Schlimme Urtikaria trotz Schwangerschaft

In diesem Forum haben Sie die Möglichkeit, den Ärztinnen und Ärzten der UNEV-Sprechstunden Fragen zu stellen. Wir bitten Sie, vor dem Versenden einer Anfrage zunächst zu prüfen, ob sich die Antwort auf Ihre Frage oder die gewünschte Information unter > Formen der Urtikaria oder in unseren Antworten auf bisherige Forumsanfragen findet.

Moderator: USS

Antworten
steff85
Beiträge: 35
Registriert: 13 Mai 2012, 17:45

Schlimme Urtikaria trotz Schwangerschaft

Beitrag von steff85 »

Hallo liebes Ärzte-Team,

ich habe eine schlimme Antihistaminika-resistente Urtikaria seit ca. 2 Jahren. Ich bin mittlerweile in der 31. Schwangerschaftswoche und meine Urtikaria ist immernoch genauso schlimm wie eh und je. Ich bin auf Cortison angewiesen, da die zulässigen Antihistaminika gar nicht helfen (war auch vor der Schwangerschaft schon so). Wir waren gerade dabei ein paar andere Medikamente auszuprobieren, als herauskam, dass ich schwanger bin. Also blieb mir nix anderes außer Cortison. Ich komme mit 5 mg Prednisolon so einigermaßen über die Runden und nehme gegen den extremen Juckreiz noch Ceterizin. Bisher geht es dem Baby wirklich sehr gut und es entwickelt sich alles super.

Eine Ursachensuche habe ich vorher bereits zweimal durch, inklusive Diäten und es ist nicht besser geworden, auch eine Eigenblutbehandlung, eine Darmsanierung, Kinesiologie, Akkupunktur... hat nix geholfen.
Einzig was noch nie geteste wurde ist, ob ich auf mein eigenes Blut reagiere (sprich ASST fehlt mir noch).
Da meine Urtikaria aber wirklich hartnäckig und therapierestent ist und absolut nix als Ursache identifiziert werden konnte, vermutet mein Hautarzt eine autoreaktive/autoimmune Urtikaria.

Meine Frage ist nun:

Müsste eine autoimmune/autoreaktive Urtikaria in der Schwangerschaft verschwinden? Meine ist nämlich nicht einmal ein bisschen besser geworden. Heißt das nun meine Urtikaria ist auf keine Fall autoreaktiv/autoimmun?

Nach der Schwangerschaft habe ich mit meinem Hautarzt zunächst eine Therapieversuch mit Hydroxychloroquin geplant, also ab März 2013. Mein Hautarzt schätzt die Chancen ganz gut ein und meint es sei ein recht verträgliches Medikament, auch wenn die Datenlage hinsichtlich Urtikaria schlecht ist, gäbe es durchaus einige positive Erfahrungen damit und bevor ich Cyclosporin nehmen muss und völlig aus den Latschen kippe, habe ich mich für den Versuch mit Hydroxychloroquin entschieden. Vorallem weil man damit bei autoreaktiver/autoimmuner Urtikaria schon gute Ergebnisse erzielt haben soll.
Im Juli habe ich erneut einen Termin in der Charite um das weitere Vorgehen zu besprechen, eventuell Xolair beantragen, falls die Therapie mit Quensyl nicht anschlägt.

Aber ich frage mich eben im Moment ob meine Urtikaria überhaupt autoreaktiv/autoimmun sein kann, da sich wie gesagt in der Schwangerschaft nichts verbessert hat???????

Vielen Dank und Liebe Grüße,
Stefanie.
Dr. Nicole Schoepke
Fachärztin
Beiträge: 136
Registriert: 17 Aug 2010, 17:27
Wohnort: Berlin

Re: Schlimme Urtikaria trotz Schwangerschaft

Beitrag von Dr. Nicole Schoepke »

