Pseudoallergene Diät - Wie geht es weiter?

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Moderator: USS

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bifi
Beiträge: 35
Registriert: 03 Apr 2011, 15:58

Pseudoallergene Diät - Wie geht es weiter?

Beitrag von bifi »

Liebes Ärzteteam,

ich brauche einmal Hilfe für eine Entscheidungsfindung. Seit fast 7 Wochen mache ich die pseudoallergenarme Diät und bin seit einer Woche auch fast beschwerdefrei, was vermuten lässt, dass hier einer der möglichen Auslöser gefunden ist. Da jetzt auch noch ein Hefepilz im Darm gefunden wurde, wird dieser seit gestern auch behandelt und ich verlängere die Diät erst einmal um vier weitere Wochen. Fällt mir nicht schwer.

Dann muss es aber weitergehen und nach dem, was ich weiß, käme eine Provokation mit evtl. anschließendem Ernährungsaufbau in Frage.

Die Uniklinik Bonn, in der ich behandelt werde, hat mir gestern mitgeteilt, dass sie eine solche Provokation nicht anbiete, weil sie dafür keine Kapazitäten habe. Man schlägt mir vor, mit einem Kostaufbau zu beginnen oder in eine Klinik zu wechseln, z. B. Berlin.

Ich wäge als Laie nun die Vor- und Nachteile ab. Vorteil Provokation: schnelles Verfahren, genaues Herausfinden des unverträglichen pseudoallergenen Stoffes, Nachteil für mich: weite Reise, je nach Heftigkeit der Reaktion doch nicht so schnell, weil zwischendurch abgewartet werden muss. Vorteil Kostaufbau: langsames Verfahren mit hoffentlich langem Wohlbefinden, Nachteil: Ich weiß am Ende nicht den genauen pseudoallergenen Stoff.

Frage: „Denke ich richtig? Ist es wichtig, den genauen pseudoallergehen Stoff zu kennen? Gibt es noch weitere Vor- und/oder Nachteile für die eine oder andere Vorgehensweise? Wer kann mich beim langsamen Kostaufbau fachlich begleiten (ich glaube mein Arzt ist da (lebensmitteltechnisch - sonst ist er in Ordnung - an seinen Grenzen.)?“

Bemerken möchte ich, dass die Strategie meines Arztes in der Uniklinik Bonn, eine längerfristige pseudoallergenarme Diät mit langsamem Strecken der Antihistamine für mich optimal war, da ich in der 3. und 4. Woche die heftigsten Schübe hatte, keinen „Pfifferling auf die Diät gegeben hätte“ und eine Besserung erst in der 5. und 6. Woche deutlich wurde.

Danke für eine Antwort, ich weiß, die Entscheidung treffe letztendlich ich selber.

bifi
Dr. M. Metz
Facharzt
Beiträge: 547
Registriert: 13 Nov 2001, 00:00
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Re: Pseudoallergene Diät - Wie geht es weiter?

Beitrag von Dr. M. Metz »

Hallo bifi,
die Empfehlung ist aus verschiedenen Gründen eindeutig der Kostaufbau. Den können Sie auch gut alleine ohne professionelle Begleitung durchführen. Nehmen Sie einfach Stück für Stück immer ein Nahrungsmittel für jeweils 3 aufeinanderfolgende Tage in Ihre Diät mit auf, wenn keine Beschwerden auftreten nehmen Sie das nächste Lebensmittel. Mit der Zeit kommen Sie so auf eine relativ normale Kost.
Erfreulicher Weise stellt die diagnostische Diät häufig auch eine therapeutische Diät dar, d.h. bei den Patienten die unter der Diät erscheinungsfrei werden lässt sich anschliessend auch keine Urtikaria mehr provozieren und es kann (fast) alles wieder gegessen werden.

Ich hoffe das hilft bei Ihrer Entscheidungsfindung,
mit besten Grüßen aus Berlin,
M. Metz
bifi
Beiträge: 35
Registriert: 03 Apr 2011, 15:58

Re: Pseudoallergene Diät - Wie geht es weiter?

Beitrag von bifi »

>die Empfehlung ist aus verschiedenen Gründen eindeutig der Kostaufbau.

