Nesselsucht durch Lebensmittelallergie??

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Moderator: USS

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rhoen10
Beiträge: 3
Registriert: 31 Okt 2005, 21:43

Nesselsucht durch Lebensmittelallergie??

Beitrag von rhoen10 »

Hallo!

Seit August diesen Jahres leide ich an einer Form der Nesselsucht. Lt. Hautarzt „Chronisch intermittierende Urticaria (L50.9G). Anfang August bin ich morgens aufgewacht und hatte die Arme geschwollen, dann ging es recht schnell und ich hatte am ganzen Körper einen roten, juckenden Ausschlag, der immer dicker wurde. Daraufhin bekam ich vom Hausarzt Cortison, in der Hoffnung, es geht in ein paar Tagen wieder vorbei. Leider war dies nicht der Fall, und ich ging zum Hautarzt. Der ließ eine Stuhlprobe abgeben zum analysieren, da ich ca. 2 Wochen vorher ziemlich Durchfall hatte und verschrieb erst mal Prednisolon 5 mg und Cetirizin Hexal. Damit wurde es aber eher noch schlimmer. Mit Prednisolon 5 mg am Morgen und Cetirizin am Abend stand ich sozusagen morgens total verunstaltet auf, Ausschlag am ganzen Körper und im Gesicht. Dachte schon, ohne Tabletten geht es nie mehr! Führte dann vom Hautarzt empfohlene „Erweiterte oligoantigene Diät“ durch. Nach kurzer Zeit wurde der Ausschlag viel besser, und ich konnte die Tabletten absetzen, damit ein Pricktest an den Armen durchgeführt werden konnte. Leider ohne Ergebnis. Jedoch komme ich seit 31.08. ohne Tabletten aus. :lol:
Die Stuhlprobe ergab den Hefepilz „Candida albicans“. Daraufhin bekam ich Nystatin und führe die Anti-Pilz-Diät durch. Da wurde der Ausschlag wieder ein bisschen mehr. Ganz weg war er jedoch nie. Nach der 2wöchigen Pilzbehandlung hieß es dann, ich könne wieder langsam normal essen. Und siehe da – der Ausschlag wurde schlimmer. Die Füße schwollen wieder an, und diesmal wurden auch die Lippen und Augen dick! Also hörte ich mit dem normalen Essen schnell wieder auf und lebe seitdem auch einer radikalen Diät mit eigentlich nur Vollkornbrot mit Margarine und Himbeergelee ( aus der oligoantigen Diät empfohlen) und selbstgemachtem Bratenaufschnitt. Aber dies kann ja nicht so weiter gehen, denn ich habe bereits 5 Kilo abgenommen – und diese Ernährung ist ja auch ziemlich einseitig. Ich für mich sehe einen Zusammenhang zwischen der Ernährung und der Urtikaria. Meistens ist der Ausschlag morgens am Körper, tagsüber verschwindet er und abends kommt er wieder, mal mehr mal weniger. Nun hat mir mein Hausarzt den ImuPro 300 Test empfohlen. Da er jedoch sehr teuer ist kann man so einen Vortest für 38 Euro machen. Dies habe ich auch machen lassen und dabei kam eine Positive Bewertung bei der Käse-Mischung und bei Grundnahrungsmitteln ( Eiklar, Mich, Hefe) heraus. Jedoch nur gering. Jetzt empfiehlt mir die Firma den großen Test für 455 Euro. Die einen sagen mache es, die anderen lass es lieber bleiben! Ich bin total Ratlos! :( Wie soll ich rausfinden, ob es sich nun um eine Lebensmittelallergie handelt oder nicht? Was sagen sie zu diesem ImuPro 300 Test? Ich möchte einfach nur wieder „normal“ Essen können. Ich traue mich schon an gar nichts mehr ran, weil ich Angst vor den Folgen habe!

Seit 2 Jahren hatte ich mit der Schilddrüse Probleme ( Morbus Basedow), der mit Tabletten behandelt wurde. Im Februar 05 wurden dann die Tabletten abgesetzt - und die Schilddrüse ist laut meinem Arzt wieder i. O. Nach Beginn der Urtikaria bin ich noch mal bei meinem behandelten Arzt zur Kontrolle gewesen – wieder alles i.O. Gleichzeitig habe ich mir im Februar die Hormonspirale von der Firma Mirena setzten lassen. Kann es auch an der Hormonellen Umstellung liegen? Tabletten absetzen und Spirale neu?? Kann man dies testen?

