Schleichender Beginn?

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Moderator: USS

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Wanderreiter
Beiträge: 6
Registriert: 08 Sep 2005, 05:53
Wohnort: Trier

Schleichender Beginn?

Beitrag von Wanderreiter »

Hallo,

auf Empfehlung eines Lesers des Erfahrungsaustauschforum stelle ich meine Fragen nochmal hier, allerdings leicht modifiziert, da mir noch was eingefallen ist.

Ich muss leider etwas weiter ausholen, um die Fragen verständlich zu machen.

Seit November letzten Jahres widme ich mich sehr intensiv meinem neuen Hobby Wanderreiten. Da sitzt man auch schonmal 4 - 5 Stunden ununterbrochen im Sattel. Klar, dass das Gesäß stark belastet wird. Davon abgesehen, dass ich auch schon mal Bereiche wundgeritten hatte, traten vor allem im Bereich der Falte zum Oberschenkel und am oberen Ende der Pofalte bläschenartige leicht juckende etwa mückenstichgroße Erhebungen der Haut auf. Diese verschwanden nach einiger Zeit von alleine wieder. Das zog sich so über 3 - 4 Monate hin.

War dies vielleicht schon der Beginn einer Nesselsucht oder können die wiederholten lokal begrenzten mechanischen Belastungen und Reaktionen eine Nesselsucht am ganzen Körper auslösen?

Richtig ging es bei mir vor ca. 3 Wochen im Italienurlaub los. Jucken am Hinterkopf, Augenbrauen, Schamhaarbereich. Dachte schon, ich hätte Läuse. Am Kopf waren kleinere Knubbel zu fühlen. Dann kamen an belasteten Stellen wie Hautfalten, Gummizüge der Unterhose etc. weißliche kleine Quaddeln hinzu ohne Rotfärbung (so ähnlich, wie schon oben beschrieben). Die juckten auch ganz schön. Sie verschwanden aber auch manchmal wieder. Später Jucken am Oberkörper. Erst als ich letzte Woche nach Hause kam, blühte ich letzten Samstag so richtig auf. Am ganzen Oberkörper und an den Armen die typischen Quaddeln: unregelmäßig, erhaben, gerötet und stärker rot umrandet. Der Notarzt gab Cortison und ein Pilzmittel. Cortison wirkte in der hohen Anfangskonzentration gut. Dann Montag zum Hausarzt, der das Pilzmittel absetzte und für die restlichen erhabenen Stellen ein cortisonhaltige Salbe aufschrieb, die ich auch anwendete. Am nächsten Morgen war ich aber wieder voll aufgeblüht, die Nacht war schon wg. der Juckerei sehr unangenehm. Der konsultierte Hautarzt stellte dann endlich eine Nesselsucht fest und verordnete zum Cortison noch ein Antihistaminikum. Die Salbe wurde abgesetzt. Nach drei Tagen mit dieser Therapie sind die Symptome gemindert aber nicht verschwunden. Das heißt, es gibt unregelmäßig am Körper verteilt immer noch kleine bis große Quaddeln, die auch mäßig jucken.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen mit einer startenden Urtikaria und gibt es vielleicht eine "wehret den Anfängen"-Therapie? Ist es normal, das trotz Cortison und Antihistaminikum die Symptome nicht verschwinden?

Und eine spezielle Frage: Kann es einen Zusammenhang geben zwischen Urtikaria und Pferdekontakt, vielleicht verstärkt durch die sommerliche Hitze?

Ach ja, ich habe mich in Italien nur mäßig gesonnt und die ersten Symtome traten an lichtgeschützen Stellen auf. Eher da, wo es reibt und wo man stärker schwitzt.

Ich hoffe ja im Moment noch, dass es sich um eine akute spontane Urtikaria handelt und nicht um eine chronische. Wenn allerdings die ersten Hautreaktionen nach den Reitausflügen auch schon Urtikaria gewesen sind, dann wär es schon über 6 Wochen. Gibt es überhaupt so einen "schleichenden Beginn"?

Allergien hatte ich bisher keine (außer einer leichten Sonnenallergie und von Krabben(-eiweiss) wird mir total schlecht).

Noch eine Ergänzung: Seit ca. einem Jahr bereite ich meinen Kaffee mit so einem Esspressomaschinchen aus Aluminium zu, dass man auf die Herdplatte stellt. Kann es sein, dass ich deshalb zu viel Aluminium aufnehme und dies die Urtikaria auslöste? Kann der Anteil im Körper festgestellt werden?

Vielleicht hat ja jemand Antworten auf meine Fragen und Tipps "for beginners".

Reinhard.
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo,

als ich den Text eben las, dachte ich, fast genau wie bei mir. Dieselben Stellen usw.. Nur dass ich nicht im Urlaub war, aber an dem Tag als es anfing (Ende Juli 05) war es sehr heiss.
Es hat auch bei mir genau an dem Tag angefangen, als ich mir eine neue Kaffeemaschine kaufte und den ersten Kaffee trank. Ich hab natürlich auch schon an diese Ursache gedacht, aber mein Mann sagte, sowas gibt es nicht. Ich werde sofort anderen Kaffee trinken oder vielleicht erstmal gar keinen, vielleicht ist noch was zu retten!

Liebe Grüße
Jacqueline
Dr. W. Syska
Arzt
Beiträge: 45
Registriert: 10 Aug 2005, 17:05

Beitrag von Dr. W. Syska »

Hallo Reinhard!
Eine Urtikaria kann auch manchmal schleichend beginnen, indem zu Beginn nur in seltenen Fällen Quaddeln auftreten, die dann später mehr werden.
Ihre Beschreibung der Beschwerden lässt zudem auf eine so genannte physikalische Urtikaria schließen. Hierbei sind die Beschwerden auslösbar. Zum Beispiel können Kälte, Wärme, Sonnenlicht oder auch der eigene Schweiß eine Urtikaria Auslösen. Zudem kann eine Urtikaria auch nach dem Kratzen auftreten (Urticaria factitia). Diese physikalische Urtikaria kann alleine auftreten, ist aber auch häufig mit der spontanen Urtikaria vergesellschaftet.
Die Unterscheidung, ob eine chronische oder eine akute Urtikaria vorliegt liegt an den bekannten 6 Wochen. Aber auch hier muss man sagen, dass diese Linie willkürlich gezogen wurde. D. h. dass eine akute Urtikaria durchaus auch mal 7 oder 8 Wochen dauern kann.
Die optimale Therapie bei einer Urtikaria sind Antihistaminika, da diese im Gegensatz zum Kortison keine Nebenwirkungen haben. Häufig langt aber eine Tablette pro Tag nicht aus. Zudem wirkt nicht jedes Antihistaminikum bei jedem Patienten gleich stark. Es ist also nichts Ungewöhnliches, dass sie trotz Therapie weiterhin leichte Beschwerden haben, auch wenn Kortison zu dieser Therapie gehört hat.
Dass wichtigste ist, dass sie zusammen mit Ihrem Hautarzt zuerst mal genau die Art der Urtikaria bestimmten (chronisch/akut/physikalisch/spontan) und dann die für sie geeignete Therapie festlegen.
Alles Gute,
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