Nesselsucht-Schub?

In diesem Forum haben Sie die Möglichkeit, den Ärztinnen und Ärzten der UNEV-Sprechstunden Fragen zu stellen. Wir bitten Sie, vor dem Versenden einer Anfrage zunächst zu prüfen, ob sich die Antwort auf Ihre Frage oder die gewünschte Information unter > Formen der Urtikaria oder in unseren Antworten auf bisherige Forumsanfragen findet.

Moderator: USS

Peter-B
Beiträge: 24
Registriert: 11 Aug 2007, 07:44

Nesselsucht-Schub?

Beitrag von Peter-B »

Hallo, und guten Morgen.

Meine Frau hat gestern abend eine Blumenkohlsuppe mit Möhren, Blumenkohl, etwas Meeresalgen, Avocado, Salz und Pfeffer gegessen und noch während des Essens begann ihr Arm zu jucken. Nach ca. 5 Stunden war ihr gesamter Körper mit flechtenartigen, leicht geschwollenen Quaddeln übersäht, nur wenige Stellen waren nicht betroffen. Sie hat Quaddeln an Armen, Beinen, Rücken, Bauch, Unterleib, Gesäss, Hals, Nacken, Gesicht. Nur die Füsse und die Hände sind frei. Da unser Hausarzt bereits geschlossen hatte (Wochenende), sind wir in die Apotheke gegangen, wo uns Cetirizin gegeben wurde. Sie hat gestern abend eine genommen, und heute morgen sind es deutlich weniger Quaddeln, aber die "Flecken" (diese flechtenartigen Flecken) sind nach wie vor da.

Meine Frage ist nun, ob wir bis Mittwoch warten können, weil erst dann wieder die hiesigen Ärzte Sprechstunden haben (Montag und Dienstag haben die Praxen geschlossen, da hier aufgrund des jährlichen Schützenfestes "Ausnahmezustand" ist), oder sollten wir in die nächste Stadt fahren, um dort ein Krankenhaus oder Notarzt aufzusuchen.

Andere Beschwerden hat sie übrigens nicht, weder Atemnot noch Schluckbeschwerden, kein Fieber, und der Juckreiz ist deutlich zurückgegangen seit gestern abend.

Wir sind sehr verunsichert, weil sowohl sie als auch ich noch NIE auf irgendetwas allergisch reagiert haben...

Liebe Grüsse und im Voraus vielen Dank für Ihre Antwort

Peter B.
MarieRH
Beiträge: 143
Registriert: 06 Mai 2007, 09:49

Beitrag von MarieRH »

Hallo Peter,

da die Ärzte hier nicht jeden Tag reinschauen und du die Antwort anscheinend schnell brauchst, möchte ich dir einen Tipp als langjährig Urti-Erfahrene geben:

Wenn deine Frau keine gefährlichen Symptome wie Atemnot oder starke Kreislaufbeschwerden hat, und die nicht verschreibungspflichtigen Medikamente aus der Apotheke die Beschwerden soweit lindern, dass sie auszuhalten sind, dann könnt ihr zuwarten, bis die Arztpraxen wieder regulär geöffnet haben.
Inzwischen solltet ihr den verdächtigen Auslöser im Essen und auch Medikamente wie Aspirin, Ibuprofen und Diclophenac meiden.

Sollte das Cetirizin nicht so gut wirken wie gewünscht, gibt es noch andere (verschreibungspflichtige) Antihistaminika, die stärker wirken. Dazu braucht ihr aber ein Rezept vom Arzt.

Bei sehr ausgeprägten Symptomen (Notfallbehandlung) bekommt man die Medikamente im Krankenhaus auch in Form von Infusionen, meist zusammen mit Kortison.