Kann Urtikaria nicht auch von Seife oder Parfüm kommen wie Neurodermitis auch? Und wenn, wie der Hautarzt erst einmal davon ausgeht, die Urtikaria von diesem Hefepilz kommt, wie lange kann das dauern, bis der Ausschlag nach abgeschlossener Pilzkur verschwindet??
Ich war im Juni beim Zahnartz und habe mir das erste mal seit ich denken kann eine Spritze geben lassen. Kann dies auch eine Möglichkeit sein??

Vielen Dank im Voraus für die Antwort!
Monika
Dr. F. Siebenhaar
Fachärztin
Beiträge: 258
Registriert: 13 Feb 2003, 10:28
Wohnort: Berlin

Beitrag von Dr. F. Siebenhaar »

Hallo Monika,
ihre Geschichte beschreibt sehr eindrucksvoll, welchen wichtige Rolle Nahrungsmittel als Auslöser einer Urtikaria spielen können. Wichtig ist jedoch in diesem Zusammenhang zu wissen, dass es sich fast nie um eine klassische "echte" Nahrungsmittelallergie handelt, denn herkömmliche Allergietests auf Nahrungsmittel sind in den mesten Fällen negativ, sondern um sogenannte Scheinallergien, auch Pseudoallergien oder Intoleranzen genannt. Die Durchführung einer speziellen Diät ist genau der richtige Weg, um den Zusammenhang zwischen Urtikaria und Nahrungsmittel zu verdeutlichen. Die Tatsache, dass sich ihre Beschwerden nach Aufnahme normaler Kost wieder verschlimmerten, beweisen diesen Zusammenhang sogar. Bluttests, die versprechen einen eindeutigen Ausschluss über die verantwortlichen Nahrungsmittel zu geben, erweisen sich leider bilang als nicht besonders zuverlässig. Daher ist im allgemeinen das Vorgehen nach einer erfolgreich durchgeführten Diät weder die Wiederaufnahme der Normalkost, noch das ewige Weiterführen der Diät, sondern ein kontrollierter Kostaufbau, indem man unter Fortführung der Diät gemiedenen Nahrungsmittel auf ihre Verträglichkeit hin testet - jeweils einzeln und für jeweils drei Tage. Mittels diesem Vorgehen können die verantwortlichen Nahrungsmittel identifiziert und im Anschluß einfach gemieden werden.
Auch die nachgewiesene Überbesiedelung des Darms mit Pilzen kann eine Urtikaria unterhalten, insofern war die Behandlung sinnvoll.
Einflüsse von Hormonen werden bei der Urtikaria immer wieder berichtet und sind wahrscheinlich. Jedoch sind die genauen Zusammenhänge hierüber bislang nich geklärt, so dass es derzeit keine definitiven Empfehlungen hierzu gibt.
Duftstoffen können in der Tat mit der Auslösung bzw. Unterhaltung von Neurodermitis und chronischen Ekzemen in Verbinding gebracht werden, spielen jedoch bei der Urtikaria keine wesentliche Rolle.

Beste Grüße
rhoen10
Beiträge: 3
Registriert: 31 Okt 2005, 21:43

Beitrag von rhoen10 »

Hallo Dr. F. Siebenhaar!

Vielen Dank für Ihre Antwort. Sie haben mich darin bestärkt, dass es an den Lebensmitteln liegen kann. Ich werde nun nächste Woche einen Ernährungsberater aufsuchen, um mit ihm zusammen eine Diät zu erstellen und im Anschluss den Auslöser der Urticaria zu finden.
Ich hoffe sehr, dass mir das weiterhilft! :wink:
Ich habe auch schon viel im Forum gestöbert und viele hilfreiche Tipps bekommen! Gut, dass es das Forum gibt!! :P Man sieht, dass man nicht alleine ist, und ernst genommen wird, wie es bei den meisten Ärzten nicht der Fall ist.

Monika
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