Chronische Urtikaria bei Wärme + Stress (+trockene Haut)

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Tom1989
Beiträge: 1
Registriert: 16 Mär 2014, 21:05

Chronische Urtikaria bei Wärme + Stress (+trockene Haut)

Beitrag von Tom1989 »

Liebes Ärzteteam,

ich würde Ihnen gerne meinen Krankheitsverlauf schildern, mit der Hoffnung neue Erkenntnisse zu gewinnen.

Ich bin 24 Jahre alt und leide seit 3 Jahren an chronischer Urtikaria. - Gesundheitliche Probleme mit der Haut fingen bereits vor 4,5 Jahren an. Damals wurde meine Haut immer trockener und fing an zu jucken. Nach einiger Zeit entwickelte ich auch Hautreaktionen (starke Ekzeme + Quaddeln) auf Nahrungsmittel und Alkohol sowie Urtikaria. Die Ärzte gingen von allergischen Reaktionen aus, da ich auch vorbelastet bin mit unters. Nahrungsmittelallergien lag der Verdacht nahe. Doch alle Bemühungen dahingehend brachten keinen Erfolg. Mit Diäten und Verzicht auf Alkohol über 1,5 Jahre konnte ich nahezu ohne Ekzeme leben, die trockene Haut und Urtikaria blieben. Dennoch wollte ich auch andere Wege gehen und besuchte einen befreundeten Arzt, welcher auch auf alternative Methoden (Kinesiologie usw.) setzte. Eine Darmsanierung + Pilzbehandlung bei diesem Arzt brachte einen ersten großen Erfolg. Seit dieser Therapie habe ich keine Reaktionen auf Nahrungsmittel od. Alkohol mehr und kein einziges Ekzem mehr.

Die Urtikaria und die trockene Haut sind geblieben. Die Urtikaria tritt bei Wärme, körperlicher Belastung und Stress auf. Dabei reichen Außentemperaturen von ca. 23° aus um am ganzen Körper Quaddeln zu bekommen. Im Sommer kann ich mich nicht draußen aufhalten. Sport kann seitdem gar nicht mehr machen. Nach 5-10 Minuten Joggen (im Winter bei 0°) merke ich das Kribbeln und bekomme Quaddeln am ganzen Körper. Auch in Stresssituationen bekomme ich Ausschlag an den Hand- u. Fußgelenken und bei großen Stress weitet sich der Ausschlag immer weiter aus. Zusätzlich verbunden ist immer ein Hitzegefühl. Nach ca. 45min sind die Quaddeln wieder weg - treten aber an einem Tag mehrmals auf.

Die Behandlung mit Cortison, Cetirizin, Urtimed, Ebastin, Fexofenadin usw. bringt keinen Erfolg.

Vor 9 Monaten wurde eine Schilddrüsenunterfunktion (TSH 3,9) festgestellt und ich hatte die Hoffnung den Auslöser der Urtikaria u. der trockenen Haut entdeckt zu haben. Seitdem nehme ich L-Thyroxin 25, derzeit 50. Die Urtikaria tritt aber weiterhin unverändert auf. (TSH derzeit 1,9 / TPO 5,5). Die Einstellung der SD ist bestimmt noch nicht abgeschlossen, allerdings hatte ich auf eine erste Verbesserung der Urtikaria gehofft - leider vergebens. (Auch psychisch nagt die ganze Krankheit natürlich extrem).

Sonstige Werte:
DAO 21,1
igE 4274 (keine allergischen Reaktionen seit meiner Kindheit)


Gibt es weitere Behandlungsmöglichkeiten für meine Urtikaria? Wo könnte die Ursache liegen?

Vielen Dank im Voraus!

Viele Grüße
Tom
Marina Abajian
Ärztin
Beiträge: 62
Registriert: 18 Aug 2010, 12:31
Wohnort: Berlin

Re: Chronische Urtikaria bei Wärme + Stress (+trockene Haut)

Beitrag von Marina Abajian »

Hallo Tom,
so wie Sie Ihre Beschwerden beschreiben (Auftreten von juckenden Quaddeln bei körperlicher Belastung, Stress, Wärme) kann es sich tatsächlich um eine cholinergische Urtikaria handeln. Dabei entstehen Quaddeln und Juckreiz ausschließlich durch eine Erhöhung der Körpertemperatur, z.B. durch ein heißes Vollbad, durch körperliche Anstrengung, den Genuss von scharf gewürzten Speisen oder bei Aufregung. Nachgewiesen wird sie durch Anstrengungstestungen, bei denen kontrolliert wird, dass die Körpertemperatur ansteigt. Die cholinergische Urtikaria ist keine seltene Erkrankung und betrifft vor allem junge Menschen zwischen dem 15. und dem 25. Lebensjahr.
Bis heute sind die Ursachen der cholinergischen Urtikaria weitgehend unbekannt. Entsprechend ist bislang nur eine symptomlindernde aber keine heilende Therapie möglich. Nach einiger Zeit klingt die Erkrankung aber von selbst wieder ab.
Zur Therapie werden in erster Linie Antihistaminika eingesetzt. Reicht die zugelassene Dosierung nicht aus, wird seitens der aktuellen Leitlinie eine Hochdosierung bis zum Vierfachen empfohlen. Reicht auch das nicht aus, gibt es weitere Behandlungsoptionen, unter anderem die Ergänzung von einem Medikament namens Montelukast oder einem anderen Präparat, dem Omalizumab (Xolair). Da letzteres bislang nicht für die Urtikaria zugelassen ist, ist es aber nicht ohne weiteres für die Behandlung verfügbar.
Beste Grüße
Marina Abajian
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