Urtikaria factitia diagnostiziert, wie geht es weiter?

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Moderator: USS

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Charlett
Beiträge: 1
Registriert: 21 Aug 2018, 16:13

Urtikaria factitia diagnostiziert, wie geht es weiter?

Beitrag von Charlett »

Hallo zusammen,

ich bin neu hier und erhoffe mir von euch ein paar Ratschläge und Erfahrungen mit Urtikaria factitia.

Zu mir:
Bis vor 2 Jahren dachte ich immer, dass ich eine sehr empfindliche Haut habe, da ich eigentlich immer irgendwo rote Striemen und Quaddeln habe. Das habe seit der Kindheit, kann aber nicht genau sagen wann es angefangen hat.
Als ich dann vor zwei Jahren zum Hautarzt gegangen bin, hat er mit einem Holzstäbchen über meinen Rücken gefahren, nickte dann nur und sagte dass wir einen Allergietest machen müssten.
Also haben wir den gemacht und es sah so aus, als würde ich auf alles reagieren, für mein Auge zumindest.
Ich bekam danach den Ausdruck des Allergietestes, auf dem stand, dass ich nicht reagierte und unten drunter stand handschriftlich "Urtikaria factitia".
Ich fragte den Arzt was das zu bedeuten hat und er meinte das wäre nichts schlimmes und geht in den Wechseljahren wieder weg.

Jetzt 2 Jahre nach dieser Diagnose habe ich das Gefühl das es leider immer schlimmer wird. Ich wollte aber auch nicht nochmal zu diesem Hautarzt. Vllt. könnt ihr mir einen Rat bzgl. gutem Arzt geben oder eure Erfahrungen mit mir teilen.

Am schlimmsten ist der Juckreiz für mich. Meine Füße, meine Hände, mein Haaransatz oder dort wo meine Haare meinen Körper berühren. Die Schilder von Klamotten oder schlechte Nähte an Hosen. Alles juckt ganz fürchterlich, sobald es meine Haut berührt.
Dazu kommen diese roten Striemen und Quaddeln die ich ein paar Sekunden nach Berührungen bekomme, es reicht schon eine Tragetasche am Unterarm um meinen Unterarm in ein Rotes Quaddelfeld zu verwandeln. Und das juckt dann wahnsinnig bis zu 30 min. Dann ist es einfach weg.

Alles schwillt auch sofort an, wenn ich mir z.B. auf die Lippe beiße, sehe ich aus als hätte mir jemand drauf geboxt.

Stimmt die Diagnos meines Arztes? Was meint ihr?
Und wenn ja, an welchen Arzt kann ich mich am besten wenden um mehr darüber zu erfahren oder vllt auch ein bisschen Linderung zu bekommen.
Es geht echt an die Substanz, dieses jucken und dann die Blicke von den anderen wegen der roten Striemen und so.

Vielen Dank schonmal.

Grüße
Charlett
Dr. M. Magerl
Facharzt
Beiträge: 1436
Registriert: 16 Nov 2001, 00:00
Wohnort: Berlin

Re: Urtikaria factitia diagnostiziert, wie geht es weiter?

Beitrag von Dr. M. Magerl »

Hallo Charlett,

Ihren Beschreibungen nach zu urteilen scheint die Diagnose Ihres Arztes richtig zu sein. Wenn sie einmal nachsehen auf http://urticariaday.org/urticaria-day-2 ... urtikaria/ und klicken dort auf chronisch induzierbare Urtikaria Formen, speziell die urticaria factitia, können Sie Ihre Hauterscheinungen mit den Bildern abgleichen. Auch Ihre Beschreibung, wie die Beschwerden entstehen, wie sie sich entwickeln und wie sie wieder verschwinden, spricht sehr für eine Urticaria factitia. Typisch ist auch, dass bei Allergietests alle getesteten Substanzen positiv zu sein scheinen. Letztlich reagiert die Haut aber nur auf das Pieksen selbst und nicht auf die getestete Substanz. Überhaupt ist die Urtikaria factitia keine allergische Erkrankung im eigentlichen Sinn, das heißt, dass keine äußeren Faktoren außer Kratzen für die Auslösung der Beschwerden verantwortlich sind. Das heißt auch, dass diätetische Maßnahmen überflüssig sind. Da keine Ursachen für eine Urticaria factitia bekannt sind, beschränkt sich die Diagnostik auf das Messen der Krankheitsaktivität mittels einer Art Kratzkamm mit verschieden langen Noppen. Die Therapie hat zum Ziel, die Beschwerden unter Kontrolle zu bekommen. Üblicherweise wird werden hier Antihistaminika empfohlen. Glücklicherweise spricht die Urticaria factitia in aller Regel recht gut auf Antihistaminika an. Mit besten Grüßen,

Magerl
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