Antihistaminika helfen nicht...!

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Moderator: USS

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leets
Beiträge: 7
Registriert: 15 Nov 2010, 07:18

Antihistaminika helfen nicht...!

Beitrag von leets »

Hallo
Ich habe seit 2002 immer wieder Quaddel-Schübe gehabt. 2004 ging die Urtikaria. 2006 kam sie wieder. 2008 ging sie wieder. 2010 kam sie im Frühjahr wieder. Im Herbst wurden, nach einer Grippe die 2 Wochen mit Antibiotika behandelt werden musste, die Schübe zu durchgehendem "Quaddel-Befall". Ich hatte also an verschiedenen Stellen, aber ständig am ganzen Körper Quaddeln. Da das meine Arbeitsfähigkeit so sehr einschränkte (u.a. wg Schwellungen im Gesicht und Müdigkeit als Neben wirkung der Medikamente), ich nach dem Ausprobieren von verschiedenen Antihistaminika (Xusal: macht mich TOTAL müde, Lorano, Fexo., Aerius) trotzdem noch durchgehend Quaddeln hatte (und z.T. blaue Flecken davon) und Nachts nur noch 2-4 Stunden schlafen konnte, kam ich in die Hautklinik. Selbst Cortisontabletten und -spritzen brachten keine andauernde Abhilfe.
Die Woche davor nutzte ich noch um Ergebnisse verschiedener Ärzte einzuholen, wie sie mir in der Ambulanz einer anderen Hautklinik aufgetragen wurden:
- der Urologe untersuchte die Blasenentzündungen, die immer mal wieder kamen
- bei der Magenspiegelung konnten helicobacter ausgeschlossen werden
- Bluttests ergaben einen erhöhten Entzündungswert
- Allergietests ergaben lediglich das bereits bekannte und eine erhöhte Neigung zu Allergien
Außerdem konnten in der Woche, und in der Woche die ich in der Hautklinik verbrachte m.H. einer Diät Nahrungsmittel als Auslöser ausgeschlossen werden.
Es konnte also bisher nichts Konkretes gefunden werden. Nur der Internist ist noch am Werk, wegen einer "Hashimoto-Thyreoiditis" und einer Überfunktion der Schilddrüse; sieht diese aber nicht als Auslöser der Urtikaria.
So, lange Rede, kurzer Sinn:
> Kennt jemand noch weitere mögliche Auslöser für eine Urtikaria? (Druck, Hitze Kälte usw. ist es auch nicht)
> Medikamente: Ich habe neben der Tablette für die Schilddrüse (L-Thyroxin AL) mittlerweile 8
Fexo + 2 Ranitidin tägl.
verschrieben bekommen. Ca. 3 Tage lang haben je 2 am Tag gereicht,
nach 2 Wochen habe ich selbst bei dieser hohen Dosis wieder Quaddeln am ganzen Körper.
Die anderen Antihistaminika haben nicht gewirkt (s.o.) oder mich so müde gemacht, dass ich
den ganzen Tag schlafen musste und den nächsten Tag noch sehr müde war.
Welche Medikamente haben nicht so schlimme Nebenwirkungen und KÖNNTEN helfen?
> Hat jemand sonst noch Tipps? :roll: Langsam bin ich ratlos. Und wenn da keine Abhilfe kommt
bin ich so nichtmal dauerhaft arbeitsfähig...

Selbstverständlich bin ich weiterhin in ärztlicher Behandlung (jede Woche). Ich möchte auf diesem Weg nur gerne einen 2. Rat einholen.

DANKE schon mal im Voraus
Marina Abajian
Ärztin
Beiträge: 62
Registriert: 18 Aug 2010, 12:31
Wohnort: Berlin

Re: Antihistaminika helfen nicht...!

Beitrag von Marina Abajian »

Hallo Leets,

Das Auftreten einer Urtikaria kann zahlreiche verschiedene Ursachen und Auslöser haben. Mann kann leider nicht durch einen Blick auf die Haut oder durch einen einfachen Test feststellen, was die Ursache der Urtikaria ist. Bei einer spontanen, also „aus heiterem Himmel“ auftretenden Nesselsucht gibt es jedoch meistens keinen spezifischen Auslöser, wobei eine Vielzahl von Ursachen bekann ist. Dazu gehören Unverträglichkeiten gegenüber körpereigenen Stoffen, bestimmten Medikamenten, Infekte oder Überempfindlichkeiten gegen Nahrungsmittelzusätze und histaminreiche Nahrungsmittel. Deshalb ist es bei schweren Verläufen einer Nesselsucht sinnvoll, die notwendigen Untersuchungen (z.B. Blut-, Urin-, Stuhlanalysen, physikalisch Testungen, Antikörperbestimmungen, Diäten, Hormonanalysen, Untersuchungen auf versteckte Infekte, allergologische Testungen, Befragungen) von einem auf die Nesselsucht spezialisierten Experten durchführen zu lassen.

