chron. Urtikaria + Angioödeme, jetzt ANA-Titer erhöht

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Moderator: USS

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kk9979
Beiträge: 89
Registriert: 08 Mär 2012, 06:47

chron. Urtikaria + Angioödeme, jetzt ANA-Titer erhöht

Beitrag von kk9979 »

Sehr geehrte Experten,

bei mir, weiblich 34 Jahre, wurde eine idiopathische membranöse Glomerulonephritis mit nephrotischen Syndrom festgestellt. Da war ich 17 Jahre alt. Nach ein paar Jahren hatte ich keine Proteinurie mehr. Dann stellte man im Blut einen erhöhten ANA-Titer fest: einmal 1:1280 und dann mehrfach 1:320 mit homogenen feingranulären Muster. Diesen Titer habe ich nun schon seit 2009. 2012 bekam ich dann eine geschwollene Lippe, dann Ausschlag und eine geschwollene Hand. Daraufhin untersuchte man alles: keine Allergien, kein Beweise für eine rheumatische Erkrankung. Die Ursache der Urtikaria ist unklar.

Einen damals verschriebenen ACE-Hemmer tauschte man mit einem Calciumantagonisten aus, den man auch zuvor in oralen Provokationstestungen ausprobierte. Den vertrage ich auch gut. Nun hatte ich wieder Ausschlag an den Oberschenkeln, mehrfach. Es sah aus wie ein rotes Spinnennetz und es hat sich heiß angefühlt. Nach ca. 2 Stunden war es weg. Die Ärztin der Hautklinik meinte es wäre auch Urtikaria. Für eine Vaskulitis müsste es mindestens einen ganzen Tag bestehen bleiben.

Die Partie um mein rechtes Auge ist täglich geschwollen. Es geht einfach nicht weg. Im Juli war ich auch noch mal in der Rheumaabteilung. Dort zeigte sich wieder ein erhöhter Ana-Titer von 1:320 und diesmal positive Antikörper gegen Doppelstrang DNA im ELISA. Man machte dann noch einen anderen Test (CLIF) als Bestätigung, dieser war aber negativ. So gingen die Ärzte davon aus, dass es eine unspezifische Reaktion im ELISA war und es hieß "kein ausreichender Hinweise für einen systemischen Lupus eryth." Die Komplemente C3 und C4 waren nicht erniedrigt. Alle anderen Blutwerte waren ok, außer diese beiden Antikörper und Harnstoff war noch erniedrigt. Etwas Erythrozyten waren im Urin. Keine Proteinurie.

Ein paar Tage nach diesem Bluttest fingen aber meine Beschwerden an. Ich habe plötzlich meine morgendlichen Jogging-Runden nicht mehr geschafft. Ich bin mittags eingeschlafen und habe mich fix und fertig gefühlt. Absolut müde und schwach. Hinzu kamen ständig abend und nachts unruhige Beine.Dann abends leichte Schmerzen in den Oberschenkel-Muskeln. Starke Nackenschmerzen und dazu Schwindel (wie in Löcher treten, wo keine sind/ wie in sich zusammen fallen). Ich war total erschrocken über mich selbst. Das geschwollene Auge ist wie immer täglich da.

Meine Frage ist jetzt: könnte die Urtikaria und all meine Symptome nicht doch vielleicht von einem großen Ganzen kommen? Wie kann es sein, dass die dsDNA-AK in ELISA positiv waren und im CLIF nicht: ist das ein Laborfehler? Was meinen Sie zu der ganzen Sache?
Dr. Nicole Schoepke
Fachärztin
Beiträge: 136
Registriert: 17 Aug 2010, 17:27
Wohnort: Berlin

Re: chron. Urtikaria + Angioödeme, jetzt ANA-Titer erhöht

Beitrag von Dr. Nicole Schoepke »

Hallo kk9979,

die beschrieben Symptome mit Muskelschmerzen und –schwäche ist nicht ganz typisch für eine Urtikaria und sollte daher weiter abgeklärt werden – insbesondere rheumatologische Erkrankungen, u.a. Dermatomyositis, sollten weiter abgeklärt werden.

Es gibt eine Urtikariavaskulitis, bei welcher auch Muskelbeschwerden auftreten können – hier bestehen die Quaddeln aber typischerweise länger als 24 Stunden und hinterlassen meistens Verfärbungen auf der Haut.

Für die „klassische“ Urtikaria ist typisch, dass Quaddeln auftreten, die nicht länger als 24 h bestehen bleiben. Aus Ihren Beschreibungen kann ich aktuell nicht entnehmen, ob Sie „richtige“ Quaddeln in der Vergangenheit hatten oder haben?

Im Rahmen der Urtikaria können auch zusätzlich oder alleine Schwellungen, beispielsweise an den Augen auftreten. Diese Schwellungen sollten aber wieder weggehen und nicht wie von Ihnen beschrieben die ganze Zeit vorhanden sein. Ist dies der Fall, muss hier auch weiter Diagnostik erfolgen, da es nicht typisch ist für ein sog. histaminvermitteltes Angioödem.

Schwellungen können auch im Rahmen von rheumatologischen Erkrankungen auftreten, eine weitere Diagnostik ist hier empfehlenswert. Sie beschreiben, dass sie bereits früher Beschwerden mit Schwellungen hatten. Sollten bei Ihnen bereits in der Kindheit/Jugend Schwellungen aufgetreten sein, ohne das typische Quaddeln vorhanden waren, sollte nachgeschaltet auch noch mittels einer Blutuntersuchung ein hereditäres Angioödem ausgeschlossen werden (auch dies würde aber nicht unbedingt die zusätzliche Symptomatik erklären).

Sollten bei Ihnen Quaddeln im Sinne einer Nesselsucht aufgetreten, ist zu beachten, dass es chronische spontane Urtikariaformen gibt, die autoimmunbedingt sein können. Um dies zu testen, kann vom Arzt der autologe Serum Test durchgeführt werden (ASST), bei welchem ein Teil des eigenen Blutes unter die Haut gespritzt wird, und geschaut wird, ob sich hier eine Quaddel entwickelt.

Sie verstehen wahrscheinlich, dass Ihre komplexe Krankengeschichte in dieser Art eines Forums nicht als „Ferndiagnose“ in seinen Einzelheiten geklärt werden kann. Insgesamt scheint es sich bei Ihnen aber eher um mehrere Erkrankungen, wahrscheinlich auch aus dem rheumatologischen Formenkreis, zu handeln – welche weiter abgeklärt werden müssen. Eine mögliche assoziierte Urtikaria kann hinsichtlich der möglichen Ursachen weiter untersucht werden, wobei in Ihrem Falle dann auch eine autoimmune Ursache untersucht werden sollte.

Ich wünsche Ihnen hierfür viel Erfolg.

Mit freundlichen Grüßen
Nicole Schoepke
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