Streß als Auslöser?

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Moderator: USS

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Gast

Beitrag von Gast »

Hallo! Zuerst einmal möchte ich sagen, dass ich dieses Forum und die Ärzte die sich so bemühen loben möchte. Ich hatte vor ungefähr sechs Jahren meine erste Urticaria-Attacke, als ich im Süden auf Urlaub war. Ich bekam eine angeschwollene Lippe und einige Stunden danach die ersten Quaddeln. Diese Symptome hielten damals einige Monate an und ích konnte keine Ursache feststellen, weder Blutuntersuchungen noch Allergietests konnten Aufschluß geben. Allerdings konnte ich verstärkte Reaktionen im Zusammenhang mit Acetylsalecylsäure feststellen. Aber da ich Medikamente mit diesen Inhaltsstoffen nicht mehr einnehme und trotzdem manchmal noch diese Reaktionen habe, kann ich mir das nicht wirklich erklären. Nach den eben geschilderten Monaten, an denen die Quaddeln, zwischendurch auch Ödeme mal da mal dort mal abends mal in der Früh auftraten, war dann einige Jahre Pause. Nachdem ich aber auf der Uni wieder Streß hatte und dieser dann auch wieder nachließ, sind die Symptome wieder aufgetreten, mein Ohr ist angeschwollen und mein ganzer Bauch war mit Quaddeln übersäht, am nächsten Tag wieder wo anders, ich habe dann monatelang Clarityn schon vorbeugend genommen, da die Symptome dann jeden Tag in der Früh aufgetreten sind. Dann war wieder lange Ruhe. Jetzt habe ich einfach ab und zu einen kleinen harmlosen Schub und damit kann ich eigentlich leben, aber die monatelangen wirklich anhaltenden Schübe sind schon mühsam und ich habe auch festgestellt dass ich in diesen Zeiten immer extrem müde, lustlos und lasch war. Welche Art von Urticaria ist das? In den Zeiten in denen ich die anhaltenden Symptome gehabt habe, hatte ich auch an diversen Druckstellen (Gürtel usw) immer wieder Quaddeln. Kann es sein, dass die Urticaria einfach nach Streß-Phasen auftritt? lg
Dr. M. Magerl
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Beitrag von Dr. M. Magerl »

Hallo auch,
vielen Dank für Ihre Anerkennung!
der Beschreibung Ihrer Symptome nach zu urteilen, handelt es sich am ehesten um eine Chronisch rezidivierende Urtikaria und eine Druckurtikaria. Der von Ihnen hergestellte Zusammenhang zur Acetysalicylsäure ist bei Urtikaria häufig zu beobachten. Mit der strikten Vermeidung der Acetysalicylsäure haben Sie recht getan. Daß die Quaddeln nun doch noch immer wieder auftauchen kann viele Ursachen haben. Aber eine mögliche Ursache scheint angesichts Ihrer Vorgeschichte besonders überprüfenswert: Zum einen richtet sich eine Intoleranzreaktion gegen Acetysalicylsäure oft auch gegen andere Wirkstoffe aus dieser Gruppe (die sogennannten Nicht steroidalen Antiphlogistika), die in diesem Fall ebenso strikt zu meiden wären. Bitte lesen Sie dazu auch http://www.urtikaria.net/new/faq.htm. Zum anderen kommen Salicylate auch in Nahrungsmitteln vor. Kamille, Pfefferminz, Zimt, Lakritze, Mandeln, Pfeffer und viele Gewürze enthalten Salicylate. Auch viele Früchte und Gemüse sind salicylathaltig.
Streß erleichtert das Auftreten von Quaddeln oder verschlimmert eine bereits bestehende Symptomatik. Streß als alleiniger Auslöser von Quaddeln ist bei den meisten Formen der Urtikaria nicht wahrscheinlich.
In der Hoffnung, Ihnen weitergeholfen zu haben,
mit den besten Grüßen,
Magerl
Bifge
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Beitrag von Bifge »

Zum anderen kommen Salicylate auch in Nahrungsmitteln vor. Kamille, Pfefferminz, Zimt, Lakritze, Mandeln, Pfeffer und viele Gewürze enthalten Salicylate. Auch viele Früchte und Gemüse sind salicylathaltig.

