Levocetirizin und Dopamin - Nebenwirkung?

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Moderator: USS

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T97Frida
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Levocetirizin und Dopamin - Nebenwirkung?

Beitrag von T97Frida »

Guten Tag

2004 fing es bei mir mit Urtikaria an und binnen weniger Wochen kamen auch Angioödeme hinzu.
Die Erkrankung ist bei mir von großem Ausmaß, Quaddeln habe ich nahezu täglich, verstärkt treten diese bei Wärme, körperlicher Anstrengung und Druck auf die Haut auf.
3-4 mal Wöchentlich leide ich unter mitunter von großflächigen Ödemen die gottseidank selten im Hals jedoch sehr massiv an sämtlichen Körperteilen auftreten.

Da ich gleichzeitig täglich 20 mg Paroxetin einnehme wurde mir gesagt kämen nicht alle Antihistaminika für mich in Frage, da Wechselwirkungen auftreten können.

Desloratadin (Aerius) zeigte keinerlei Wirkung, Ceterizin nur sehr bedingt, am besten habe ich auf Levocetirizin (Xusal) angesprochen, welches ich seither einnehme.
Telfast kam offenbar für mich keinesfalls in Frage (laut behandelndem Arzt).

Da es mich von Anfang an sehr müde gemacht hat habe ich die Einnahme auf stärkere Schübe beschränkt, 30 Minuten nach der Einnahme konnte ich mich regelrecht kaum mehr wach halten.
Die regelmäßige Einnahme von Cortisosteroiden habe ich bisher selbst wegen der Nebenwirkungen abgelehnt und habe davon nur Einzeldosen bei besonders schweren Schüben bekommen und ich kam so jahrelang eigentlich gut zurecht.

Als Anfang letzten Jahren abdominale Ödeme hinzukamen hat mir mein Arzt geraten Xusal regelmäßig täglich einzunehmen, woraufhin ich nicht mehr funktionsfähig war. Ich bin selbst während des essens oder während Unterhaltungen plötzlich eingeschlafen und jeden Abend wenn die Wirkung nachließ bekam ich ein Reissen und Zucken in Beinen und Armen (Restless Leg Syndrom).

Vor zwei Monaten bekam ich plötzlich Milchfluß und meine Periode bleibt seither aus.
Mein Prolaktin Spiegel ist nun zu hoch, ob ich ein Prolaktinom an der Hirnanhangdrüse entwickelt habe wird demnächst abgeklärt. Ich bin täglich müde und kaputt und habe sehr viel an Energie verloren.

Da ich gelesen habe daß einige Antihistamine auch eine antagonistische Wirkungen an Dopaminrezeptoren haben ist meine Fage ist nun ob die regelmäßige Langzeiteinnahme Einfluß darauf genommen haben kann.

Mein Arzt möchte daß ich zur Reduzierung des Prolaktins einen Dopamin D2 Agonisten einnehme. Allein die "sehr häufigen" Nebenwirkungen lesen sich furchtbar an und es ist ohne Zweifel ein sehr schwer eingreifendes Medikament das sich offenbar häufig negativ auf die Psyche und auf das allgemeine Wohlbefinden auswirkt (mögliche Nebenwirkungen sind Depressionen, Psychose und Angstzustände). Nachdem ich mit meinem Depressionen sehr schlimme Zeiten durchgemacht habe macht es mir große Angst. Ich möchte es nicht einnehmen.

Kann ein Absetzen von Xusal meine Prolaktinwerte senken und wäre die Einnahme eines Dopamin Agonisten nicht kontraindiziert bei gleichzeitiger Einnahme von Levoceterizin? Ist mein Dopamin-Stoffwechsel von Levocetirizin beeinflusst?