Eine Ursachensuche wird von den Ärzten meist erst nach 6 Wochen Krankheitsdauer betrieben, vorher wird nur symptomatisch behandelt.
In 90% der Fälle bildet sich die Urtikaria innerhalb von 6 Wochen von selbst wieder zurück.
Hoffe, ich konnte dir auch als Laie ein wenig helfen.
Peter-B
Beiträge: 24
Registriert: 11 Aug 2007, 07:44

Danke

Beitrag von Peter-B »

Hallo, Marie,

lieben Dank für Deine schnelle Reaktion. Sie beruhigt mich jetzt etwas. Die Quaddeln sind mittlerweile völlig verschwunden, aber es sind noch viele rote Flecken, die fast flechtenartig aussehen, aber nicht quaddelig oder "spürbar" sind. Wenn man mit der Hand drüber streicht, spürt man nur glatte Haut. Auch juckt es nicht mehr, und im Gesicht sind mittlerweile auch die Flecken fast verschwunden (nur noch einige kleine Flecken auf der Stirn, Nase und Augen sind wieder ganz frei).

Am Mittwoch geht meine Frau natürlich sofort zum Arzt. Wir haben noch so ein bisschen überlegt: Theoretisch kann es ja nur an Blumenkohl, Möhren, Kartoffeln, Meeresalgen oder Avocado gelegen haben (Medikamente nimmt sie keine, das letzte war eine Aspirin vor vielleicht 3 Monaten). Blumenkohl, Möhren, Kartoffeln essen wir regelmässig, fast wöchentlich. Algen essen wir auch sehr oft, allerdings bisher immer eine andere Art (bisher Nori, jetzt vorgestern haben wir Kombu gegessen, aber in WINZIGEN Mengen). Avocado haben wir seit 20 Jahren nicht mehr gegessen, das war vorgestern das erst Mal. Ich tippe daher auf Avocado als Auslöser.

Eine Frage hätte ich noch, wenn ich darf: Wie lange dauert es, bis die Symptome (Rötung und Flecken) weg gehen. Klar, das ist individuell verschieden, aber gibt es da irgendwelche Werte, die "üblich" sind? Eher 2 Wochen oder eher 2 Monate, wenn alles glatt läuft? Vermutlich ist die Frage blöd, aber meine Frau ist in einem kunden-orientierten Beruf (Buchhändlerin) und macht sich etwas Gedanken, so "gefleckt" (Gesicht ist fast frei, aber ihr Hals, und auch die Arme sehen "furchtbar" aus) den Kunden gegenüberzutreten... Andererseits kann sie ja froh sein, dass weder Atemstörungen noch Schluckbeschwerden aufgetreten sind...

Herzlichen Dank und liebe Wochenendgrüsse

Peter
MarieRH
Beiträge: 143
Registriert: 06 Mai 2007, 09:49

Beitrag von MarieRH »

Hallo Peter,

typisch für Urtikaria ist (und dadurch läßt sie sich auch leicht von anderen Hautkrankheiten unterscheiden), dass die Hauterscheinungen flüchtig sind. Sie bleiben maximal 24 Stunden an einer Stelle und verschwinden dann, ohne Spuren auf der Haut zu hinterlassen. (Können in der Zeit natürlich woanders auftauchen).

Bei schweren Schüben, wo die Quaddeln zu feuerroten, erhabenen Platten zusammenwachsen, sind bei mir aber auch schon mal "Schatten" auf der Haut zurückgeblieben.
Die verblassen dann aber auch nach und nach und sind nach 2-3 Tagen nicht mehr zu sehen.
Aber um sicher zu gehen, solltet ihr auf jeden Fall bald einen Hautarzt aufsuchen, nur der kann die richtige Diagnose stellen (und die Symtome deiner Frau z.B. von einer Urticaria vasculitis abgrenzen, die mit der "normalen" Urtikaria nur den Namen gemeinsam hat und völlig anders behandelt werden muß.)

Mit den richtigen Antihistaminika, die oft deutlich höher dosiert werden müssen als in der Packungsbeilage angegeben, lassen sich die Symptome meistens gut unterdrücken (oft sogar bis zur Beschwerdefreiheit), bis die Ursache gefunden ist bzw. der Körper sich selbst geholfen hat.

Es ist sicher gut, wenn deine Frau jetzt die "verdächtigen" Nahrungsmittel erstmal meidet.
Aber zerbrecht euch den Kopf nicht zu sehr, denn oft genug kommt so eine akute Urti, ohne dass man "schuld" daran ist und man folgt lange falschen Fährten.
Und genauso schnell und geheimnisvoll verschwindet sie wieder in 90% der Fälle.

