Für 3 Wochen nach Kuba trotz schwerer Urtikaria???

In diesem Forum haben Sie die Möglichkeit, den Ärztinnen und Ärzten der UNEV-Sprechstunden Fragen zu stellen. Wir bitten Sie, vor dem Versenden einer Anfrage zunächst zu prüfen, ob sich die Antwort auf Ihre Frage oder die gewünschte Information unter > Formen der Urtikaria oder in unseren Antworten auf bisherige Forumsanfragen findet.

Moderator: USS

Antworten
Gast

Für 3 Wochen nach Kuba trotz schwerer Urtikaria???

Beitrag von Gast »

Hallo liebes Urti-Team,

ich bin momentan total verzweifelt und weiß mir keinen Rat mehr. Ich habe seit Januar 2003 eine chronische Urtikaria, die ich bis vor ein paar Wochen mit Telfast 180mg ganz gut im Griff hatte.

Seit mehreren Wochen weigert sich mein Körper, auf jegliche Art von Antihistaminika zu reagieren. Die Quaddeln verschwinden nicht mehr gänzlich, eine gewisse Grundanzahl ist immer da - vor allem an den Unterarmen und an den Oberschenkeln. Seit 2 Wochen bekomme ich nun schwere Schübe mit großflächigen, dicken, heißen Schwellungen am ganzen Körper bis zu den Knien. Unterhalb der Knie ist so gut wie nichts zu sehen. Zusätzlich schwellen alle paar Tage die Lippen Donald-Duck-mäßig an und dann habe ich das Gefühl, dass der Rest vom Gesicht auch irgendwie ein bisschen angeschwollen ist. Mein Problem bei dieser Sache ist nun, dass mir bei einem akuten Schub, der so etwa 2 Tage anhält, keinerlei Medikamente helfen: weder Telfast (habe schon aus lauter Verzweiflung bis zu 4x 180mg an einem Tag genommen - ist sicherlich schon eine Überdosierung), noch Xusal, Zyrtec, Fenistil-Tropfen und Loratidin helfen. Auch Cortison hilft nicht wirklich, da ich wegen einem Diabetes Typ II maximal 25 mg nehmen kann, und dies ist eigentlich zuviel, denn mein Blutzucker schießt mit dieser Dosis schon bis 250 mg/dl hoch. :cry:

Darauf hin bin ich zu Hautarzt Nummer 4 gegangen, nachdem mein Hausarzt keinen Rat wusste, und habe ihm meine dicken Quaddeln gezeigt und meine Vorgeschichte geschildert (sämtliche Allergietests negativ, IgE < 20, etc....).
Seine Reaktion: "Na, und jetzt meinen Sie, ich bin ein Wunderheiler?!" (Originalton). Ich war total schockiert über diese Aussage, hätte mir eigentlich eine etwas qualifiziertere Reaktion erhofft. Na ja, wenigstens ein Notfallset hat er mir aufgeschrieben...falls die Luftröhre zugeht.

Und jetzt komme ich zu meinen eigentlichen Fragen:

Was ist die höchstmögliche Dosierung von Telfast? Habe das Gefühl, das ist das einzige Medikament, das einigermassen hilft, aber nur in hoher Dosierung.

Ich habe schon im Februar einen 3-wöchigen Kuba-Urlaub für den Oktober gebucht. Wenn ich daran denke, dass ich in 2 Monaten für 3 Wochen so dermassen verquaddelt nach Kuba reisen muss, wird mir schlecht. Ich habe totale Angst, dass mir in diesen 3 Wochen was passiert und ich nicht die richtigen oder zu wenig Medikamente dabei habe.
Halten Sie einen solchen Urlaub für zu problematisch? Die Kombination Cortison und Diabetes finde ich auch nicht ungefährlich, da ich nicht Insulinpflichtig bin und bisher "nur" Metformin gegen die erhöhten BZ-Werte nehme.

Vielen Dank im Voraus für die Hilfe!

Liebe Grüße
Annette
gast

Beitrag von gast »

ich war auch mit urticaria ein viertel jahr in bangladesch. hatte auch schiss vor einer totalentgleisung. vorallem weil es eine wärmeurticaria ist und dort ja tropisches feuchtwarmes klime herrscht. habe dann mit regelmäßigen medikamenten (xusal) gar keine probleme gehabt. nur ein bisschen, wo ich erkältet war. erst zuhause kam alles wieder zum blühen. also, toi, toi, toi. immer positiv denken, keinen stress machen und die seele baumeln lassen, weit weg vom stress.
gast

Beitrag von gast »

ich war auch mit urticaria ein viertel jahr in bangladesch. hatte auch schiss vor einer totalentgleisung. vorallem weil es eine wärmeurticaria ist und dort ja tropisches feuchtwarmes klime herrscht. habe dann mit regelmäßigen medikamenten (xusal) gar keine probleme gehabt. nur ein bisschen, wo ich erkältet war. erst zuhause kam alles wieder zum blühen. also, toi, toi, toi. immer positiv denken, keinen stress machen und die seele baumeln lassen, weit weg vom stress.
Dr. W. Syska
Arzt
Beiträge: 45
Registriert: 10 Aug 2005, 17:05

Beitrag von Dr. W. Syska »

Hallo Annette!