Entschuldigen Sie bitte den langen Beitrag. Ich brauche hierzu wirklich Rat, denn ich bekomme von meinen Ärzten keine aufschlußreichen Antworten. Mir wird nur gesagt ich soll mir keine Sorgen machen und einfach einnehmen was mir verschrieben wird.
Ich möchte diese Vorgänge jedoch verstehen bevor ich mir so ein Medikament antue.
Ich würde gerne andere Möglichkeiten voll ausschöpfen, falls welche bestehen.

Vielen Dank für Ihr großes Engagement und ihre Hilfe.

Bettina
Dr. M. Magerl
Facharzt
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Re: Levocetirizin und Dopamin - Nebenwirkung?

Beitrag von Dr. M. Magerl »

Hallo Bettina,

auch die modernen Antihistaminika können in einigen Fällen, vor allem bei Höherdosierung, müde machen. Diese Nebenwirkung sollte nicht toleriert werden, zumindest nicht wenn eine regelmäßige Einnahme notwendig ist. Der negative Einfluß auf das alltägliche Leben ist dann einfach zu groß. Den Zusammenhang zwischen Levocetirizin und dem plötzlichen Milchfluß kann ich nicht herstellen. Eine solche Nebenwirkung ist mir nicht bekannt und findet sich auch nicht in der medizinischen Literatur. Ohne die Sachlage näher zu kennen, möchte ich meinen, dass es sich hier um unabhängige Ereignisse handelt. Ich kann Ihnen dementsprechend auch keinen Rat geben was die Einnahme des Dopamin-2-Antagonisten angeht. Eine Wechselwirkung mit Levocetirizin ist mir aber nicht bekannt.

Insgesamt habe ich den Eindruck, dass ihre Urtikaria-Therapie noch optimierbar ist, beispielsweise durch die Wahl eines anderen Antihistaminikums, eventuell in erhöhter Dosierung oder gegebenenfalls sogar die Einleitung von Omalizumab. Aktuell scheint aber das hormonelle Geschehen das dringendste Problem zu sein und sollte zuerst angegangen werden.

Mit freundlichen Grüßen

Magerl
T97Frida
Beiträge: 29
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Re: Levocetirizin und Dopamin - Nebenwirkung?

Beitrag von T97Frida »

Hallo Herr Dr. Magerl

Vielen Dank für die umfangreiche Antwort, Sie haben mir sehr weitergeholfen.
Mittels Hormonspiegel und einem MRT soll jetzt abgeklärt werden ob ich ein Prolactinom an der Hirnanhangdrüse habe.

Was mein Angioödem und die Urtikaria betrifft bin ich immer noch auf der Suche nach einem geeignetem Arzt in meiner Nähe, denn bei den 4 Ärzten die ich in den vergangenen 10 Jahren war bin ich bisher fast nur auf Ratlosigkeit gestossen und musste stets selbst um weiterführende Tests bitten.
Selbst im lokalen Krankenhaus bekam ich den Eindruck es besteht evtl. ein Mangel an Erfahrung mit der Erkrankung. Mir wurden stets nur Antihistamine verordnet und ein "Das geht wieder weg. Nehmen Sie das bis dahin ein." mit auf den Weg gegeben.
Als ich die starke Müdigkeit auf Xusal ansprach wurde mir gesagt das wäre nicht möglich, es wäre ein Antihistamin einer neueren Generation das nicht mehr müde macht und die Fatigue hätte vermutlich eine andere Ursache.
Die Auswahl an anderen Antihistaminika wäre für mich sehr eingeschränkt durch das Paroxetin (wgn. Wechselwirkungen)

Ohne dieses Forum hätte ich bisher nicht mehr über meine Erkrankung erfahren, weshalb ich sehr dankbar dafür bin. Hauptsächlich hat mir bisher auch die Umstellung meiner Ernährung und die Vermeidung von Nahrungsmitteln die es schlimmer werden lassen über die Runden geholfen.

Bedanke mich vielmals. Ich bleibe dran und hoffe bald einen geeigneten Immunologen zu finden.

Grüße, Bettina
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