Zusammenhang Urtikaria ADHS

[cantare1]

Sehr geehrte Ärzte,

ich habe die Geschichte meines Sohnes bereits 2010 ins Forum gestellt. Mittlerweile würde mich Folgendes interessieren:
Zusammenfassung Sebastian (9 Jahre):
- chronisch rezidivierende Urtikaria seit 6 Jahren
- ANA-Wert: 1:640 bis 1:2560
- Lactoseintoleranz
- im Blut keine pos. Antikörper bgl. Zöliakie
- häufige Bauchschmerzen
- keine Allergie
- rheumatologisch kein klinischer Befund (auch bei Biopsie einer Nessel)
- keine Autoimmunurtikaria
- es wurde keine Ursache gefunden
Sebastian ist in der Hautklinik München am Biederstein in Behandlung. Er hat bereits ein halbes Jahr je 1 Tablette Lorano genommen (Cetirizin hat nicht gewirkt), die Urtikariaschübe können so unterdrückt werden. Auch ADHS Symptome verbesserten sich dadurch sehr.
Nach Absetzen von Lorano: wiederkehrender Urtikariaschub und extreme Verschlechterung der ADHS Symptomatik. Momentan nimmt er ein weiteres halbes Jahr tägl. 1 Lorano. Neuer Absetzversuch im Januar. Sebastian nimmt kein Medikament gegen ADHS.

Ich selbst, Mutter von Sebastian (48 Jahre) habe folgende Probleme:
- klinisch bestätigte Zöliakie
- Lactoseintoleranz
- sehr viele Allergie (bei einem Test war außer der Negativkontrolle alles positiv)
- Reizdarm
- Hashimoto Thyreoditis
- ANA-Titer 1:2560
ich bin folgendermaßen eingestellt: Ernährung gluten und lactosefrei, 1 Tbl. L-Thyroxin 88mg und tägl.1 Tablette Opipramol, da anders der Reizdarm nicht in den Griff zu bekommen war.
Mir geht es damit sehr gut, ich glaube inzwischen aber, dass ich mit Cetirizin Tropfen meinen Reizdarm ebenfalls gut in den Griff bekommen könnte. Ich habe die Tropfen im Frühjahr bei stärkerem Pollenflug eine Zeit lang durchgenommen und wenn ich jetzt zurückdenke, hatte ich auch in der Zeit keine Probleme mit dem Darm. Ich habe das bis jetzt jedoch nicht in Verbindung gebracht. Nun stehe ich fast vor der Frage, ob ich die Opipramol Tablette nicht gegen ein Antihistaminikum tauschen könnte (hatte nur noch nicht den Mut dazu)?
Nachdem ich kürzlich auch noch in der Apothekenumschau gelesen habe, dass Allergietabletten Rheumaschübe verhindern können stelle ich mir die Frage, ob Antihistaminika auch gegen Reizdarm und ADHS helfen?
Hängt das alles doch irgendwie zusammen? Haben mein Sohn und ich vielleicht einen gleichen "Fehler im System", der sich mehr oder weniger unterschiedlich auswirkt?
Über eine Meinung würde ich mich sehr freuen!

Herzliche Grüße

Cantare

[Dr. Karsten Weller]

Sehr geehrte Cantare,

mir ist bislang nicht bekannt, dass Antihistaminika gegen ADHS helfen würden. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass sich eine effektive Linderung der Urtikariabeschwerden, die ja in aller Regel einen großen Stress für Betroffene bedeuten, günstig auf ADHS auswirken könnte. Wenn Loratadin gut beim Ihrem Sohn wirkt, ist das sehr erfreulich und es kann auch langfristig ohne Bedenken eingenommen werden (die Auslaßversuche sind aber natürlich sinnvoll um zu prüfen, ob die Nesselsucht noch behandlungsbedürftig ist).

Beim Reizdarmsyndrom sind Antihistaminika eigentlich keine wirksame Therapie . Ist es möglich, dass Sie sogenannte pollenallergie-assoziierte Nahrungsmittelallergien haben? In diesem Fall wäre ein günstiger Effekt von Antihistaminika auf Ihre Darmbeschwerden durchaus erwartbar.

Mit bestem Gruß
Karsten Weller

[cantare1]

Sehr geehrter Herr Dr. Weller,

vielen Dank für Ihre Antwort!
Ja, ich bin froh, dass es Sebastian mit Lorano so gut geht. Und ich bin sehr erleichtert, wenn auch Sie sagen, dass eine längere Therapie mit den Tabletten unbedenklich ist.
Bei mir selbst könnten da in jedem Fall Nahrungsmittelallergien dabei sein. Aber ich glaube, wenn ich Ihre Antwort so lese, ich werde meine Tabletten so weiternehmen wie jetzt. Nicht, dass es doch wieder schlechter wird - dazu habe ich schon zu viele unangenehme Jahre hinter mir.
"Never change a running system", das ist bei Sebastian und mir vielleicht doch das Beste.
Nochmals "Danke", Sie haben mir bei meiner Entscheidung sehr geholfen.

Mit freundlichen Grüßen

Cantare