Liebe steff85,
ob sich eine Nesselsucht in der Schwangerschaft verbessert oder verschlechtert zeigt nicht an, ob es sich um eine autoreaktive Urtikaria handelt oder nicht. Beide Extreme sind möglich, die Nesselsucht kann sich in dieser Zeit verbessern oder verschlechtern.
Ein ASST zeigt an, ob es sich um eine autoreaktive Ursache handelt oder nicht. Diese Form ist meistens sehr viel stärker ausgeprägt als andere Formen. Therapie hier ist die Einnahme von Anthistaminika, Studien zur Wirksamkeit einer Eigenbluttherapie werden aktuell durchgeführt.
Innerhalb der Schwangerschaft und Stillzeit bestehen natürlich limitationen in Bezug auf die mögliche Tehrapie: Entsprechend embryotox.de kann kann in allen Phasen der Schwangerschaft Loratadin in einer Dosierung (einmal täglich) eingenommen werden.
Nach einer Schwangerschaft und der Stillzeit ist bei unzureichender Wirksamkeit zunächst eine Aufdosierung (mximal 4fache Dosierung pro Tag) in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt möglich. Bei unzureichender Kontrolle kann eine zusätzliche Kombination mit Ranitidin und Singulair entsprechend der Leitlinien durchgeführt werden. Dies ist einer Therapie mit Quensyl, die zahlreiche Nebenwirkungen hat, vorzuziehen. Sollte die genannte Dreierkombination ebenfalls nicht ansprechen, dann ist eine Therapie mit Xolair möglich, entweder durch Kostenantrag an die Krankenkasse oder im Rahmen von durchgeführten Studien möglich. Hierzu werden sie im Rahmen der Sprechstunde an der Charité genaueres erfahren und können dies zusätzlich mit Ihem behandelnden Arzt ebsprechen.
Mit den besten Wünschen
Nicole Schoepke
steff85
Beiträge: 35
Registriert: 13 Mai 2012, 17:45

Re: Schlimme Urtikaria trotz Schwangerschaft

Beitrag von steff85 »

Hallo Frau Dr. Schoepke,

ich danke Ihnen für die schnelle Antwort. Dass der ASST noch fehlt finde ich auch nicht so toll, aber leider hat keine der beiden Kliniken in HH in denen ich bisher war diesen durchführen wollen. Angeblich wegen möglicher Verwechselungsgefahr der Blutproben und die neidergelassenen Hautärzte führen diesen leider auch nicht durch.

Ich bin ja wie bereits erwähnt schon in der Charite in Behandlung/bzw. erstmal keine andere Behandlung möglich wegen Schwangerschaft. Da ich die Urtikaria in gleicher Ausprägung bereits vor der Schwangerschaft hatte und zwar massiv und täglich. Ich habe bereits alle von Ihnen genannten Medikamente ausprobiert. Lorano hat vor der Schwangerschaft auch in 4-fach Dosierung keinerlei Besserung gebracht. Nicht einmal eine geringe Linderung des Juckreizes habe ich verspürt, deshalb habe ich in der Schwangerschaft Ceterizin gegen den Juckreiz, welches auch nach Embryotox erlaubt ist. Allerdings ist es wie beschrieben so, dass ich nicht auf Antihistaminika anspreche. Weder Ebastel, noch Fexofenadin, noch Xsusal, nach Rupafin usw. haben ausreichend unterdrückt, auch der Juckreiz war zum teil trotzdem vorhanden. Ich hatte trotzdem täglich Quaddeln und hinzu kommt eine sehr starke Druckkomponenete. Ich habe vor der Schwangerschaft auch bereits Singulair und Ranitidin zusätzlich zur 4-fachen Dosierung Antihistaminka hinzubekommen und selbst während einer sehr strengen pseudoallergenarmen Diät und der Einnahme der genannten Medikamente bin ich nicht beschwerdefrei gewesen, sondern hatte massive Probleme mit Quaddeln.
Dann bin ich ungeplant Schwanger geworden und nach Absprache mit meiner Frauenärztin habe ich auf Prednisolon umgestellt und zwar so wenig wie möglich (also 5 mg täglich). Damit bin ich zwar auch nicht ganz beschwerdefrei, sondern habe immernochmal täglich ein paar Quaddeln, (manchmal auch einen Schub) aber ich kann schlafen und halbwegs normal leben ohne ständige Schwellungen und Schmerzen. Außerdem bin ich ja wie gesagt mit Antihistaminika nicht mal ansatzweise beschwerdefrei.

Die Sache mit dem Xolair ist ja von den Krankenkassen anhängig, da es noch nicht zugelassen ist und aus dem Gesprächen mit anderen Betroffenen weiß ich, dass die Krankenkassen häufig verlangen, dass man erst noch eine andere Therapie versucht. Deshalb zunächst der Versuch mit Hydroxychloroquin. Es ist eben ein Ausprobieren. Und sollte das nicht funktinieren will ich auf jedenfall das mit dem Xolair versuchen. Allerdings werde ich im Moment das Prednisolon nicht einfach so wieder absetzen, da es im Moment das Einzige ist was überhaupt anschlägt. Außerdem ist es laut meiner Frauenärztin und Embryotox okay, da es nur gering plazentagängig ist und ich eine relativ niedrige Dosis bekomme und ich mit einer Tablette Ceterizin oder Lorano ja nicht mal den Juckreiz richtig in den Griff bekommen würde, geschweige denn die Schwelungen und Ödeme.

Das mit den Studien zur Eigenblutbehandlung habe ich auch gelesen, deshalb hatte ich das damals auch versucht. Leider hat es rein gar nix gebracht.

Aber trotzdem vielen vielen Dank für die Antwort.
Liebe Grüße,
Stefanie.
Antworten