Zufall oder Wunder?

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Moderator: USS

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Gast

Beitrag von Gast »

Hi,

meine Schwester ist eine total verrückter Naturheilfanat. So hat sie vor rund 5 Wochen 10kg Fichtenknospen(Astneulinge) gepflückt, aufgekocht und aus dem Saft Fichtensirup gemacht. Die übrigen Fichtenknospen habe ich dann nur aus reiner Forschungslust in einem heißen Vollbad gelegt. Später habe ich mich dann reingelegt und hielt ganze 40Minuten durch (Rekord für mich!).
Ein wahrer Genuß, die piksenden Nadeln haben irgendwie meine Haut betäubt und während des Badens bekam ich seit 4 Jahren keinen juckenden Hautausschlag. Ich bekam am selben Tag nur noch einen sehr schwachen Urtikaria-Schub(ich leide seit 4 Jahren an einer Cholinergen Urtikaria). Merkwürdig aber wahr, in den darauffolgenden Tagen war meine Urtikaria viel schwächer als gewohnt. Damals dachte ich mir eigentlich nichts besonderes dabei. Nun hab ich an den darauffolgenden Tagen immer wieder diese Fichtenbäder gemacht und meine Urtikaria verbesserte sich drastisch, bis heute hält diese Erfolgskurve an und meine Nesselsucht tretet nur mehr bei absoluter Hitze in Kombination mit Anstrengungen (beim Joggen oder radeln) sehr kurz und ohne Ausschlag auf (1/2 Minuten).
Ich bin sehr verblüfft über diese Entwicklung und kann mir bis heute nicht richtig erklären ob das nun wirklich diese Fichtenbäder waren oder nur Zufall. Ich bin eigentlich das Gegenteil meiner Schwester, ich glaub nicht an Naturheilmittel und an die homeopathische Alternativmedizin, aber die Parallelen der Urtikaria zu den Fichtenbädern stimmen komplett überein und an meinen Medikamenten habe ich auch nichts geändert (1xMizollen/Tag).
Ich wende mich daher an die lieben Experten die mir in dieser Hinsicht bestimmt helfen können. Sind Fichtenbäder schon einmal positiv in eRscheinung geraten bei Ihren Forschungen? Wie könnten Sie mir dieses Fichtenphenomen erklären?

Ich danke, gratuliere für diese gelungene Webcommunity und verbleibe

mit freundlichen Grüssen

Arnold H.
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Dr. M. Magerl
Facharzt
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Wohnort: Berlin

Beitrag von Dr. M. Magerl »

Hallo Arnold,
es sieht so aus, als sei Ihre Besserung weder Zufall noch Wunder. Zwar gibt es "mehr Ding' in Himmel und auf Erden, als eure Schulweisheit sich träumt", doch läßt sich der Rückgang der Beschwerden ganz gut mit der Refraktärzeit erklären, d.h. der Zeit, in der die Mastzellen nach einer Aktivierung kein Histamin mehr freisetzen können. Diesen Umstand kann man nutzen, indem man kontrolliert (z.B. durch ein heißes Vollbad) einen Urtikaria-Schub auslöst und dann für bis zu 24 Stunden quaddelfrei ist. Auch durch kontrollierte körperliche Anstrengung mehrmals täglich kann dem Auftreten ausgeprägter Quaddelschübe vorgebeugt werden. Wenn Sie also am Tag des ersten Bades schon einen kleineren Schub hatten, kann der durchs Baden provozierte Schub relativ mild ausgefallen sein. Und bei regelmäßigem Baden ist auch andauernd tagsüber mit viel weniger Quaddeln zu rechnen. Die Fichtennadeln haben damit wahrscheinlich wenig zu tun, beschrieben wurde eine heilsame Wirkung von Fichtennadeln bei Urtikaria jedenfalls noch nicht.
Ich hoffe Ihnen damit weitergeholfen zu haben,
mit freundlichen Grüßen,
Magerl
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