chronische Urtikaria mit Antihistamin-Unverträglichkeit

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Moderator: USS

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Miriam
Beiträge: 2
Registriert: 21 Aug 2005, 14:21

chronische Urtikaria mit Antihistamin-Unverträglichkeit

Beitrag von Miriam »

Hallo ihr Lieben,

ich leide seit über 3 Jahren an chronischer Urtikaria. Meist an den Unterarmen, Händen, Knien und Füßen und im schlimmsten Fall über den ganzen Körper verteilt (Zwischen 1-2mm und mehreren cm große Urticae, so gut wie jeden Tag). War bereits bei den verschiedensten Ärzten (Haut-, Zahn-, HNO, sowie 1 Woche Aufenthalt in der Dermatologie mit Kartoffel-Reis-Diät). Blut-, Stuhl-, Urin-, Atemtest, sowie Focussuche negativ. Schilddrüse ist in Ordnung und keine Entzündung im Körper feststellbar. Insgesamt wurde keine eindeutige Ursache diagnostiziert. Allergietests konnten jedoch nur eingeschränkt durchgeführt werden, z.B. Pricktests, da durch die gleichzeitige Urtikaria facticia alle gestesteten Stellen gleich aussehen. Konservierungsstoffe konnten nicht getestet werden, da ich keinen Tag beschwerdefrei war. Im Blut konnte keine Nahrungsmittelallergie nachgewiesen werden. Von einer pseudoallergenarmen Diät wurde mir hingegen abgeraten, da ich dafür zu dünn bin und schneller ab als zunehme.

Erschwerend kommt eine H1-Antihistaminika-Unverträglichkeit hinzu. Sowohl Xusal, Telfast, Allergodil, Fenestil, Vividrin und Zyrtec verschlimmern die Beschwerden in kürzester Zeit immens (Verschlimmerung im Sinne von Quaddelschüben mit desseminierter Aussaat von großen Quaddeln und starkem Pruritus). Sollte deshalb Antihistaminika und Wirkstoffe mit Antihistaminwirkung meiden.
Teste gerade als Alternative Ketotifen (1 morgens und abends). Nach der Einnahme tritt keine Verschlechterung auf, allerdings kommt es nach 5-wöchiger Einnahme immer noch zu spontanen Schüben. Manchmal verschwinden die Quaddeln für einige Tage, kommen aber in unsystematischen Abständen wieder. (Könnte vielleicht auch an den schwankenden Temperaturen diesen Sommer liegen!?!). Laut Packungsbeilage tritt erst nach 8-10 Wochen Vollwirkung ein.
Bei akutem Juckreiz verwende ich die Salbe „Soventol HC“ und „Ekzevowen“ Tropfen. Weiterhin schlimm bleibt allerdings die Urtikaria facticia. Gibt es Alternativen zur Behandlung außer Antihistaminika? Oder irgendwelche Tipps, da bei einem leichten Kratzer,… die Schwellung, auch nach Kühlung, bis zu einem ganzen Tag bleibt.

Habe selbst festgestellt, dass mein eigener Schweiß häufig die Ursache ist, da die Quaddeln hautsächlich auftreten, wenn mir warm wird (meist nach sportlichen Aktivitäten und die direkte Sonne im Sommer; habe allerdings schon vor meiner chronischen Urtikaria zu Sonnenallergie geneigt) aber nicht ausschließlich. Bin mittlerweile sehr verzweifelt, da nicht nur mich das Jucken den letzten Nerv kostet sondern auch meine Mitmenschen. Mein Hautarzt empfiehlt mir einen IgG-Test auf 200 Lebensmittel, anstelle der IgE-Tests. Und Nano-Selen-Produkte, die bereits bei Neurodermitis und Schuppenflechte Erfolge verzeichnen. Bringt das etwas, da dieser Test doch recht teuer ist?
Welche Möglichkeiten habe ich noch die Ursache(n) zu finden und welche alternative Therapie(n) außer Antihistaminika kann (könnten) mir helfen?

Vielen lieben Dank.