Was doch die Antihistaminika angeht, die sind in aller Regel gut verträglich, auch wenn sie über lange Zeit eingenommen werden. Die neueren Antihistaminika wirken sehr gut, wenn sie in der richtigen Dosierung eingenommen werden, und führen nur selten zur Nebenwirkungen, in jedem Fall viel seltner als ältere Antihistaminika. Die symptomatische Behandlung mit der Chronischen Urtikaria mit Antihistaminika muss bei jedem Patienten individuell angepasst sein. Wichtigstes Prinzip ist: So wenig wie möglich, so viel wie nötig. Dazu kommt, dass die Wirksamkeit verschiedener Antihistaminika nicht bei allen Menschen gleich ist. Sie müssen also möglicherweise in Zusammenarbeit mit ihrem behandelnden Arzt verschiedenen Präparate und Kombinationen ausprobieren, um die Symptome der Urtikaria wirksam zu unterdrücken.


Beste Grüße
leets
Beiträge: 7
Registriert: 15 Nov 2010, 07:18

Re: Antihistaminika helfen nicht...!

Beitrag von leets »

Hallo
Na, dass die Urtikaria viele Auslöser haben kann weiß ich ja. Und dass ein Spezialist das nach so langer Zeit (8 Jahre) mal untersuchen muss ist mir auch klar. Deswegen war ich ja in der Hautklinik (psorisol Hersbruck)und habe, soweit ich weiß, alles getestet was es zu testen gibt (abgesehen von einer Darmspiegelung) .
Nachdem nur immer noch keiner eine genaue Ahnung hat und ich lediglich weiß, dass ich öfter mal Blasenentzündung hatte und wohl auch was mit meiner Schildrüse nicht stimmt, sieht sich mein Hautarzt gezwungen ersteinmal die Quaddeln zu bekämpfen bevor eine genau Ursache gefunden werden kann...einfach damit ich wieder arbeitsfähig bin/bleibe.
Mich interessieren daher die Medikamente, die bei Urtikaria noch helfen können...abgesehen von denen, die ich (s.o.) bereits versucht habe...
Rucksack3
Beiträge: 665
Registriert: 28 Feb 2007, 15:16
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Re: Antihistaminika helfen nicht...!

Beitrag von Rucksack3 »

Ich war damals auch in Hersbruck gewesen. Sie sind da ganz nett und Versuchen einen zu Helfen.
Bei mir haben sie auch vieles Untersucht, aber alles können sie auch nicht machen.
Warst du mal bei einen HNO Arzt??
Wie sind deine Entzündungswerte, sind sie hoch oder normal??

Ich kann dir sagen das bei mir die Mandeln der Auslöser waren, seit dem die raus sind ist die Urti weg.
leets
Beiträge: 7
Registriert: 15 Nov 2010, 07:18

Re: Antihistaminika helfen nicht...!

Beitrag von leets »

Hallo Rucksack3
Ja, beim HNO war ich schon mal. Letztes Jahr war ich auch immer mal wieder wegen Mandelentzündung in Behandlung. Später wurde mir aber gesagt, dass das wohl garkeine Mandelentzündungen waren, sondern lediglich die normale Belegung der Mandeln beim Schlucken (keine Ahnung wie man das nennt. Hat so einen lat. Namen).
Aber stimmt, der HNO hat mir kurz vor dem Klinik-Aufenthalt Antibiotikum verschreiben wollen.
Aber müssen entzündete Mandeln nicht immer mit starken Halsschmerzen verbunden sein?
Belegt sind sie nämlich schon wieder, aber ich merk nichts davon.
Und der Entzündungswert ist ziemlich erhöht gewesen...
Wie kann man denn heraus kriegen ob es daran liegt? Nur durch Entfernung?
Und wie lange braucht man dann dafür? Muss man wirklich mit 2 Wochen Arbeitsunfähigkeit rechnen?

VIELEN Dank für den Tipp schon mal!
Dr. M. Metz
Facharzt
Beiträge: 547
Registriert: 13 Nov 2001, 00:00
Wohnort: Berlin

Re: Antihistaminika helfen nicht...!

