Kälteurtikaria

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Moderator: USS

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Diana
Beiträge: 3
Registriert: 01 Jan 2002, 00:00
Wohnort: Stuttgart

Beitrag von Diana »

Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich leide seit ca. 3 Jahren an einer Kälteurtikaria.Davor hatte ich nach dem Fußball spielen,wenn es geregnet hatte,immer geschwollene Gelenke der Fußzehen.Damals wußte ich nie woher dies kommt.
Vor 3 Jahren bekam ich dann auch Ouaddeln im Gesicht.Mittlerweile hat sich die Urtikaria auf Fingergelenke,Zehengelenke,Gesicht,Hals Oberschenkel,Knie u. Schienbein/Waden ausgedehnt.
Dicke Finger bekomme ich schon,wenn ich etwas aus dem Kühlschrank in der Hand halte od. z.B.beim Salat waschen in kühlerem Wasser.
Auch im Sommer im Freibad od.am Meer bekomme ich Quaddeln durch die Temperaturunterschiede (die meistens nicht so groß sind).Im Sommer leide ich auch an einer Sonnenallergie,die bisher immer mehr zugenommen hat.Habe auch ständiges Kältegefühl in den Zehen und in den Fingern.
Meine Hautärztin verschrieb mir Zyrtec,mehr könnte man nicht tun.Irgendwann wurde ich in die Hautklinik nach Stuttgart überwiesen.
Sämtliche Allergietests,Blutuntersuchungen, Lymphknotenstatus,Röntgen-Thorax,Sono-Abdomen
HNO,Zahnarzt wurden gemacht.
Danach wurde ein Versuch mit Phenoxymethylpenicillin 3 mal 1 täglich Über 14 Tage gemacht.Ohne Erfolg.
Im Dezember 2001 bekam ich eine hochdosierte (10Mill.E),intravenöse Pennicillin G-Therapie über 10 Tage.Bisher noch keine Besserung eingetreten.Nehme weiterhin Zyrtec täglich.
Meine Fragen:
1. Die EBV-Serologie war hinweisend auf frühere Infektionen.Kann dies ein Grund sein?Was kann man dagegen tun?

2.Nehme momentan Zyrtec ein und werde davon sehr müde.
Gibt es noch andere Medikamente, die nicht so müde machen?Welche?
Gibt es ein Medikament,damit die starke Gesichtsschwellung abnimmt?Oder ein kombiniertes Präperat?Welches?

3.Habe gelesen dass UV-Licht ab und zu geholfen hat.Könnte man dies über die Hautärztin verordnet bekommen?

4.Steht die Sonnenallergie in einem Zusammenhang?

5.Einmal war ich zu Fuß unterwegs,es hat unverhoft geregnet und gestürmt.Mir ist das ganze Gesicht zugeschwollen,als ich zu Hause war,ist es mir schlecht und schwarz vor den Augen geworden.
War das ein Hinweis auf einen anaphylaktischen Schock?
Was ist in einem Notfallset enthalten?Bekomme ich das von einem Arzt verordnet?

6.Gibt es weitere Therapiemöglichkeiten?
Sollte ich dazu eine Spezialklinik aufsuchen oder kann diese meine Hautärztin durchführen?

7.Möchte zukünftig im Rettungdwesen arbeiten und bin somit bei Wind und Wetter im Freien.
Was kann ich tun, um die Beschwerden einigermaßen im Griff zu haben?

Vielen,viele Dank für die Antworten!!!
Grüße DIANA
Dr. M. Magerl
Facharzt
Beiträge: 1436
Registriert: 16 Nov 2001, 00:00
Wohnort: Berlin

Beitrag von Dr. M. Magerl »