Andererseits kann man, auch wenn man ein Leben lang nicht allergisch war und keine Unverträglichen hatte, jederzeit welche entwickeln, so wie man andere Krankheiten eben auch von heute auf morgen bekommen kann.

Also, erstmal abwarten und Tee trinken und am Mittwoch zu einem guten Hautarzt gehen!

Gute Besserung für deine Frau!
MarieRH
Peter-B
Beiträge: 24
Registriert: 11 Aug 2007, 07:44

Beitrag von Peter-B »

Danke, Marie,

aber die Hautausschläge meiner Frau haben sich in den letzten Stunden weiter intensiviert, und wir fahren jetzt zum Notarzt. Das ist uns zu heikel, zumal ihr Gesicht wieder angeschwollen ist (das war nach der Tabletteneinnahme heute morgen weg, aber seit einer Stunde schwillt es wieder). Ich denke, lieber einmal zu oft zum Notarzt als irgendeinen Schock riskieren.

Liebe Grüsse, ich melde mich wieder.

Peter
MarieRH
Beiträge: 143
Registriert: 06 Mai 2007, 09:49

Beitrag von MarieRH »

Hallo Peter,

oh je, das tut mir leid! :(

Ich drücke die Daumen, dass es nur eine vorübergehende, akute Urtikaria ist und deine Frau sie bald wieder los ist!

MarieRH
Rucksack3
Beiträge: 665
Registriert: 28 Feb 2007, 15:16
Wohnort: Thüringen

Beitrag von Rucksack3 »

Gute Besserung an deine Frau.
Ich bin auch so, lieber einmal zu viel zum Notarzt, als das es einmal zu spät ist.
Drücke euch die Daumen das der Spuck bald wieder vor bei ist.
Peter-B
Beiträge: 24
Registriert: 11 Aug 2007, 07:44

Beitrag von Peter-B »

Hallo, Marie und Diana,

danke für Eure lieben Worte. Die Notärztin war ziemlich erstaunt, dass fast der ganze Körper betroffen ist, sie stellte eine Urtikaria fest, und spritzte Cortison (bexa (oder so ähnlich) 0,4, 1 ml i.V.), und morgen soll das wiederholt werden. Am Montag soll meine Frau unbedingt zu einem Hautarzt und Allergologen (den es hier in unserer Stadt glücklicherweise gibt), und irgendwie bin ich jetzt etwas beruhigt...

Die Ärztin sagte übrigens, dass die Meeresalgen durchaus das Allergen gewesen sein können, oder aber, dass es kein Allergen gäbe, das sei auch möglich. Ich kann gar nicht verstehen, dass man so etwas auch "ohne Grund" bekommen kann....

Lieben Dank noch mal, ich melde mich wieder, und schönes Wochenende

Peter
Rucksack3
Beiträge: 665
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Wohnort: Thüringen

Beitrag von Rucksack3 »

Ja, die Nesselsucht ist wie ein Buch mit 1000Seiten.
Fragen über Fragen und so viele Rätsel gibt sie uns auf.

Gute Besserung und Daumen sind gedrückt das es deiner Frau bald wieder besser geht.
Peter-B
Beiträge: 24
Registriert: 11 Aug 2007, 07:44

Beitrag von Peter-B »

Hallo, und guten Abend,

ich habe heute nachmittag eine der Flecken mit einem Filzstift "umfahren", um zu sehen, ob sie sich bewegen. Ja, sie bewegen sich, heute abend war dieser Filzstift"hof" "leer", d.h. die Rötung war nicht mehr drin. Meine Frau sieht fast stündlich anders aus, und wenn ich das richtig verstanden habe, ist das dann die "normale" Variante der Krankheit, oder?

Seid nochmal HERZLICH bedankt, Ihr habt uns wirklich durch schwere Stunden geholfen, darüber freuen wir uns beide sehr. Liebe Grüsse auch von meiner Frau und natürlich von mir

Peter
Rucksack3
Beiträge: 665
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Beitrag von Rucksack3 »

Hallo Peter!

Wie geht es deiner Frau heute???
Hoffe ja besser und sie hat bald wieder ruhe davon.

