Utikaria seit mind. 3 Jahren, guter Rat ist teuer. Hier nich

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Moderator: USS

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Sissi
Beiträge: 1
Registriert: 29 Jun 2002, 01:00

Beitrag von Sissi »

Liebe Utikaria Spezialisten.

Im Dezember 1999 wurde ich (23) aufgrund eines makulopapulösem Exanthems(aber auch Gesichtsödemen und Atemnot) als Folge der Einnahme von Amoxycyllin (sollte gegen eitrige Mandelentzündung helfen) als Notfall in eine Hautklinik eingeliefert.
Seit diesem Tag habe ich bis zur Stunde Hautprobleme (mückenstichartige juckenge Quaddeln!, die Hauptsächlich an den Oberschenkeln und niemals im Gesicht auftreten), die nach dem Absetzen der damals notwendigen 3-monatigen Cortisontherapie das erste mal sichtbar wurden. Bei einem folgenden stationären Allergietest, reagierte ich aber auf nichts, was äußerlich auf meine Haut aufgebracht wurdte. Es wurden neben den Antibiotika sämtliche Allergene wie Milben, Pilze, Blüten, etc. eingesetzt. Keine Reaktion. Nur nach oraler Einnahme reagierte ich auf Amoxycyllin.
Trotzallem lautete die Diagnose: Utikaria factitia!!!
Da die Quaddeln scheinbar durch mäßige Reibung der Hosenbeine vor allen Dingen in Verbindung mit meinem eigenen Schweiß bein Sport auftreten, dachte ich, es läge lediglich eine Utikaria bei Reibung vor.
Jetzt habe ich bereits mehrmals gelesen, dass auch die Schilddrüse daran Schuld sien kann. Tatsächlich leide ich seit unbestimmter Zeit unter einen latenten Unterfunktion, die unter der Einnahme von Jodetten so eben in den Normalbereich gebracht wurde. Eine Hashimoto Tyrioditis? wurde durch Antikörpertestung ausgeschlossen. Dennoch habe ich weiterhin die besagten Quaddeln, und auch immer wiederkehrenden Tinnitus, welcher mich aber nur unerheblich beeinträchtigt. Jetzt schlug mein Arzt vor: Calciumbrause und Schwef-Heel um die Hautfunktion zu verbessern. Er glaubt aufgrund der jahrelangen Beschwerden an eine unentdeckte Allergiebereitschaft. Zudem riet er mir zu einer Eigenbluttherapie.

Meine Fragen:

1. kann eine wenn auch nur leichte Fehlfunktion der Schilldrüse, die ja durch Hormone in den Griff zu kriegen wäre, alleinige Ursache für eine Utikaria sein?

2. Kann die Pille (Yasmin) die Utikaria negativ beeinflussen?

3. Kann die Beeinflussung der Hautfunktion durch die beschriebende Therapie wirklich zu einer Besserung der Beschwerden führen? Muss ich mich dann ständig einer Eigenbluttherapie unterziehe, oder nur einmal? Wie oft genau?

4. Ein Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme ist mir nicht aufgefallen. Nahezu gegen alles könnte man Allergisch sein. Wie kann man das ein für alle Mal präziese abklären, ohne, dass ich mein Studium (bin in der Examensphase!!!) wieder aufgrund wochenlangen Klinikaufenthalts ohne Ergebnisse unterbrechen muss?

5.Wie kann ich konkret die überhöhte/falsche? Histaminausschüttung positiv beeinflussen? Gibt es evtl Nahrungsmittel, die man konkret meiden sollte? Oder ist das alles unerwiesener Quatsch?

Ich danke ihnen von Herzem bereits im Voraus für ihre Antworten. Ein ganz großes Lob auch für dieses sagenhafte Forum!

MFG

Sissi
Dr. A. Hanau
Ärztin
Beiträge: 110
Registriert: 27 Nov 2001, 00:00
Wohnort: Mainz

Beitrag von Dr. A. Hanau »