Es kommt relativ häufig vor, dass bei manchen Menschen gerade ein bestimmtes Antihistaminikum das richtige ist, während es bei anderen nicht hilft. Die Dosierung von Telfast 180 sollte 3x/täglich nicht überschreiten. In dieser Dosierung kann man Telfast auch über einen längeren Zeitraum zu sich nehmen. Zudem erscheint es in Ihrem Fall sinnvoll neben Telfast noch andere Antihistaminika wie zum Beispiel Ranitin und Atarax anzuwenden. Manchmal kann es hilfreich sein, eine hohe Dosierung von Telfast über einen längeren Zeitraum einzunehmen und somit einen gewissen Spiegel aufzubauen.
25 mg Kortison sind in der Tat manchmal nicht ausreichend um einen heftigen Schub abzufangen. Sie sollten sich nochmal mit Ihrem Diabetologen zusammensetzten um einen geeigneten Blutzuckerausgleich bei höheren Kortisondosierungen, z.B. mit kruzwirksamen Insulinen zu finden.
Insgesamt ist es auch im Urlaub für sie wichtig, dass Notfallset mit sich zu führen. Wir empfehlen in der Regel eine Kombination aus Antihistaminikum und einem Kortisonpräparat. Beides sollte in flüssiger Form vorliegen. Im Notfall, das heisst wenn lebensbedrohende Rachenschwellungen vorliegen, sollten sie trotzdem, auch nach benutzen des Notfallsets, den nächsten Notarzt aufsuchen.

Mit freundlichen Grüßen,
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo Herr Dr. Syska!

Vielen herzlichen Dank für die tolle Antwort, die sehr hilfreich für mich ist. Ich habe nun schon instinktiv seit 3 Tagen angefangen, regelmäßig Mo-Mi-Ab jeweils eine Telfast 180mg zu nehmen, um einen konstanten Serumspiegel zu erreichen, und siehe da....bin seit 3 Tagen ohne Quaddeln (ich klopfe jetzt mal ganz schnell auf Holz), und das, obwohl ich schon seit Wochen nicht mehr quaddelfrei war. Ihr Ratschlag bestätigt nun meine Vorgehensweise, das beruhigt mich ungemein.

Nichts desto trotz, ich wünsche mir nichts sehnlicher, als endlich eine klare Ursache für diese Quaddeln zu finden. Als ich letztes Jahr meine Zähne saniert hatte (alle Füllungen raus und 12 Zähne überkront), war die Urtikaria urplötzlich verschwunden. Ich war überglücklich und dachte, ich hätte das Übel an der Wurzel gepackt und meine Zähne als Ursache für die Urtikaria entlarvt. Das Glück hielt leider nur 4 Monate, dann hatte ich sie wieder, meine Quaddeln. Ich ging dann nochmal zum Zahnarzt und bat ihn, nochmals alles durchzuchecken. Doch dieser konnte trotz eines neu aufgenommenen Röntgenbildes keinen Defekt ausmachen. Seither bin ich ratlos und schlucke brav meine Antihistaminika, was bleibt mir denn anderes übrig? :roll:

Ach ja, als meine Urtikaria im Januar 2003 begann, litt ich gerade an einer Gleichgewichtsnerv-Entzündung (Neuronitis Vestibularis). Ich dachte immer, vielleicht gibt es einen Zusammenhang zwischen Zahnnerventzündung (die ich zu dieser Zeit ebenfalls öfters hatte) - Neuronitis Vestibularis und Urtikaria. Außer mir hat da bisher aber keiner meiner behandelnden Ärzte einen Zusammenhang gesehen.

Na ja, vielleicht ist das ja auch nur ein Hirngespinst von mir......aber vielleicht fällt Ihnen ja dazu was ein?

Vielen Dank nochmal für die Mühe, die Sie sich gemacht haben, ich weiß das sehr zu schätzen!

Liebe Grüße
Annette
Dr. W. Syska
Arzt
Beiträge: 45
Registriert: 10 Aug 2005, 17:05

Beitrag von Dr. W. Syska »

Hallo Anette!
Zwischen einer Neuronitis Vestibularis und einer chronischen Urtikaria ist zur Zeit kein spezieller Zusammenhang beschrieben. Die Ursachen einer chronischen Urtikaria können sehr vielfältig sein. Eine der Hauptursachen können versteckte Infektionen im Körper sein. Dazu gehört auch eine Entzündung der Zahnwurzel. Dass es nach der Behandlung besser wurde, spricht dafür, dass dies bei Ihnen eine große Rolle gespielt hat. Manche Urtikaria-Zentren bieten stationäre Abklärungsprogramme zur Ursachensuche an. Der Versuch, den Ursachen ambulant auf den Grund zu gehen, ist häufig sehr frustierend. In Ihrem Fall wäre meine Empfehlung ein Urtikaria-Zentrum aufzusuchen und ein stationäres Durchuntersuchungsprogramm mitzumachen.

Alles Gute,
Antworten