Dauerbehandlung mit Telfast

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Moderator: USS

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kk9979
Beiträge: 89
Registriert: 08 Mär 2012, 06:47

Dauerbehandlung mit Telfast

Beitrag von kk9979 »

Hallo,

ich habe eine chronische Urtikaria mit Angioödemen. Ich soll eine Dauertherapie mit Telfast machen. Seit knapp 14 Tagen nehme ich schon 1 Tablette a 180 mg Telfast morgens. Mit meinen Befunden von der Uniklinik bin ich dann zur Hautärztin vor Ort. Sie meinte, ich soll die Tabletten 1 Monat nehmen und dann mal jeden 3. Tag, dann jeden 2. Tag eine weglassen...also ausschleichen. Sie meinte, dass wenn dann wieder Schwellungen oder Ausschlag kommen, dann soll ich wieder einen Monat Telfast nehmen.

Sie hat mir keinen weiteren Termin gegeben, auch nicht gesagt, ob ich nochmal wieder kommen soll. Ich habe dann nochmal in der Uniklinik angerufen und die Ärztin meinte, 1 Monat ist zu wenig, ich soll sie länger nehmen und das ist eine Dauertherapie.

Kann mir sagen, wie lange nun diese Dauertherapie geht, Ich werde die Tabletten doch nicht bis ans Ende meines Lebens nehmen müssen?
Dr. Nicole Schoepke
Fachärztin
Beiträge: 136
Registriert: 17 Aug 2010, 17:27
Wohnort: Berlin

Re: Dauerbehandlung mit Telfast

Beitrag von Dr. Nicole Schoepke »

Hallo kk9979,
die Behandlung mit Antihistaminika ist eine symptomatische Behandlung. Da bei Ihnen aktuell (noch) keine Ursache der Nesselsucht bekannt ist, ist eine kurative Behandlung nicht möglich. Durch die symptomatische Therapie mit Antihistaminika wird die Wirkung von dem Botenstoff Histamin, der für die Enstehung Ihrer Symptome sorgt, blockiert. Werden die Antihistaminika wieder abgesetzt, dann fällt diese blockierende Wirkung weg und Ihre Symptome können wieder auftreten. Bei der Therapie mit Antihistaminika handelt es sich daher um eine Dauertherapie, die auch über längere Zeit durchgeführt werden kann. Nach mehreren Monaten kann auch ein Auslassversuch erfolgen um zu sehen, ob die Beschwerden noch bestehen. Im Verlaufe ist auf jeden Fall eine erneute ärztliche Vorstellung möglich, um Ihre Therapie mit Antihitaminika anzupassen.
Mit den besten Grüßen
nicole Schoepke
kk9979
Beiträge: 89
Registriert: 08 Mär 2012, 06:47

Re: Dauerbehandlung mit Telfast

Beitrag von kk9979 »

Hallo,

weil ich eine chron. membranöse Glomerulonephritis habe, zur zeit inaktiv wurde ich immer mit Captopril behandelt. Wegen meiner Urtikaria und Angioödeme sagte man mir in der Uniklinik, dass ACE-Hemmer und Sartane kontraindiziert sind. Jetzt hat mich meine Nephrologin auf Carmen (Calciumantagonist) umgestellt.

Die Ursache der Urtikaria und Angioödeme konnte nicht richtig geklärt werden. An der Glomerulonephritis liegt es nicht, weil sie inaktiv ist. 3 kleine Entzündungen an den Zähnen soll auch nicht die Ursache sein. Auch blande Pansinusitis hält man nicht für die Ursache. Dann habe ich noch eine Refluxösophagitis und eine Gastritis Typ C, aber kein Helicobacter. Blut und Stuhluntersuchungen waren ohne Befund. Ein vererbbares Angioödem habe ich auch nicht.

Das Einzigste was auffällt ist ein erhöhter ANA-titer wechselnd zwischen 1.320 und 1:1280 mit homogenen Muster. Ich wurde aufgrund meiner Vorgeschichte (Gomerulonephritis) auf einen Systemischen Lupus erythematodes und Sjögren-Syndrom untersucht. Man konnte nichts feststellen.

Als ich in der Uniklinik fragte, was denn nun die Ursache für meine Urtikaria und Angioödeme ist, meinte die Ärztin:
dass 50% der Fälle nicht geklärt werden, oder es aber möglich ist, dass die Ursache der ANA-Titer ist, also dass ich eventuell "etwas ausbrühte", "was sich jetzt noch nicht so zeigt". Deshalb werden ab und an die Autoantikörper kontrolliert und ich soll zu sofort zum Rheumatologen wenn ich andere Symptome wie Gelenkschmerzen bekomme.

