Unverträglichkeit von Anti-Histaminika

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Moderator: USS

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wolf
Beiträge: 2
Registriert: 16 Dez 2014, 19:40

Unverträglichkeit von Anti-Histaminika

Beitrag von wolf »

Guten Tag,

ich leide seit Februar 2014 unter einer chronischen spontanen Urticaria mit täglich auftretenden Symptomen, die meistens gegen Abend schlimmer werden (zunehmende Quaddelbildung, Rötungen, Brennen der Haut). Zudem reagiert meine Haut empfindlich auf Druck, Kälte und Hitze. Auch Sport, generell "Unwohlsein", Schwitzen und sogar Duschen verschlimmern meistens (nicht immer!) die Symptome.
Mein Hautarzt hat mehrere Untersuchungen durchgeführt, u.a. kam dabei eine erniedrigte DAO-Aktivität, Mangel an Vitamin D und ein leicht erhöhter Homocystein-Wert heraus, das Blutbild ist unauffällig.
Die Suche nach Auslösern verlief bislang negativ: keine Infektionsherde im Körper, kein Helicobacter pylori. Nach Anweisung meines Hautarztes wurde eine Darmkur mit Kieselgur und einem weiteren medik. (Name vergessen) durchgeführt, um mögliche Parasiten zu entfernen.
Auf eine mögliche Ursache der Urticaria deuten lt. Hautarzt lediglich erhöhte Virustiter (v.a. Herpes zoster) im Blut hin. Seit 4 Wochen führe ich eine orthomolekulare Therapie mit Vitamin D3, B12 und Lysin (wegen der Viren) durch.
Außerdem ernähre ich mich seit 6 Monaten konsequent histaminarm, esse seit Jahren keine industriell hergestellten Lebensmittel mehr, dafür viel Gemüse und Obst, Kartoffeln, Hirse und Reis, keine Zitrusfrüchte, kein Fleisch, selten Fisch (nur tiefgefrorenen Ware), habe noch nie geraucht und habe seit Februar meinen vorher schon geringen Alkohol-Konsum auf Null gebracht.
Geholfen hat bisher nichts!

Nun zu meiner eigentlichen Frage: Mein Hautarzt hat mir nacheinander mehrere Anti-Histaminika verschrieben, auf die ich entweder nicht (Cromoglycinsäure), oder mit schlimmen (Telfast), oder weniger schlimmen (Ketotifen, Fenistil, sogar Prednisolon (20 mg)) Urticaria-Ausbrüchen reagiert habe (Ich habe Ketotifen an 3 aufeinander folgenden Tagen genommen, Prednisolon an 3 nicht aufeinander folgenden Tagen Fenistil und v.a. Telfast aus verständlichen Gründen nur einmal!). Ich habe in der Literatur und verschiedenen Foren schon viel über eine Unwirksamkeit gelesen, sehr selten aber über eine Verschlimmerung der Beschwerden durch Nesselsucht-Medikamente. Wie kommt das? Ist es sinnvoll, weitere Medikamente auszuprobieren und wenn ja, welche?

Außerdem soll ich in einer Woche an der Prostata operiert werden. Ich fürchte weniger die direkten Folgen der Prostata-Operation als vielmehr einen heftige Reaktion meiner Haut. Mir ist bekannt, daß nichtsteroidale Schmerzmittel und Aspirin eine Verstärkung der Urticaria bewirken können.
Gibt es von Ihrer Seite Empfehlungen, was darüber hinaus zu tun und zu lassen ist?

Vielen Dank für Ihre Antwort

Wolf
Dr. Nicole Schoepke
Fachärztin
Beiträge: 136
Registriert: 17 Aug 2010, 17:27
Wohnort: Berlin

Re: Unverträglichkeit von Anti-Histaminika

Beitrag von Dr. Nicole Schoepke »

Hallo Wolf,
zu Ihrer Frage: eine Verschlechterung der Nesselsucht aufgrund von Antihistamika oder Steroiden ist eher unwahrscheinlich. Viel wahrscheinlicher ist, dass Sie in dieser Zeit einen Schub der Nesselsucht hatten und dies zufällig mit der Einnahme der Medikamente zusammen fällt. Bei den Antihistaminika gibt es viele verschiedene, wobei von Patient zu Patient das wirksamste Antihistamnikum ganz individuell gefunden werden muss. Wieviele Tabletten haben Sie aufgrund der Nesselsucht täglich eingenommen? Sollte eine Tablette täglich nicht ausreichen, kann laut den Leitlinien eine Erhöhung auf das Vierfache in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen. Leider sprechen die Antihistamika, selbst in vierfacher Dosierung, nicht bei allen Patienten an. Dann können andere Medikamente zum Einsatz kommen, beispielsweise MEdikamente wie Omalizumab (Xolair) bei der chronischen spontanen urtikaria. Ob dies eine Option in Ihrem speziellen Fall ist, sollten Sie mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen.
Zu Ihrer zweiten Frage: Medikamente wie Ibuprofen oder Aspirin können eine Nesselsucht verstärken. Dies ist beispeilsweise für Paracetamol nicht beschrieben, so dass dies eine Therapieoption darstellen könnte, wenn Sie Paracetamol ansonsten gut vertragen haben.
Ich wünsche Ihnen alles Gute.
Mit freundlichen Grüßen
Nicole Schoepke
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