaminoglykanen (auch Mukopolysaccharide genannt) unter der Haut. Im Gegensatz zu anderen ödematösen Veränderungen der Haut bleiben beim Myxödem nach Druck keine Dellen zurück. Das Myxödem sollte sich jedoch nach einiger Zeit zurückbilden, wenn die Schilddrüsenunterfunktion behandelt wird.

Mit freundlichen Grüßen
F. Siebenhaar
Gast

Danke

Beitrag von Gast »

Sehr geehrter Herr Dr. Siebenhaar,

vielen Dank für Ihre Hilfe!

Viele Grüße,
Claudia
Gast

Gast = Claudita

Beitrag von Gast »

Ich sehe gerade, dass neben meinem Beitrag "Gast" steht. Mein Internetzugang funktioniert gerade nicht, weswegen ich über den Zugang meines Vater ins Forum gegangen bin, um eben die Antwort zu schreiben. Deshalb bin ich im Moment nicht mit meinem Benutzernamen registriert. Hatte da beim Schreiben nicht dran gedacht.

Wollte das nur eben erklären, damit es keine Verwirrung gibt!

Viele Grüße,
Claudia
Dr. F. Siebenhaar
Fachärztin
Beiträge: 258
Registriert: 13 Feb 2003, 10:28
Wohnort: Berlin

Beitrag von Dr. F. Siebenhaar »

Kein Problem! Allerdings sollte es meines Wissens nach von jedem Zugang aus möglich sein, sich mit seinem Username und Password als registriertes Mitglied anzumelden (?). Wie dem auch sei, man erkennt Sie ja trotzdem :-)

Beste Grüße
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