Beitrag von Dr. M. Metz »

Hallo leets,
um gezielt auf Ihre Frage bzgl. der möglichen weiteren symptomatischen Therapien einzugehen: Es gibt internationale Leitlinien zur Therapie der chronischen Urtikaria (zumindest als kurze Zusammenfassung hier z.B. zu lesen http://www.springerlink.com/content/755x1t44h751845v/) die befolgt werden sollten, allerdings nicht automatisch auch von den Krankenkassen erstattet werden (d.h. für manche dieser Therapien muss eine Kostenübernahme beantragt werden). In jedem Fall sollte also immer ein in der Urtikariatherapie erfahrener Arzt hinzugezogen werden. Die Standardtherapie sind Antihistaminika, wenn notwendig in bis zu 4-facher Tagesdosierung (also nicht 8-fach, wie aktuell bei Ihnen), dann zusätzlich sogenannte H2-Blocker (wie von Ihnen bereits angewendet), dann zusätzlich sogenannte Leukotrienantagonisten (z.B. Singulair). Sollten darunter noch immer Beschwerden bestehen muss auf andere Medikamente umgestiegen werden, z.B. Cyclosporin, Dapson oder eine anti-IgE Therapie. Wie gesagt, diese Therapien sind alle nicht für die Urtikaria zugelassen und sind rezeptpflichtig, das bedeutet dass Sie nur mit einem in der Urtikaria erfahrenen Arzt/Ärztin diese Behandlungen angehen können.

Mit besten Grüßen aus Berlin,
M. Metz
leets
Beiträge: 7
Registriert: 15 Nov 2010, 07:18

Re: Antihistaminika helfen nicht...!

Beitrag von leets »

Hallo
Vielen Dank, das hilft mir sehr weiter. Vielleicht muss ich zu einer solchen Therapie auch den bahandelnden Arzt wechseln. Bisher war ich zwar ganz zufrieden, aber vielleicht bracuht es für die weitere Behandlung ja einen auf Urtikaria spezialisierten Arzt.
Könnten Sie mir einen Spezialisten für Urtikaria im Raum Nürnberg nennen, der auch für Nicht-Privatpatienten erreichbar ist?
Momentan bin ich neben der Dosis von 8 Fexo + 2 Ranitidin + 1 L-Thyroxin (wg Schilddrüse) zusätzlich auf Ebastel 10mg täglich über die Feiertage eingestellt. Da das auch keine Wirkung zeigt und auch nicht regelmäßig in dieser Dosierung genommen werden kann (weil ich Bauchschmerzen bekomme) soll ich im Jan. auf neue Medikamente umstellen und befürchte dabei starke Nebenwirkungen, die mich wieder arbeitsunfähig machen könnten.
Ich hätte außerdem noch eine weitere Frage:
Ein Arztbrief der mir jetzt (einen Monat nach Aufenthalt in der Hautklinik) zugeschickt wurde sagt aus, dass bei mir neben Auffälligkeiten der Schilddrüse eine intestinale Candidose festgestellt wurde und die Behandlung mit Amphomoronal (4x tgl.) empfohlen wird.

Ist dieser Befund nach 4 Wochen noch aussagekräftig?
Sollte die Behandlung umgehend beginnen (trotz der anderen Medikamente)?
Kann die Candidose Auslöser für die Urtikaria sein?


Ich wäre sehr dankbar für schnelle Antworten, weil ich dann bald den Arzt aufsuchen müsste.

Vielen Dank schon mal!
Dr. M. Metz
Facharzt
Beiträge: 547
Registriert: 13 Nov 2001, 00:00
Wohnort: Berlin

Re: Antihistaminika helfen nicht...!

Beitrag von Dr. M. Metz »

Eine Besiedelung des Darms mit Candida kann unter Umständen (mit)verantwortlich für eine Urtikaria sein. Dies ist davon abhängig 1) wieviel Candida nachgewiesen wurde (meist als +, ++ oder +++ angegeben) und/oder 2) ob zusätzlich eine Allergie auf Candida besteht. Letzteres wurde evtl. während Ihres stationären Aufenthaltes getestet. Wenn die Klinik also empfiehlt eine Behandlung des Candida durchzuführen sollte dies auch gemacht werden. Dieser Befund ist auch 4 Wochen später noch relevant (die Diagnostik braucht alleine 2-3 Wochen, der Brief wurde also sogar recht schnell verfasst) da sich die Pilzbesiedelung nicht schnell ändert.
Ihre aktuelle Medikation mit 8 Tbl. Fexofenadin und einer Tbl. Ebastel ist sicher zu viel und sollte dringend angepasst werden. Bitte sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber. Eine Empfehlung für den Raum Nürnberg kann ich Ihnen leider nicht geben, im Allgemeinen haben die Universitätskliniken spezielle Sprechstunden.
Mit besten Grüßen,
M. Metz
leets
Beiträge: 7
Registriert: 15 Nov 2010, 07:18

Re: Antihistaminika helfen nicht...!

Beitrag von leets »

Vielen Dank für diese Infos!
Kennt sonst jemand einen Spezialisten für Urtikaria in Nürnberg?
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