Welche Früchte und Gemüse sind das genau????
Dr. M. Magerl
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Beitrag von Dr. M. Magerl »

Äpfel, Aprikosen, Bananen, Brombeeren, Erbsen, Grapefruit, Gurken, Heidelbeeren, Kirschen, Melonen, Nelken, Orangen, Paprika, Pfirsiche, Pflaumen, Rhabarber, Rosinen, Stachelbeeren, Tomaten, Weintrauben und Zitronen
Bifge
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Beitrag von Bifge »

Wenn das stimmt, und man reagiert auf diesen Wikstoff, dann ist es genau falsch was mein Hautarzt mir geraten hat, nämlich mich mit viel Obst und Gemüse zu ernähren. Oder nicht?

Gruss aus Stuttgart
Dr. M. Magerl
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Beitrag von Dr. M. Magerl »

Sie müssen schon alles lesen. Nur wenn eine Überempfindlichkeit gegen Salicylate vorliegt und trotz konsequentem Meiden von Nicht- steroidalen Antiphlogistika die Urtikaria weiterbesteht, obwohl keine andere Ursache gefunden werden kann, macht es Sinn, seine Ernährungsgewohnheiten versuchsweise derart radikal umzustellen. Gegen eine gesunde Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse ist wirklich nichts einzuwenden.
Magerl
Gast

Beitrag von Gast »

Liebe /er Dr magerl! Vielen Dank für Ihre Antwort. Ich werde jedenfalls meine Reaktion auf die genannten Lebensmittel beobachten. Würden Sie eigentlich jedenfalls zu näheren Untersuchungen raten, denn bisher habe ich keinen Arzt gefunden, der in diesem Fall so richtig Rat weiß, mein Hausarzt bemüht sich schon sehr, aber beispielsweise im Allergieambulatorium hat man sich nicht bemüht eine genaue Ursache zu finden, angeblich kann man auch alles garnicht so genau austesten, ist das richtig? Ist ein Dermotologe der richtige Ansprechpartner? Ist es schädlich wenn man die Ursache nicht findet, also hat es für die restliche Gesundheit Konsequenzen, wenn diese Quaddeln entstehen. Wissen Sie, es ist auch manchmal etwas unangenehm einem Arzt zu erzählen was man am Vortag hatte, aber wenn man dann bei ihm sitzt, ganz gesund aussieht. Vielleicht schrecken mich aber auch nur die Geschichten ab, in denen auch nach vielen Arztbesuchen keine Ursache gefunden worden ist. Ich werde jedenfalls die von ihnen genannten Lebensmittel erstmals meiden. Ich kann mich auch erinnern, vor sechs Jahren nach den ersten Attacken Diät gehalten zu haben und es ist dann besser geworden, aber dann schleichen sich die alten Gewohnheiten wieder ein und ich habe ja dann auch lange nichts gehabt, das ist es ja was mich so verwundert. Aber wahrscheinlich sind es immer Kombinationen, eben wie Sie sagen, dass quasi der Körper normal damit fertig wird und dann bei Streß aber nicht. Ist das so richtig? Ich danke Ihnen jedenfalls für die prompte Antwort und möchte mich entschuldigen, dass ich immer soviel schreibe, denn im Gegensatz zu anderen Geschichten die hier zu lesen sind, geht es mir ja im Moment halbwegs gut. mfg
Bifge
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Beitrag von Bifge »

magerl schrieb am 2002-03-21 15:59 :
Sie müssen schon alles lesen. Nur wenn eine Überempfindlichkeit gegen Salicylate vorliegt und trotz konsequentem Meiden von Nicht- steroidalen Antiphlogistika die Urtikaria weiterbesteht, obwohl keine andere Ursache gefunden werden kann, macht es Sinn, seine Ernährungsgewohnheiten versuchsweise derart radikal umzustellen. Gegen eine gesunde Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse ist wirklich nichts einzuwenden.
Magerl
Hallo Dr. Magerl,