Vielen Dank für Ihre Zuschrift. Daß die Kälteurtikaria eine knifflige Sache ist, haben Sie die letzten 3 Jahre erfahren müssen. Nicht einfacher wird Ihr Fall dadurch, daß Sie bereits erfolglos therapiert wurden (Penicillin) und dadurch keine Besserung eingetreten ist, was sonst häufig der Fall ist und daß Sie auch gründlichst durchuntersucht wurden, ohne daß etwas gefunden worden wäre. Das kommt leider oft vor. Vielleicht sehen Sie sich nochmal unsere Seite http://www.urtikaria.net/new/ursachensuche.htm an, eventuell finden Sie dort noch einen Hinweis. Kann keine Ursache gefunden werden, spricht man von idiopathischer Kälteurtikaria. Die Therapie kann dann nur symptomatisch erfolgen.
Zu Ihren Fragen:
1) Eine Infektion mit EBV wird als Auslöser für eine Urtikaria oft beschrieben. Allerdings überdauert die Urtikaria die EBV meist um längere Zeit.
2) Nicht sedierende Antihistaminika sind: Aerius ® (Desloratadin), Allergodil ®(Azelastin), Clarityn ® (Loratatin), Loratyn Brausetabletten ® (Loratadin), Hismanal ® (Astemizol), Telfast ® (Fexofenadin), Triludan ® (Terfenadin) , Zyrtec ® (Cetirizin). Sie sehen, daß auch Zyrtec zu den nicht sedierenden Antihistaminika gehört. Das heißt, daß diese Mittel nicht grundsätzlich müde machen. Müdigkeit kann jedoch als Nebenwirkung auftreten. Das ist individuell sehr verschieden. Der Wechsel auf ein anderes der genannten Präparate könnte die Beschwerden zumindest bessern.
Ist das Angioödem mit der Urtikaria assoziiert (und nicht mit einem hereditären Angioödem), helfen auch die o.g. Antihistaminika, da der auslösende Mechanismus der Gesichtsschwellungen der gleiche ist, der auch die Quaddeln auslöst.
3) Eine Forumsteilnehmerin hat diesen Tip gepostet ( http://www.urtikaria.net/bb/viewtopic.p ... &forum=9&3 ). Ihr hat ein 15 minütiger Aufenthalt im Solarium alle 10 Tage sehr geholfen. Unter Berücksichtigung von sonnenempfindlicher Haut ist dies sicher ein überdenkenswerter Vorschlag. Über eine Verschreibung müssen Sie mit Ihrer Hautärztin sprechen.
4) Das wurde bisher nicht beschrieben. Oder liegt eine Lichturtikaria vor?
5) Es kann durchaus ein Hinweis auf eine drohende Anaphylaxie gewesen sein, die Symptome wären typisch. Für solche und ähnliche (vor allem Schleimhautödeme im Rachenbereich nach Genuß kalter Speisen und Getränke) Vorfälle sollten Sie in Zukunft ein Notfallset zur Hand haben. Ein Notfallset besteht aus einem Cortisonpräparat (am besten flüssig!) und einem Antihistaminikum, z.B. Celestamine ® und Tavegil ®.
6) Für mögliche Therapien sehen Sie sich am besten auf unserer Seite http://www.urtikaria.net/new/therapie.htm um. Ob ambulant oder stationär richtet sich nach der Art der Therapie.
7) Zunächst können wir Ihnen Mut machen. Die Kälteurtikaria verschwindet oft von allein (leider meist erst nach Jahren). Die mittlere Dauer beträgt etwas über 4 Jahre, es ist also keine Erkrankung, mit der Sie sich bis ins Alter beschäftigen müssen. Solange die Zeit und weitere Therapieversuche keine Besserung bringen, werden Sie für Arbeiten im Freien bei Kälte Antihistaminika nehmen müssen. Dafür muß natürlich ein Präparat gefunden werden (siehe Punkt 2) das keine Beeinträchtigungen der Vigilanz hervorruft.
Hoffentlich haben Ihnen diese Ausführungen geholfen,
mit besten Grüßen,
Magerl


<font size=-1>[ Diese Nachricht wurde geändert von: magerl am 2002-01-04 18:05 ]</font>
Diana
Beiträge: 3
Registriert: 01 Jan 2002, 00:00
Wohnort: Stuttgart

Beitrag von Diana »

Sehr geehrter Dr.Magerl!
Vielen Dank für die Antworten.
Ich war jetzt im Januar 1 Woche Ski fahren.Im Gesicht hatte ich überhaupt keine Beschwerden.Vielleicht mal eine Rötung,aber da hatte es auch 15 Grad minus.Ich habe lediglich 1Tab. Zyrtec am Morgen eingenommen und mein Gesicht mit einer Sonnen.-u.Kälteschutzcrem eingecremt.
Wie kann man sich das erklären?
Sobald ich von den Bergen zu Hause war,hatte ich die Kälteurtikaria in kürzester Zeit wieder.
Habe diese Erfahrung vor einem Jahr schon mal gemacht.
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