Antihistamine und Epilepsie

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Moderator: USS

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Dorothea
Beiträge: 2
Registriert: 07 Jun 2009, 22:57

Antihistamine und Epilepsie

Beitrag von Dorothea »

Hallo!

Ich habe nicht nur chronische Urtikaria, die von fast allen Lebensmitteln ausgelöst wird, sondern auch Epilepsie. Von einem Hersteller erfuhr ich, dass Cetirizin schon in "normaler" Dosis epileptische Anfälle auslösen kann und dass dies auch für andere Antihistaminika gelten würde. Derzeit nehme ich Loratadin, aber wenn ich mich nicht auf ungefähr 15 Lebensmittel beschränke brauche ich mindestens die doppelte Dosis. Was meine Epilepsie angeht habe ich das Gefühl, dass mir Loratadin in doppelter oder dreifacher Dosis offenbar nicht gut tut. Diese Dosis bräuchte ich aber eigentlich, weil ich nicht von Reis und Hähnchen leben kann... Cetirizin habe ich nur in einfacher Dosis genommen, davon werde ich ziemlich bematscht, aber der Effekt ist besser.

Auslöser meiner Urtikaria war ein Konservierungsmittel in einem flüssigen Antiepileptikum, da ich schon vorher auf Tablettenhilfsstoffe reagiert habe. Sämtliche Antihistaminika die ich in den ersten Monaten probiert habe, waren mit ebenfalls mit Natriumbenzoat oder Parabenen konserviert und in diesen Monaten wurde ich von Tag zu Tag allergischer.

Ist davon auszugehen dass Cetirizin und Loratadin meine Epilepsie in gleicher Weise beeinflussen? Kann es sinnvoll sein, die Medikamente zu kombinieren und von beidem die normale Dosis zu nehmen, statt von einem Präparat die doppelte Menge? Welche anderen Behandlungsmöglichkeiten können sinnvoll sein? Wo gibt es deutsche Kliniken, die Plasmapherese bei Urtikaria anbieten?

Gibt es ein Loratadin- oder Desloratadinpräparat ohne Benzoat oder Paraben in Deutschland? (Ich lebe im Ausland und mein Präparat wurde vom Markt genommen). :cry:
Dr. M. Metz
Facharzt
Beiträge: 547
Registriert: 13 Nov 2001, 00:00
Wohnort: Berlin

Re: Antihistamine und Epilepsie

Beitrag von Dr. M. Metz »

Hallo Dorothea,
leider ist Ihre Anfrage zu komplex um Sie zufriedenstellend in solch einem Forum beantworten zu können. In jedem Fall sollte die Frage nach den Auswirkungen der Medikamente mit einem Neurologen der Sie mit Ihrer Epilepsie betreut geklärt werden, unsere Kenntnisse diesbezüglich sind leider limitiert. Zumindest kann ich Ihnen sagen, dass es nicht sinnvoll erscheint eine Kombination verschiedener Antihistaminika zu verwenden. Es ist sicherlich sinnvoller eines zu identifizieren welches die geringsten Nebenwirkungen bezüglich Ihrer Epilepsie und der anderen Nebenwirkung Müdigkeit aufweist und dann dieses Medikament bei Bedarf höher zu dosieren. Ansonsten erscheint eine Abklärung möglicher Ursachen Ihrer Urtikaria sinnvoll, wenn wirklich eine Unverträglichkeit auf Nahrungsmittel bzw. deren Zusatzstoffen besteht muss eine entsprechende Diät durchgeführt werden. Eine Plasmapherese würde bei einer Urtikaria die aufgrund von Unverträglichkeit gegenüber Nahrungsmitteln auftritt nicht erfolgversprechend sein, auch daher empfiehlt sich zunächst eine gründliche Ursachensuche. Benzoat oder Paraben ist in den meisten Loratadin und Desloratadinpräparaten nicht enthalten, dies sollte also alleine nicht das Problem darstellen, Ihr Apotheker kann Ihnen dabei behilflich sein. Allerdings löst das nicht das Problem der möglichen Auswirkungen auf Ihre Epilepsie, hier kann Ihnen nur ein Neurologe behilflich sein. In den Fachinformationen zu den gängigen Antihistaminika wird nicht auf Auswirkungen auf eine Epilepsie hingewiesen, in unserer Sprechstunde hatten wir diese Problematik bisher auch nicht. Wenn Sie jedoch selber eine Verschlechterung der epileptischen Beschwerden festgestellt haben sollte dies auf jeden Fall in Erwägung gezogen werden und mit Vorsicht therapiert werden.
Mit besten Grüßen aus Berlin,
M. Metz
Dorothea
Beiträge: 2
Registriert: 07 Jun 2009, 22:57

Re: Antihistamine und Epilepsie

Beitrag von Dorothea »

Hallo Dr. Metz,
Wenn ich mich auf ca. 15 Lebensmittel beschränke, komme ich ganz ohne Antihistamine aus. Aber ALLES was ich darüber hinaus ausprobiert habe macht Beschwerden, und ich habe alles mehrfach an verschiedenen Tagen ausprobiert bevor ich etwas "aussortiert" habe (versuche das seit September 2008). Schliesslich wollte ich ja was FINDEN, was ich essen kann... Schon vor meiner Urtikaria habe ich aufgrund von Mb Crohn eine strenge Diät benötigt und schon vorher gab es praktisch keine Tabletten, die ich vertragen habe, vor allem wegen Titandioxid (Bauchschmerzen) und Magnesiumstearat (Schwindel). Wie ich JETZT weiss, ist Natriumbenzoat als Allergieauslöser bekannt. Kaum zu empfehlen als Konservierungsmittel in flüssigen Antihistaminika! Ich bin bestimmt nicht die einzige, die chronische Urtikaria verstärkt hat, indem sie entsprechende Medikamente genommen hat :evil:

For any rash - think drug...