ich habe alles gelesen, aber Sie müssen mir schon zugestehen, dass ich verunsichert bin! Beim Hautarzt bei dem ich war wurde mir nur gesagt, dass ich Urtikaria habe und mir schnell einen Termin in der Hautklinik geben lassen soll. (Schnell ist hier 2 Monate und das ist schon ein Termin mit Dringlichkeit) Dann sagt der Hautarzt, dass ich vielleicht gegen Salicylate reagiere und diese weglassen soll, also lass ich Aspirin u.ä. weg und lese dann, dass in genau den Lebensmitteln die der Arzt mir empfiehlt die Salicylate enthalten sind. Es tut mir ja auch leid, wenn ich Sie mit meinem Nichtwissen nerve, aber wer Urtikaria hat und keinen Termin beim Facharzt bekommt muss sich halt anderweitig schlau machen und da hab ich dieses Forum entdeckt und schon einiges über diese nervige Krankheit gelernt. Sie sind Fachmann und haben tagtäglich mit der Krankheit zu tun, aber für mich ist alles relativ neu und deshalb manchmal auch unverständlich, vielleicht kommt es deshalb auch zu Fragen die Sie nerven, aber für uns Kranke nicht so leicht zu verstehen sind!

Gruss aus Stuttgart

P.S.Das eine gesunde Ernährung nichts falsches ist weiss ich selber !
Dr. M. Magerl
Facharzt
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Beitrag von Dr. M. Magerl »

Hallo Anonymous, hallo Bifge,
vielen Dank für Ihre Zuschriften. Vorneweg ein Satz zu den salicylatarmen Lebensmitteln: Die genannten Lebensmittel enthalten zwar Salicylate, jedoch in vergleichsweise geringer Menge. Nur bei einer sehr ausgeprägten Intoleranz spielen diese Nahrungsmittel als Auslöser eine Rolle. In aller Regel reicht das Meiden von Medikamenten, die Salicylate enthalten oder die zur Gruppe der Nicht steroidalen Antiphlogistika gehören. Unverträglichkeiten gegen viel häufiger vorkommende Nahrungsmittelzusatzstoffe wie Konservierungsmittel, Aroma- oder Farbstoffe spielen bei der Auslösung einer Intoleranzurtikaria auch eine sehr große Rolle.
Zu Anonymous: -Ein Dermatologe ist in Sachen Urtikaria der richtige Ansprechpartner, ob als Niedergelassener oder als Dermatologe in einer (Poli) Klinik. Auch bei gründlichster Durchuntersuchung (http://www.urtikaria.net/new/ursachensuche.htm) kann hin und wieder keine Ursache für eine Urtikaria gefunden werden. Dann spricht man von einer Chronisch idiopathischen Urtikaria. -Die Quaddeln sind aber für Ihre sonstige Gesundheit keine Gefahr. -Es muß Ihnen nicht unangenehm sein, beim Arztbesuch keine Quaddel vorweisen zu können. Es ist ja eine der Eigenschaften der (meisten Formen der) Urtikaria, daß sie so unberechenbar ist.
Zu Bifge: Es ist sehr gut nachzuvollziehen daß Sie durch das Auftreten der Urtikaria verunsichert sind und wissen wollen, was da in Ihnen und mit Ihnen vorgeht. Es ist ja auch der Sinn dieser Seiten, Betroffenen in dieser Beziehung weiterzuhelfen.
Wie Sie hier schon gesehen haben, ist für eine Urtikaria eine Vielzahl von möglichen Auslösern verantwortlich. So lange keine gründliche Untersuchung stattgefunden hat, muß man davon ausgehen, daß eigentlich jeder dieser Auslöser im Einzelfall verantwortlich sein KANN: Ein punktuelles Vorgehen (Wechseln des Betablockers, Verzicht auf Früchte und Gemüse) ohne eine vorherige Abklärung bringt aus diesem Grund auch nur mit geringer Wahrscheinlichkeit etwas. Sosehr die Krankheit nervt und drängt: Es lohnt sich, die Abklärung systematisch anzugehen. Die Empfehlung Ihres Hautarztes, ASS (Acetylsalicylsäure) und verwandte Medikamente wegzulassen, ist richtig, da hier mit einfachen Mitteln ein häufiger Auslöser vermieden wird.
Lassen Sie sich von Ihrer Krankheit nicht in die Knie zwingen und gehen Sie die Sache schrittweise und systematisch an.
Mit besten Grüßen,
Magerl
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