Liebe Sissi,
herzlichen Dank für Ihre Nachricht.
Zunächst solte sicher sein, dass Sie tatsächlich nur an einer Urtikaria factitia und nicht an einer cholinergischen (durch Überwärmung des Körpers auftretend) oder an einer "normalen" chronischen Urtikaria leiden. Ob Sie an einer U. factitia leiden, können Sie ganz einfach an Ihrer Haut überprüfen, indem Sie mit einem stumpfen Gegenstand (z.B. Kugelschreiber ohne Mine) fest über die Haut streichen. Liegt eine U. factitia vor, sollte an der Stelle der Reibung nach einigen Minuten eine erhabene, juckende Quaddel bilden. Treten Quaddeln auch spontan ohne Reibung oder Anstrengung/Schweiss auf, so liegt zusätzlich eine chronische Urtikaria vor. Abhängig von der Art der Urtikaria ist auch die Therapie bzw. die möglichen Ursachen der Erkrankung (Siehe auch Webseite)
Zu Ihren Fragen:
1. kann eine wenn auch nur leichte Fehlfunktion der Schilddrüse, die ja durch Hormone in den Griff zu kriegen wäre, alleinige Ursache für eine Utikaria sein?
Die chronische Urtikaria ist häufig mit der Hashimoto-Thyreoiditis assoziiert, für die U. factitia ist das bisher nicht gezeigt worden.
Generell sollten die Schilddrüsenhormone optimal im Gleichgewicht sein, hierzu sind eventuell Schilddrüsenhormone erforderlich.
2. Kann die Pille (Yasmin) die Utikaria negativ beeinflussen?
Das ist nicht völlig auszuschliessen, wir empfehlen daher den meisten Patientinnen, für etwa 2-4 Wochen auf die Einnahme aller nicht unbedingt notwendiger Medikamente zu verzichten, um zu überprüfen, ob sich die Urtikaria ohne die Medikamente bessert. Dies sollte aber NUR in Absprache mit dem behandelnden Arzt geschehen.
3. Kann die Beeinflussung der Hautfunktion durch die beschriebende Therapie wirklich
zu einer Besserung der Beschwerden führen? Muss ich mich dann ständig einer
Eigenbluttherapie unterziehe, oder nur einmal? Wie oft genau?
Das Schema der Eigenbluttherapie variiert beträchtlich zwischen den verschiedenen Ärzten. Bisher existieren noch keine Studien, die eine Wirksamkeit der Eigenbluttherapie, die besser ist als Placebo, zeigen.
4. Ein Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme ist mir nicht aufgefallen. Nahezu
gegen alles könnte man Allergisch sein. Wie kann man das ein für alle Mal präziese
abklären, ohne, dass ich mein Studium (bin in der Examensphase!!!) wieder aufgrund
wochenlangen Klinikaufenthalts ohne Ergebnisse unterbrechen muss?
Eine Nahrungsmittel-Allergie läßt sich mit einer allergenarmen Diät (Kartoffel-Reis - Wasser)für 1 Woche sicher ausschließen. Unverträglichkeiten von Konservierungsstoffen, Farbstoffen und Aromastoffen (auch natürlichen) lassen sich dagegen nur mittels einer 3 wöchigen Weglassdiät feststellen.

5.Wie kann ich konkret die überhöhte/falsche? Histaminausschüttung positiv beeinflussen? Gibt es evtl Nahrungsmittel, die man konkret meiden sollte? Oder ist das alles unerwiesener Quatsch?
Es gibnt keine bestimmten Nahrungsmittel, die Sie meiden müßten. Hilfreich ist das Führen eines Tagebuches, in welches Sie Nahrungsmittel, Getränke und Beschwerden der Urtikaria täglich eintragen. Nur so ist es möglich, einzelne Nahrungsmittel zu identifizieren, die Sie nicht vertragen. Für die Urtikaria factitia ist bisher aber noch nie eine Abhängigkeit von Nahrungsmitteln beschrieben worden.

Mit herzlichem Gruß,
Dr.A. Hanau
Gast

Beitrag von Gast »

Dr. A. Hanau schrieb am 2002-07-10 16:51 :
Es gibnt keine bestimmten Nahrungsmittel, die Sie meiden müßten. Hilfreich ist das Führen eines Tagebuches, in welches Sie Nahrungsmittel, Getränke und Beschwerden der Urtikaria täglich eintragen. Nur so ist es möglich, einzelne Nahrungsmittel zu identifizieren, die Sie nicht vertragen. Für die Urtikaria factitia ist bisher aber noch nie eine Abhängigkeit von Nahrungsmitteln beschrieben worden.

Mit herzlichem Gruß,
Dr.A. Hanau
Liebe Frau Dr. Hanau,
aber sicher können stark histaminhaltige Nahrungsmittel bei Atopikern urticariforme Schübe auslösen, z.B. Thunfisch.
Gruß
JR
Dr. A. Hanau
Ärztin
Beiträge: 110
Registriert: 27 Nov 2001, 00:00
Wohnort: Mainz

Beitrag von Dr. A. Hanau »

Die Urtikaria factitia ist nicht mit der Veranlagung zur Atopie bzw. einer atopischen Dermatitis gleichzusetzen! Patienten mit atopischer Dermatits berichten in der Tat gelegentlich über eine Verschlimmerung der Beschwerden nach Genuß von histaminreichen Speisen und auch gelegentlich über urtikarielle Symptome nach diesen Nahrungsmitteln.
Diese Beobachtung hat jedoch nichts mit der Diagnose einer Urtikaria factitia zu tun.
MfG,
A. Hanau
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