Sehr geehrter Herr Dr. Metz,

danke für Ihre Antwort und Ihre Empfehlung. Zur Entscheidungsfindung trägt sie allerdings nicht bei, weil Sie "Empfehlung aus verschiedenen Gründen" aussprechen. Aber genau das Wort "verschiedene" ist sehr allgemein und ich hätte es gerne in aussagekräftigen Attributen wiedergefunden, sie aber behalten Ihr Wissen leider für sich und lassen mich nicht teilhaben. Schade!

Trotzdem freundliche Grüße

bifi
Dr. M. Metz
Facharzt
Beiträge: 547
Registriert: 13 Nov 2001, 00:00
Wohnort: Berlin

Re: Pseudoallergene Diät - Wie geht es weiter?

Beitrag von Dr. M. Metz »

Hallo bifi,
wir können mit diesem Forum keinen Arztbesuch ersetzen, wir bemühen uns neben unserer normalen ärztlichen Tätigkeit in der Klinik und den Sprechstunden eine bestmögliche, aber dennoch knappe Beratung in diesem Forum zu ermöglichen.
Mit den verschiedenen Gründen meinte ich v.a. die zwei danach aufgeführten Punkte, tut mir Leid, wenn das missverständlich gewesen sein sollte. Ein weiterer Grund ist, dass eine Provokation zunächst eine unspezifische Provokation darstellt, d.h. es wird eine sogenannte Pseudoallergenreiche Kost verabreicht mit allen möglichen potentiell auslösenden Stoffen. Wenn daraufhin eine Reaktion auftritt bestärkt das die Diagnosse einer Intoleranzurtikaria und man würde den zuvor beschriebenen Kostaufbau empfehlen. Nur in sehr seltenen Fällen würde eine einzelne Testung möglicher Farb- Konservierungs- oder anderer Inhahaltsstoffe durchgeführt werden. Dies würde dann allerdings einen längeren stationären Aufenthalt beeinhalten.
Martin Metz
bifi
Beiträge: 35
Registriert: 03 Apr 2011, 15:58

Re: Pseudoallergene Diät - Wie geht es weiter?

Beitrag von bifi »

Sehr geehrter Herr Dr. Metz,

sorry, ich wollte Ihnen nicht auf die Füße treten. Jetzt ist Ihre Antwort sehr deutlich, sie bestärkt mich in meiner Entscheidung, es mit Kostaufbau zu versuchen.

Ich glaube mittlerweile an die Intoleranzurticaria, vor allem weil ich seit einer Woche seit der Einnahme von Nystatin und Ampho-Moronal, die ich wegen der Behandlung des festgestellten Hefepilzes im Darm nehmen muss, wieder heftigere urticariale Beschwerden habe. Dies führe ich auf die zusätzlichen Inhaltsstoffe zurück (Glucose, E-Nummern usw.), die ich ja während meiner pseudoallergenarmen Diät völlig meide. Da möchte ich lieber nicht wissen, wie ich auf eine Provokation reagieren würde und setze auf hoffentlich langsam steigendes Wohlbefinden.

Ganz herzlichen Dank für die prompte Reaktion, ein schönes Wochenende und freundliche Grüße

bifi
Quaddi
Beiträge: 27
Registriert: 15 Sep 2009, 19:36

Re: Pseudoallergene Diät - Wie geht es weiter?

Beitrag von Quaddi »

Hallo bifi,

da meine bisherigen Arztbesuche auch nicht den großen Erfolg brachten überlege ich nun auch den Weg zum Krankenhaus einzuschlagen. Die Uniklinik Bonn wäre für mich ziemlich nahe. Kannst du bittte mal deine Erfahrungen schildern? Wie verläuft deine Urticaria (Symptome)? Was genau wurde mit dir gemacht? Ambulant oder Stationär? Wie schnell bekommt man einen Termin? Hast du auch konkrete Kontaktdaten?

Fragen, Fragen, Fragen...... (hoffentlich nicht zu viele)

Gruß
Quaddi
bifi
Beiträge: 35
Registriert: 03 Apr 2011, 15:58

Re: Pseudoallergene Diät - Wie geht es weiter?

Beitrag von bifi »

Hallo Quaddi,

ich glaube, bei dieser merkwürdigen Krankheit gibt es niemals zu viele Fragen. Mir fallen täglich neue ein.