Liebe Grüße
Miriam
Dr. W. Syska
Arzt
Beiträge: 45
Registriert: 10 Aug 2005, 17:05

Beitrag von Dr. W. Syska »

Hallo Mariam!
Eine Gruppe der chronischen Urtikaria ist die Gruppe der sogenannten physikalischen Urtikaria. Die Quaddelbildung erfolgt hier nach bestimmten physikalischen Auslösern, wie z.B. Kälte, Hitze oder physikalischen Druck.
Manchmal können auch zwei oder mehr physikalische Auslöser vorliegen. Bei Ihnen deutet vieles darauf hin, dass es sich neben der Urtikaria factitia (Quaddeln entstehen nach dem Kratzen) auch um eine cholinerge Urtikaria handelt. Hierbei entstehen Quaddeln z. B. nach dem Sport oder nach dem heissen Bad.
Bei einer physikalischen Urtikaria verläuft die Ursachensuche in der Regel ergebnislos, so dass eine optimale symptomatische Medikamenteneinstellung nötig ist.
Eine Unverträglichkeit gegen so viele unterschiedliche Antihistaminka ist eher sehr unwahrscheinlich. Es wirken allerdings nicht alle Antihistaminka bei jedem Menschen gleich gut. Man muss herausfinden welches Antihistaminikum für sie am besten geeignet ist und dieses dann auch ,wenn nötig, in ausreichender Dosierung anwenden. Kühlende und Juckreiz stillende Cremes können in jedem Fall zusätzliche Linderung bringen.
Um über alternativen Therapien oder auch über eine Teilnahme an Studien mehr zu erfahren sollten sie sich an Zentren wenden, deren Spezialgebiet die Betreuung und Behandlung von Patienten mit chronischer Urtikaria ist.

Alles Gute,
Miriam
Beiträge: 2
Registriert: 21 Aug 2005, 14:21

Beitrag von Miriam »

Sehr geehrter Herr Dr. Syska,

vielen Dank für Ihre schnelle Antwort. Leider habe ich bisher auf alle genannten Antihistaminika tatsächlich mit schlimmer Urtikaria reagiert. Auch während meines stationären Aufenthalts waren alle Hautärzte sichtlich überrascht, dass wenige Stunden nach der Einnahme sich meine Schübe sichtlich drastisch verschlimmert haben.
Wenn ich Sie richtig verstanden habe, sollte ich weiterhin Antihistaminika ausprobieren, bis ich das richtige Medikament gefunden habe. Allerdings ist diese Testphase kaum erträglich.
Würde mich gerne an Zentren wenden, die auf Urtikaria spezialisiert sind.
Würde mich freuen, wenn Sie mir Anlaufstellen im Süddeutschen Raum empfehlen könnten.

Vielen Dank und freundliche Grüße
Miriam
gast

hab das selbe problem

Beitrag von gast »

hallo miriam,

dank deiner geschichte stehe ich nicht mehr alleine da mit dem problem das sämtliche antihistamin tabletten meine urti erst richtig zum blühen bringen

bis jetzt habe ich mir nur dumme sprüche anhören müssen ...wie, kann nicht sein und weiternehmen, ohne tabletten ist noch schlimmer

leider wird die krankheit meiner meinung nach nicht ernst genommen und die ärzte hoffen das sie von alleine verschwindet

bei mir hat sie das auch gott sei dank immer wieder gemacht
Dr. W. Syska
Arzt
Beiträge: 45
Registriert: 10 Aug 2005, 17:05

Beitrag von Dr. W. Syska »

Hallo Miriam!
Nicht aufgeben. In der Regel findet sich bestimmt noch ein Antihistaminkum, das für sie geieignet ist. Um nach Zentren Ausschau zu halten, informieren sie sich bitte zum Teil auf unserer Homepage oder Fragen in einem anderen Forum weitere Leidensgenossen (sie wissen wir dürfen rechtlich keine Werbung machen). Zumeist haben Unversitätskliniken die meiste Erfahrung in der Betreuung und Behandlung von Urtikaria-Patienten.

Alles Gute
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