idiopatische Urtikaria/Allergietests

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Moderator: USS

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Gast

Beitrag von Gast »

Es ist oft einfach zum "aus der Haut fahren"!
Ich werde schon seit ca. 9 Jahren von Urtikaria geplagt - aber zumindest wurden die Schübe innerhalb der letzten Jahre weniger. Zur Behandlung nehme ich Lorano (nicht täglich, sondern je nach Auftreten) oder reibe die betroffenen Stellen mit Aloe Vera oder Fenistil Gel ein.

Ich habe schon einige Untersuchungen (Infektionen, Pilze etc.) und Tests hinter mir, insbesondere Prick- und "Pflaster"-Tests auf Pollen, Staubmilben, Amalgam, Nahrungsmittel etc. - ohne auffällige Befunde. Der letzte Allergietest war vor etwa 2,5 Jahren. Damals lautete die Aussage, dass ich auf Staubmilben und bestimmte Pollen reagieren würde. Der damalige Hautarzt war überzeugt, dass die Staubmilben der Auslöser für die Urtikaria sind (ein anderer Arzt hat das als Ursache wiederum ausgechlossen, habe daher die empfohlene Desensibilisierung nicht gemacht).

Jetzt nehme ich einen neuen Anlauf, den Ursachen auf die Spur zu kommen und war in der Hautklinik. Die Blutuntersuchung hat ergeben, dass ich auf keinen der Stoffe allergisch reagiere (also auch nicht auf Pollen oder Milben). Erste Frage: Welcher Test ist eigentlich genauer? Die Tests über die Haut oder die im Blut nachgewiesenen Werte? Kann die Allergie wirklich "verschwunden" sein? Könnten Staubmilben ein Auslöser für die Urtikaria sein?

Außerdem wurde mir empfohlen, über 4-6 Wochen eine pseudoallergenarme Diät zu machen (erster Versuch ist nach 2,5 Wochen wegen einer anderen Krankeit und damit verbundenen Medikamenteneinnahme gescheitert). Hätte ich nach 2,5 Wochen schon eine Verbesserung spüren müssen?

Ich wäre wirklich froh, wenn ich endlich der Ursache auf die Spur kommen würde - aber langsam gebe ich die Hoffnung auf... gibt es eigentlich Chancen, bestimmte Formen der Urtikaria mit bestimmten Medikamenten bzw. Heilmethoden zu heilen? Die Einnahme von Antihistaminika lindert ja eigentlich nur die Beschwerden aber bringt nicht wirklich einen Heilungserfolg?!? Wenn ja, wie hoch ist die Erfolgsquote bzw. das Risiko?

Beste Grüße und ein dickes Lob für dieses Forum!
Anja
Dr. A. Hanau
Ärztin
Beiträge: 110
Registriert: 27 Nov 2001, 00:00
Wohnort: Mainz

Beitrag von Dr. A. Hanau »

Liebe Anja,
herzlichen Dank für Ihre Nachricht und Ihr Lob für unsere Webseite!
Zu Ihren Fragen:
1. Das ist schwierig zu beantworten. Um eine Allergie richtig zu diagnostiziern, ist zuallererst die Krankheitsgeschichte wegweisend. Bei Hausstaubmilben-Allergie bestehen z.B. Symptome wie eine morgendliche verstopfte Nase, Niesanfälle, nächtliches Husten etc. Von der chronischen Urtikaria weiss man, dass sie nur selten durch eine Allergie verursacht wird. Hausstaubmilben kommen dabei besonders selten in Frage, weit häufiger sind Allergien gegen Nahrungsmittel. Um festzustellen ob Ihre Haut auf Hausstaubmilben reagiert, ist der Pricktest sehr geeignet. Er sollte bei einer tatsächlich durch Hausstaubmilben ausgelösten Urtikaria positiv ausfallen. Zur Bestätigung dient die Bestimmung des spezifischen IgE gegen Hausstaubmilben im Blut. Insgesamt muss man sagen, dass man bei allen Testungen immer die klinische Relevanz beachten muss. Jeder Test hat eine bestimmte Rate an "falsch positiven" Ergebnissen. Daher macht es auch wenig Sinn, jemanden auf alles zu testen, was derzeit auf dem Markt ist, man würde viel zu viele Ergebnisse bekommen, die keine Relevanz haben.
In Ihrem Fall ist es auch gut möglich, dass Sie sowohl eine leichte Allergie gegen Hausstaubmilben als auch eine Urtikaria haben, beides aber nichts miteinander zu tun hat. Das sollte am besten Ihr behandelnder Dermatologe entscheiden.
2) Eine Allergie kann auch wieder verschwinden, oder zu einem anderen Allergen "wandern".
3.) Nach 2,5 Wochen streng (!!!) pseudoallergenarmer Diät sollte sich eine deutliche Besserung der Symptome zeigen. Erfahrungsgemäss ist es ambulant sehr schwierig, eine pseudoallergenarme Diät einzuhalten, da sich aus Unkenntnis immer wieder kleine Diätfehler (z.B. Kaugummi, Getränke, Obst) einschleichen
4.) Antihistaminika bekämpfen tatsächlich lider nur die Symptome, einzig eine ursachenbezogene Therapie (z.B. die Entfernung eines vereiterten Zahnes bei Infekt-Urtikaria) kann die Urtikaria dauerhaft heilen.
In der Hoffnung, Ihnen etwas weitergeholfen zu haben, mit herzl. Grüßen,
A. Hanau
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