LG Diana und einen schönen Sonntag
Peter-B
Beiträge: 24
Registriert: 11 Aug 2007, 07:44

Beitrag von Peter-B »

Guten Morgen, Diana.

Danke der Nachfrage. Wir waren heute morgen extrem überrascht, weil kaum noch Flecken da sind. Die grossflächigen haben sich zu kleinen Punkten minimiert, und die mittel- und kleinfleckigen sind ganz verschwunden. Uns macht es fast sprachlos, dass innerhalb von 12-15 Stunden so etwas passieren kann, von "fast ganzkörperlich-bedeckt" bis "kaum noch". Wir haben nun allerdings etwas Sorge, dass das wiederkommt, wenn die Cortisonwirkung nachlässt. Aber immerhin wissen wir jetzt, dass es Hilfen gibt (der Notarzt sagte auch, meine Frau könne sich heute noch einmal eine Cortisonspritze holen, falls es nötig würde, aber bisher sieht es nicht so aus).

Liebe Grüsse und einen schönen Sonntag!

Peter
MarieRH
Beiträge: 143
Registriert: 06 Mai 2007, 09:49

Beitrag von MarieRH »

Hallo Peter,

schön, dass es deiner Frau besser geht!

Es ist leicht möglich, dass die Quaddeln wiederkommen, wenn die Wirkung des Kortisons nachlässt. Bei mir hielt die Infusion im Krankenhaus ca. 24 Stunden, dann gings wieder los. :(
Aber auch wenn es so sein sollte: Lasst euch nicht entmutigen! So eine akute Urtikaria kann sich durchaus ein paar Wochen hinziehen und dann für immer verschwinden. Nur 10% werden chronisch.

Sollte deine Frau längerfristig Medikamente brauchen, solltet Ihr darauf drängen, dass sie auf Antihistaminika eingestellt wird, soweit möglich.

Über die richtige Medikation bei Urtikaria wissen die Ärzte leider oft nicht Bescheid und "schießen" vorschnell mit Kortison, anstatt hochdosiert die Antihistamine der neueren Generation zu probieren.
Als Notfallmedikament ist Kortison schon zu vertreten, als Dauerbehandlung sollte man möglichst darauf verzichten.

Alles Gute für deine Frau!

MarieRH
Rucksack3
Beiträge: 665
Registriert: 28 Feb 2007, 15:16
Wohnort: Thüringen

Beitrag von Rucksack3 »

Ja,Cortison ist ein Wundermittel, aber halt sollte man es nicht zu oft und zulange nehmen.
Peter-B
Beiträge: 24
Registriert: 11 Aug 2007, 07:44

Beitrag von Peter-B »

Hallo, Marie und Diana,

ich habe mich mal im Internet ein wenig kundig gemacht über Kortison. Das möchten wir als Dauermedikament auf keinen Fall haben. Kann das Antihistaminikum eigentlich auch die Hausärztin verschreiben (gesetzt den Fall der Hautarzt verschreibt es nicht, weil er auf Kortison schwört?). Unsere Hausärztin hat unser VOLLES Vertrauen, sie weiss, dass wir beide etwas "pingelig" mit Medikamenten sind und lieber den Nicht-Holzhammer-Weg gehen. Lieber akzeptieren wir eine mildere Wirkung, deren Optimum erst in ein paar Wochen spürbar ist, also solche Holzhämmer, die sofort, dafür aber auch mit zahllosen Nebenwirkungen wirken.

Ich bin sehr gespannt, was der Allergologe sagt. Wie ich das aber über die Praxisseiten der hiesigen Allergologen festgestellt habe, sind die extrem ausgebucht, manche schreiben schon auf ihren Seiten, dass sie 3-4 Wochen Wartezeit haben.

Ach, noch was. Muss man zur Diagnosestellung (sofern der Allergologe nichts findet) eigentlich ins Krankenhaus, ich meine stationär? Das würde heikel, denn meine Frau hat eine regelrechte Krankenhausphobie, und ich weiss nicht, ob sie bereit wäre, ins KH zu gehen... Schon der Besuch beim Notarzt gestern bereitete ihr ziemliche Probleme...

Liebe Grüsse und Danke.

Peter
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