Was halten sie von der ganzen Sache? Kann man die ACE-Hemmer und Sartane wirklich nicht mehr geben, wegen meiner Angioödeme/Urtikaria bisher unbekannter Ursache?
Dr. Nicole Schoepke
Fachärztin
Beiträge: 136
Registriert: 17 Aug 2010, 17:27
Wohnort: Berlin

Re: Dauerbehandlung mit Telfast

Beitrag von Dr. Nicole Schoepke »

Hallo kk9979,
bestimmte Medikamente, zu denen z.B. ACE-Hemmer zählen, können die Beschwerden der Urtikaria und Angioödeme triggern und verstärken. Wenn es in der Zusammenschau mit Ihren Grunderkrankungen vereinbar ist Ihre Medikamente umzustellen - beispielsweise auf die Calciumkanalantagonisten- ist dies zu empfehlen. Neben dieser sogenannten Intoleranzurtikaria gegenüber Medikamenten oder auch gegen Inhaltsstoffen in Lebensmitteln, können andere Ursachen für Ihre Beschwerden in Frage kommen. Bei einer Infektassoziierten Urtikaria können Infektionen im Körper, die nicht unbedingt symptomatisch sein müssen, die Symptome der Nesselsucht bedingen. Die von Ihnen genannten Nebenhöhlenentzüng und Foki im Zahnbereich könnten dies erklären und sollten vom HNO Arzt und dem Zahnarzt auf Ausprägung und Relevanz untersucht werden. Zusätzlich können Ihre Beschwerden autoreaktiv bedingt sein, was bedeutet das eine Unverträglichkeit gegen körpereigene Bestandteile besteht - dies sollte mittels ASST kontrolliert werden. Viele großen (Uni)Kliniken bieten solche Programme an um die einzelnen Faktoren der Nesselsucht ganzheitlich abzuklären.
Mit den besten Grüßen
Nicole Schoepke
daniela22
Beiträge: 1
Registriert: 09 Dez 2012, 17:26

Re: Dauerbehandlung mit Telfast

Beitrag von daniela22 »

Hallo,

in diesem Zusammenhang hätte ich eine ähnliche Frage:

Ich habe seit einem Jahr eine chronische Form von Urtikaria, hauptsächlich ausgelöst durch physikalischen Druck (-> zeitverzögertes (8h) Auftreten von Quaddeln, verbunden mit fürchterlicher (1-2 Tage anhaltender) Ödembildung im Gesicht).
Im Biedersteiner Klinikum wurde mir folgendes verordnet: täglich 4 x Fexofenadin, 1 x Singulair, 1 x Ranibeta.
Das hilft fantastisch solange ich mich an diese Verordnung halte, allerdings würde ich gerne wissen, wann ich zu einer weiteren Untersuchung erscheinen sollte. Ist hier eine regelmäßige Kontrolle von Nöten? Kann ich bedenkenlos diese doch hohe Dosierung fortsetzen oder gehe ich Risiken ein? Absetzversuche der Medikamente enden schon nach einem Tag in "Juck"anfällen und Ödembildung.

viele Grüße und danke im Voraus für die Antwort,
Daniela
Dr. Karsten Weller
Facharzt
Beiträge: 95
Registriert: 26 Sep 2008, 18:06
Wohnort: Berlin

Re: Dauerbehandlung mit Telfast

Beitrag von Dr. Karsten Weller »

Hallo daniela22,

zunächst einmal ist es gut zu hören, dass die Therapie bei Ihnen gut wirkt. Bezüglich der Verträglichkeit der von Ihnen eingenommenen Medikamente ist zu sagen, dass diese in aller Regel sehr gut ist. Auch eine langfristige Behandlung mit dieser Kombination ist möglich und wird auch durch die aktuellen Therapieleitlinien empfohlen, wenn eine alleinige Behandlung mit einem Antihistaminikum (in Ihrem Fall Fexofenadin) bzw. mit einem Antihistaminkum und Singulair nicht ausreichend ist. Sie gehen also kein wirkliches Risiko bei der Einnahme Ihrer Medikamente ein, sofern keine schweren anderen Erkrankungen bestehen.

Die aktuell gültige Empfehlung lautet, die Therapie alle 3-6 Monate im Bezug auf Ihre Notwendigkeit zu überprüfen. Das bedeutet, dass in der Regel zunächst schrittweise der H2-Hemmer (bei Ihnen Ranibeta), dann Singulair und später Fexofenadin abgesetzt wird sofern jeweils Beschwerdefreiheit bestehen bleibt.

Mit besten Grüßen
Dr. K. Weller
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