Meine Urticaria verläuft so, dass ich seit Oktober letzten Jahres nachts um 3 Uhr oder morgens um 5 Uhr mit Angio-Ödemen (Gesicht, Lippen, Zunge, Kehlkopf usw.), Schwellungen unter den Füßen, an den Händen, Fingern usw. aufwachte. Quaddeln am Körper sind eher selten und nicht sehr schlimm, weil diese meist nach kurzer Zeit wieder weg sind.

UKB Bonn: Es gibt dort eine Urticaria-Sprechstunde – wie lange du auf den ersten Termin warten musst, weiß ich nicht – ich war beim ersten Mal als Notfall wegen Atemproblemen bei Angio-Ödemen (Kehlkopf) hingeschickt worden. Da die Atemnot beim Eintreffen in Bonn nicht mehr vorhanden war, wurde ich nicht stationär aufgenommen, sondern ambulant versorgt (Notfallset und „Arbeitsaufträgen“) und seitdem alle 4 – 6 Wochen wieder einbestellt.

Hier die Telefondaten – von der HP kopiert: Anmeldung/Terminvergabe für gesetzlich Versicherte: +49 (0)228 287 19494; Privatambulanz: +49 (0)228 287 15846

Die „Arbeitsaufträge“ bezogen sich darauf, dass ich die Untersuchungen auf evtl. Entzündungen im Körper finden (und behandeln) bzw. ausschließen lassen sollte (HNO, Gyn, Zahnarzt, Gastroentorologe).

Dann sollte ich auf sämtliche übliche Allergien getestet werden (Autoimmun, Typ 1 IgE …), was sich als schwierig herausstellte, da ich 5 Tage medikamentenfrei sein musste (sonst ist das Ergebnis verfälscht), was erst im 3. Anlauf (im März) gelang. Als ich meinem Arzt schilderte, dass ich allergische Reaktionen bei mir beobachte, die nicht getestet wurden, hat er diese dann über eine Blutuntersuchung ebenfalls untersucht.

Der nächste Schritt war dann die Pseudoallergenarme Diät über 6 Wochen mit langsamem Abbau der Medikamente (begonnen hatte ich mit 4 Telfast 180 mg pro Tag). Seit Mitte Mai nehme ich im Prinzip (nur noch bei Bedarf) keine Medikamente mehr. Damit kann ich gut leben. Bedarf hatte ich erst einmal, weil ich beim Kostaufbau auf nach einer gekochten gelben Paprikaschote sofort heftig reagierte und dieses Gemüse erst einmal auf meine „Rote Liste“ setzen musste.

In dieser Zeit habe ich dann auch ein großes Blutbild machen lassen und die Klinik hat Stuhlproben untersucht auf Parasiten und Hefen.

Mein(e) Erfahrung bzw. persönlicher Eindruck der UKB: Wenn keine Lebensgefahr droht, wird ambulant versorgt. (Ich meine, die Entzündungs-Ausschluss-Untersuchungen, Blut- und Stuhluntersuchungen hätte man schneller stationär durchführen können.) Der Arzt setzt auf langsame Erholung des Immunsystems, darüber unterhalten wir uns immer wieder sehr intensiv, weil ich von Natur aus eher „ungeduldig“ bin. Ich muss aber zugeben, dass seine Sicht für mich bisher gut ist und ich dabei über mich, die Urticaria, Krankheiten im Allgemeinen (ich war in meinem Leben noch nie krank) und meinen Körper eine Menge lerne. Das Personal ist sehr nett und bemüht, der Arzt jederzeit bereit, alle meine Fragen zu beantworten.

Was das angeht, schätze ich mich nämlich als ein "schwierige" Patientin ein, weil ich immer alles sehr genau wissen muss. Der Arzt dort und ich sind nur in einem Punkt unterschiedlicher Meinung. Er meint, es könne sein, dass der Auslöser nie gefunden wird und man sich mit dieser Krankheit abfinden müsse. Ich denke „von Nichts kommt Nichts“ und gebe erst auf, wenn der Auslöser gefunden ist!!!!!!!!!!

Das ist jetzt doch sehr lang geworden. Wenn weitere Fragen sind, frage!

LG bifi
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