AERIUS und XUSAL: Ein Trick der Pharmaindustrie?

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Moderator: USS

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Zauberfee-3
Beiträge: 5
Registriert: 04 Aug 2005, 20:41
Wohnort: Hamburg

AERIUS und XUSAL: Ein Trick der Pharmaindustrie?

Beitrag von Zauberfee-3 »

Liebes Ärtzteam,

o.g. Medikamente werden in diesem Forum oft als sehr wirksame Mittel gegen die Utri erwähnt.

Mein Hausarzt möchte mir diese jeodch nicht verschreiben, da er Information vorliegen hat, daß es sich lediglich um Isolationen einzelner Bestandteile der 1. Antihistaminika-generation handelt, die keinesfalls so erheblich wirkungsvoller gegen die Utri als deren "Vorgängermodelle" Lorotadin und Cetrizin seien.

Sie seien lediglich erheblich wirkungsvoller für die vollen Kassen der Pharamindustrie, da die neuen im Vgl. zu den alten "Modellen"
(für die die Patente ausgelaufen waren = nicht mehr erstattungsfähig)
erheblich teurer, aber durch die Verschreibungspflicht erstattungsfähig sind.
Folge: Erhebliche Mehrbelastung der Krankenkassen, die er gemäß Arzneimittelrichtlinien nicht verantworten dürfe.
Und er meinte auch, daß eine dauerhafte tägliche Einnahme und gelegentliche Überdosierung von Lorotatin (bis zu 3/Tag) vertretbar sei. (???)
Siehe auch: http://www.arznei-telegramm.de/zeit/0405_a.html

Michael aus MG (Formusmitglied) meinte hingegen zu mir, daß dem nicht so sei und verwies auf:
http://www.pharmazeutische-zeitung.de/07-01.htm
...obwohl der Artikel keine wirklich eindeutige Bewertung alt gegenüber neu enthält..oder?

Zum "Ausporbieren" hat er mir AERIUS als Privatrezept verschrieben, so daß ich den vollen Packungspreis + Praxisgebühr selbst entrichten musste :-( Ein teures, zweifelhaftes "Vergnügen"...

Nach nunmehr drei Tagen 1 x Lorotadin morgens + 1 x AERIUS (statt Lorotadin) abends erspüre ich entgegen aller Hoffnungen leider keine merkliche Besserung der Urti. Das mag jedoch möglicherweise noch mit anderen Faktoren zusammenhängen (unruhige Lebensphase).

Dennoch bitte ich um Ihren fachmännischen Rat und Standpunkt zu o.g. Thema: Hat mein Artzt nun Recht oder nicht?

Danke im Voraus
& ein herzliches Dankeschön für Ihr Engagement auf diesen Seiten!

Viele Grüße

Carola aus Hamburg
Dr. med. P. Staubach
Fachärztin
Beiträge: 69
Registriert: 12 Nov 2001, 00:00
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Wirksamkeit

Beitrag von Dr. med. P. Staubach »

Hallo Karola,
es ist immer wieder interessant zu lesen, wieviele Artikel sich doch mit Wirksamkeit von Arzneimitteln beschäftigen. Es gibt Antihistaminika der alten und der neuen Generation. Die "alten" sind sehr wirksam, haben aber Nebenwirkungen wie z.B. Müdigkeit, was Menschen die im Beruf stehen oder auch im Strassenverkehr teilnehmen wollen, nicht zumutbar ist. Deshalb greift man gerne auf die Antihistaminika der neueren Generationen, die diese Nebenwirkungen nicht bzw. nur sehr gering haben. Diese Wirken aber trotzdem bezüglich der Nesselsucht - oft ist eine höhere Dosierung - als vom Hersteller empfohlen erforderlich. Dies muss aber von ihrem zuständigen Arzt entschieden werden. Dass diese neueren Arzneimittel keine Wirkung haben kann nicht sein, da um ein Medikament auf den deutschen Markt zu bringen auch ein Wirksamkeitsnachweis erbracht werden muss. Wahrscheinlich ist es eine Frage der Dosis, warum bei ihnen bestimmte Medikamente weniger gut wirken. Ich würde nochmals mit meine Arzt über das Problem sprechen - denn sie benötigen ein solches Medikament zumindest solange noch keien relevante Ursache ihrer Urtikaria gefunden wurde.
Grüsse PS
Zauberfee-3
Beiträge: 5
Registriert: 04 Aug 2005, 20:41
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AERIUS und XUSAL: Ein Trick der Pharmaindustrie?

Beitrag von Zauberfee-3 »

Sehr geehrte Frau Dr. Staubach,

herzlichen Dank für Ihre Antwort und Ihren Rat!

Ich vermute, bei Jedem wirken die Antihistaminika auch anders und man muß eben herausfinden, was einem selbst am besten hilft.
Das war ja auch der Grund, warum ich meinen Arzt um Verschreibung von Aerius bat, als selbst die Überdosis von Lorotadin nicht mehr so recht wirkte. Ob es mir tatsächlich besser hilft als Lorotadin (das ja auch nicht müde macht), kann ich noch nicht mit Sicherheit sagen.

Aber es ging mir in meiner Frage nicht nur um die Wirksamkeit von Aerius, sondern um meinen Aufklärungswunsch bezüglich des Grundes, warum ich dieses Medikament vollständig selbst bezahlen musste.

Stimmt es, daß Aerius "nur" ein Derivat von Lorotadin ist und -wie mein Artzt behauptete- ein Trick der Pharmaindustrie ist, um über die Verschreibungspflicht des Medikamentes an das Geld der Krankenkassen heranzukommen?

Oder dürfen Sie sich nicht hier in aller "Öffentlichkeit" zu diesem brisanten Thema äußern?

In gespannter Erwartung auf Ihre Antwort,

Viele Grüße

Carola
Gast

AERIUS

Beitrag von Gast »

Sehr geehrte Carola,
Aerius ist als Fertigarzneimittel im Handel und der Wirkstoff heisst Desloratadin - daran sieht man bereits die nahe Verwandtschaft zu Loratadin - es ist eine Weiterentwicklung des Desloratadin und soll noch spezifischer als Antihistaminikum wirksam sein als Loratadin. Grundsätzlich müssen Medikamente, die neu auf den Markt kommen, einer Verschreibungspflicht unterliegne - die dann - falls das Medikament es zulässt - nach mehreren Jahren aufgehoben wird.
Wie sie schon selbst sagte, Antihistaminika muss man auch manchmal ausprobieren - die Patienten reagieren unterschiedlich , was die Wirksamkeit betrifft. Deshalb nicht unterkriegen lassen und auf zu neuen Taten. Grundsätzlich ist es aber so - das sind meine Informationen dazu - dass man Antihistaminika bei chronischer Urtikaria auch auf Kassenrezept verordnen darf.
Zauberfee-3
Beiträge: 5
Registriert: 04 Aug 2005, 20:41
Wohnort: Hamburg

Aerius

Beitrag von Zauberfee-3 »

Hallo sehr geehrter Gast,

herzlichen Dank für die ganz ausgezeichnet diplomatische Anwort, die ich sehr gut als Argumentationshilfe verwenden kann! :P

Urti-befreiende Grüsse,

Carola
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