Mein IgE ist nicht erhöht. Was halten Sie von der Suche nach IgG Antikörpern gegen Lebensmittel? Ich habe einen leichten IgA-Mangel.

Von Helicobacter pylori abgesehen hat man nicht nach Ursachen gesucht, man fand nur eine leichte Gastritis. Man hat mir angeboten, mich für 4 Tage in die Klinik zu legen und auf Diät zu setzen und mit den hier verfügbaren Antihistaminika zu behandeln. Das ist sicher als Eliminationsdiät geplant, kann in meinem Fall aber nur zur Provokationsdiät werden. Ich befürchte, davon noch mehr sensibilisiert zu werden.

Ist eine Suche nach anderen Ursachen sinnvoll, wenn ein so deutlicher Zusammenhang zu Lebensmitteln besteht? (Nebenhöhlenprobleme, Zahnfüllungen?) Haben Sie in Berlin die Möglichkeit der Zusammenarbeit mit anderen Fachärzten? Da ich viele chronische Erkrankungen habe, bin ich seit Jahren bei 7 Fachärzten gleichzeitig in Behandlung. Da sind zum Teil engagierte Ärzte dabei, aber wegen Sparmassnahmen sind viele gezwungen, so wenig wie möglich zu machen. Eine Behandlung in Deutschland würde meine Krankenkasse zahlen.
Dr. M. Metz
Facharzt
Beiträge: 547
Registriert: 13 Nov 2001, 00:00
Wohnort: Berlin

Re: Antihistamine und Epilepsie

Beitrag von Dr. M. Metz »

Hallo Dorothea,
Mein IgE ist nicht erhöht. Was halten Sie von der Suche nach IgG Antikörpern gegen Lebensmittel?
IgE spielt bei der Urtikaria zumeist keine Rolle, da es sich nicht um eine Allergie handelt. Eine Suche nach IgG Antikörpern gegen Lebensmittel hat ebenfalls keinen Stellenwert in der Ursachensuche. Eine Nahrungsmittelunverträglichkeit wird über eine mindestens 3-wöchige Eliminationsdiät, gefolgt von einer Provokation und anschließend einer entsprechenden Aufbaukost diagnostiziert und therapiert.
Ist eine Suche nach anderen Ursachen sinnvoll, wenn ein so deutlicher Zusammenhang zu Lebensmitteln besteht?
Die Nahrungsmittel scheinen in jedem Fall bei Ihnen der entscheidende Faktor zu sein, wenn Sie vollständige Beschwerdefreiheit unter Pseudoallergenarmer Diät erreichen kommen tatsächlich keine anderen Ursachen in Frage. Sollten jedoch selbst unter Diät Beschwerden bestehen so lohnt es sich evtl. nach anderen Ursachen zu suchen.
Haben Sie in Berlin die Möglichkeit der Zusammenarbeit mit anderen Fachärzten?
Wir machen ausschließlich während eines stationären Aufenthalts eine vollständige Durchuntersuchung. Dies schließt die Konsultation von anderen Fachgebieten (HNO, Zahn, Innere) mit ein.

Mit besten Grüßen,
M. Metz
Microskulpt
Beiträge: 4
Registriert: 01 Feb 2017, 09:11

Re: Antihistamine und Epilepsie

Beitrag von Microskulpt »

Liebe Dorothea
endlich eine Gleichgesinnte mit der gleichen Problematik: Urticaria und Epilepsie.

Ich habe sowohl chronische Urtikaria (Ausgelöser unbekannt) als auch auch Epilepsie.
Das Antihistaminika Anfälle auslösen können, musste ich noch nicht. Da ich schon eine ganze Palette von Antihistaminika durchprobiert habe, von denen kaum eines wirkt,
benötige ich auch eine extrem hohe Dosis, damit steigt ggf. die Anfallsweahrscheinlichkeit.

Auch dass Auslöser der Urtikaria Konservierungsmittel in Tabletten sein könnten, klingt schlüssig.

Wie hast Du dies austesten lassen oder welche Tests gibt es auf allergische Reaktionen bei Tablettenhilfsstoffen.
Somit könnte dann ein wirksames Antiepileptikum durch Tablettenhilfsstoffe ggf. wieder Anfälle auslösen oder zumindest die Wirksamkeit wieder eingeschränkt werden.

Da ich zur Zeit auch mehrere andere Medikamente nehme (Antidepressiva) müsste man eine systematische Medikationsanalyse machen.
Wo wäre die richtige Anlaufstelle für eine systematischen und mehrdimensionale Medikamentenanalyse?
Wahrscheinlich müsste dann auch jeder Zusatzstoff bei einem Allergologen ausgetestet werden.

Schreib mir mal eine PN, denn in dieser Sache gibt es extrem wenige Kompetente Fachleute, denen die mehrdimensionale Problematik bewusst ist.

Lieben Gruss

Microskulpt
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