Chronische Urtikaria/Angioödem und Beeinflussung Östrogene

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kk9979
Beiträge: 89
Registriert: 08 Mär 2012, 06:47

Chronische Urtikaria/Angioödem und Beeinflussung Östrogene

Beitrag von kk9979 »

Sehr geehrte Experten,

seit 2011 leide ich unter immer wiederkehrender chron. Urtikaria/Angioödemen. Eine Ursache hierfür wurde nicht gefunden. Seit einigen Jahren mehr, nehme ich die Pille Lamuna 30. Nun hat man mir erzählt, dass Östrogene die Symptome auslösen oder verschlimmern können, stimmt das?

Ich habe mal in der Packungsbeilage nachgeschaut, so ein Hinweis steht bei mir nicht. Aber bei der Pille meiner Schwester (Levomin 20) steht bei Vorsichtsmaßnahmen und Wahrnhinweise

"- wenn Sie an erblich bedingten Angioödem (bei mir ja ausgeschlossen von der Uniklinik) leiden, könnten östrogenhaltige Arzneimittel die Symptome der Krankheit auslösen oder verschlimmern..."

Gilt das für alle Pillen und auch wenn man ein "normales" nicht erblich bedingtes Angioödem hat?

Noch eine andere Frage: sie schrieben, dass Urtikariapatienten mit erhöhten Ana-Titer (ich habe diesen auch), meist eine Schilddrüsenerkrankung haben, aber bei mir ist die Schilddrüse zwar zu klein (6,5 ml), aber das Gewebe war homogen und keine Zysten oder Knoten. Auch MAK und TAK-Autoantikörper waren negativ, so dass Hashimoto ausgeschlossen wurde. Eine angeborene zu kleine Schilddrüse kann ich aber auch nicht haben, da diese einige Jahre zuvor über 10 ml groß war. Sollte ich das nochmal untersuchen lassen?

Wenn eine chron. Urtikaria/Angioödem auch bei Autoimmunerkrankungen vorkommt, zählt dann eine chron. membranöse Glomerulonephritis unbekannter Ursache auch dazu? Bei Diagnosestellung war ich 17 Jahre alt. Bisher konnte ein systemischer Lupus erythematodes nicht bewiesen werden, nur 1x hatte ich erhöhte Antikörper gg. dsDNA im ELISA - Test, da der Test im CLIF aber negativ ausfiel, meinte der Rheumatologe, dass es keinen hinreichenden Hinweis für SLE gibt.
Dr. Nicole Schoepke
Fachärztin
Beiträge: 136
Registriert: 17 Aug 2010, 17:27
Wohnort: Berlin

Re: Chronische Urtikaria/Angioödem und Beeinflussung Östroge

Beitrag von Dr. Nicole Schoepke »

Hallo kk9979,
es gibt einzelne Hinweise dafür, dass Östrogenpräparate die Neigung für Angioödeme (eher weniger wahrscheinlich für Quaddeln) erhöhen können. Im genannten Beipackzettel wird auf erblich bedingte Angioödeme (HAE) hingewiesen, welche üblicherweise nicht in Kombination mit Quaddeln auftreten. Hier gibt es einen Enzymmangel, der sogn. C1-Esterase Inhibitor fehlt, sodass ein Stoff, das sog. Bradykinin vermehrt gebildet werden kann, welches letztendlich Schwellungen begünstigt. Insbesondere bei diesen „HAE“ Pateinten konnte gezeigt werden, das Östrogene Schwellungen begünstigen. Für nicht erblich bedingte Schwellungen wäre dies potentiell möglich, ist entsprechend der Literatur jedoch nicht 100%ig gesichert.

Zu ihrer zweiten Frage:
Erhöhte ANA-Titer können sehr viele verschiedene Ursachen haben, ganz allgemein treten sie bei Autoimmunerkrankungen auf. Hierzu zählen viele verschiedene Erkrankungen. Es gibt bsp. auch Nierenerkrankungen, die autoimmun bedingt sein können, ob dies in ihrem speziellen Fall so ist, lässt sich per „Ferndiagnose“ natürlich schwer einschätzen. Hierzu sollten Sie ihren behandelnden Arzt aufsuchen.
Es gibt auch Urtikariaformen, die aufgrund von autoimmunen Vorgängen im Körper auftreten. Möglicherweise ist dies bei Ihnen der Fall, sodass Sie dies mit Ihrem behandelnden Dermatologen besprechen sollten.
Auch wenn keine Ursache für die Nesselsucht gefunden werden sollte, besteht die Möglichkeit mit verschiedenen Medikamenten Ihre Beschwerden zu reduzieren oder komplett zu unterdrücken. Vor allem ist bei dem Auftreten von Schwellungen auch der Besitz eines Notfallsets wichtig – dies sollten Sie mit Ihrem Arzt besprechen.
Ich wünsche Ihnen hierfür viel Erfolg
Mit den besten Grüßen
Nicole Schoepke
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