Druckurtikaria oder Urtikariavaslulitis?

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Moderator: USS

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Gast

Beitrag von Gast »

Guten Tag!
Vielen Dank für diese tollen Seiten!!! Es tut richtig gut, endlich kompetente Informationen zu erhalten. Bei mir fing es vor drei Jahren nach (nicht während) einer dreiwöchigen Therapie mit Doxycyclin an: wespenstichartige Schwellungen (Ihrer Beschreibung nach Angioödeme) an Füßen (durch Einlagen), Händen (nach Gebrauch von Schraubenziehern), engem Hosenbund. Sie verschwanden nach knapp zwei Tagen, wanderten aber an benachbarte Hautstellen, und es gab Wochen ohne Beschwerden. Der Kratztest mit dem Bleistift zeigte keine Quaddeln, also angeblich keine Druckurtikaria. Vor einigen Monaten nach (nicht während) einer 5-tägigen Therapie mit Nitrofurantoin (ein Scratch-Test ergab, dass ich dagegen nicht allergisch bin) traten nicht nur die Angioödeme massiv auf, mein Körper reagierte mit Quaddeln auf fast alle Lebensmittel (außer Pizza, Milch und Kartoffeln). Nach Cortisonbehandlung acht Wochen Ruhe. Der Allergietest schlug nur bei E220 und Kaliumdichromat an. Kleine Probleme gab's mit EU-Schweinefleisch (in Tschechien nicht). Dann wieder eine Nitrofurantoin-Therapie, und das Spiel begann von vorn. Können Antibiotika der Auslöser solch eines Schubs sein? Legen die Symptome eher eine Druckurtikaria oder eine Urtikariavaskulitis nahe? Kann mich auch meine Hausärztin in die Urtikariasprechstunde der Hamburger Uniklinik überweisen, oder muss das ein Facharzt machen?
Ganz, ganz herzlichen Dank für Ihre Hilfe!!!
Sabine aus Hamburg
Dr. Marcus Maurer
Facharzt
Beiträge: 59
Registriert: 12 Nov 2001, 00:00

Beitrag von Dr. Marcus Maurer »

Liebe Sabine,
vielen Dank für Ihre Anfrage und die ausführliche Schilderung des Verlaufs Ihrer Urtikaria. Sicherlich wird anderen Nesselsuchtpatienten/innen einiges bekannt vorkommen.
Hier kurz zu einigen Punkten.
1)Tiefe Schwellungen (so wie Sie das beschreiben, z.B. nach Gebrauch von Schrauben ziehern) sind typisch für eine Druckurtikaria.
2)Der "Bleistift-Test" prüft, ob ein urtikarieller Drmographismus/Urtikaria factitia vorliegen. Eine Urtikaria factitia ist keine Druckurtikaria, sondern eine eigenständige physikalische Nesselsucht (sogenannte Schreibehaut). Ein negative Bleistift-Test schließt also eine Druck-Urtikaria nicht aus.
3) Dass eine Urtikaria nach antibiotischer Behandlung auftritt, kann (muss aber nicht) eine unerwünschte Wirkung des Medikamentes sein. Es ist jedoch auch vorstellbar, dass als Folge der antibiotischen Behandlung abgetötete Errreger oder deren freiwerdende Bestandteile zu einer Nesselsucht führen. Dass Ihre Urtikaria regelmäßig nach einer antibiotischen Behandlung auftritt, ist eine wichtige Beobachtung, die für die Ursachensuche entcheidend sein könnte.
4) Eine Urtikariavaskulitis halte ich aus Ihren Angaben für nicht wahrscheinlich.
Bei der Fülle an Informationen und Vorbefunden, die Sie mitbringen, werden Ihnen viele Dermatologen/innen in Hamburg weiterhelfen können. Wenn Sie nicht weiterkommen, sollten Sie sich an die Universitäts-Hautklinik wenden.

Mit den besten Wünschen für eine rasche Besserung,
Marcus Maurer

Ich sehe gerade, dass ich Ihre letzte Frage falsch verstanden habe. Ob Sie von einem Hausarzt oder Hautfacharzt an die Uniklinik überwiesen werden müssen, kann ich Ihnen nicht sagen. Hier hilft Ihnen sicherlich die Auskunft der Universitäts-Hautklinik Hamburg. Bei uns in Mainz reicht die Überweisung des Hausarztes.


<font size=-1>[ Diese Nachricht wurde geändert von: Dr. Marcus Maurer am 2002-01-15 14:47 ]</font>
Gast

Beitrag von Gast »

Guten Tag, Herr Dr. Maurer,
ganz, ganz herzlichen Dank für Ihre Antwort! So viel Kompetenz ist Balsam auf meine krankheitsgeplagte und von Ärzte-Hopping genervte Seele! Ich hoffe, dass ich endlich mal den richtigen Dermatologen in Hamburg finde und die Uniklinik nicht bemühen muss.
Mit dankbaren Grüßen
Sabine
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