Chronische Urtikaria und nun deutlich erhöhter ANA-Titer.

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Moderator: USS

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Norman
Beiträge: 5
Registriert: 17 Nov 2015, 21:20

Chronische Urtikaria und nun deutlich erhöhter ANA-Titer.

Beitrag von Norman »

Hallo,

seit 23 Jahren leide ich an einer Urtikaria. Diese tritt immer auf, wenn ich körperlich sehr aktiv bin, zum Beispiel beim Sport. Hauptsächlich sind die Innenseiten der Unterarme befallen. Bei einem starken Ausbruch auch teilweise der Bauch, die Beine und die Oberseite meiner Füße. Da ich einen Barfuß-Sport ausübe, sehe ich auch die Füße. Meine Urtikaria juckt allerdings nie. Das hat sie nie getan. Sie ist optisch da, aber ich merke sie nicht. Sie brennt auch nicht. Die Haut fühlt sich nur "aktiviert" an, wenn die Quaddeln da sind. (Dieses Gefühl ist schwer zu beschreiben.) Ödeme hatte ich nie. Psychischer Stress verstärkt die Urtikaria allerdings.

Mein IgE-Wert beträgt 833 (bei einem Normwert von 100).

Letzten Monat war ich im Krankenhaus (wegen einer anderen Sache). Dort wurden Blutproben genommen und ausführliche Labormessungen ausgeführt. Ein Wert hat mich sehr erschrocken, nämlich der Titer meiner antinukleären Antikörper. Im Normalfall liegt dieser bei gesunden Personen bei 1:<80. Mein Wert liegt bei 1:5120.
Zusätzlich zum ANA-Wert wurde ein Fluoreszenzmuster erstellt. Dieses ist centromer. Dies weist z.B. auf das CREST-Syndrom hin. Doch erstaunlicher Weise hatte ich noch nie irgend welche Symptome des CREST-Syndroms oder anderer Autoimmunerkrankungen (bis auf die Urtikaria).

Weiterhin ist der dsDNA-AK Antikörpertest negativ.
Sämtliche andere ENA-Antikörpertests sind ebenfalls negativ.
Ebenfalls negativ sind sämtliche Tests der Neutrophilen Granulozyten-Ak (z.B. cANCA und pANCA), sowie sämtliche Hepatitis-Tests.

Das einzig Auffallende ist wirklich der allein stehende stark erhöhte ANA-Wert. Bis auf die Urtikaria habe ich auch keine Beschwerden irgend welcher Art (bis auf eine ständig trockene Nase).

Dafür habe ich aber seit vielen Jahren fünf Amalgam-Füllungen im Mund. Ich esse weiterhin sehr viel Fisch. Kann es sein, dass der erhöhte Titer aufgrund einer mittlerweile eingetretenen Methyl-/Quecksilberschädigung zustande gekommen ist?

Vielen Dank.

Norman
Dr. M. Magerl
Facharzt
Beiträge: 1436
Registriert: 16 Nov 2001, 00:00
Wohnort: Berlin

Re: Chronische Urtikaria und nun deutlich erhöhter ANA-Titer

Beitrag von Dr. M. Magerl »

Hallo Norman,
beim Lesen der Beschreibung Ihrer Beschwerden denke ich zunächst an das Vorliegen einer cholinergischen Urtikaria. Untypisch ist allerdings, dass die Quaddeln nicht jucken. Allerdings ist Juckreiz ein sehr individuelles Gefühl, das muss nicht jeder gleich empfinden. Zur cholinergischen Urtikaria und der ANA-Wert Erhöhung ist in der Literatur überhaupt nichts zu finden. Erst vor wenigen Monaten gab es zur chronisch spontanen Urtikaria und dem Vorliegen von ANA-Werten eine allererste Publikation. Die Autoren haben gefunden, dass Patienten mit einer chronischen Urtikaria gehäuft erhöhte ANA Werte aufweisen und dass bei Patienten mit erhöhten ANA-Werten häufiger als bei anderen Urtikaria Patienten eine Schilddrüsenerkrankungen diagnostiziert wird, und sie höhere Entzündungswerte aufweisen, sowie Blutbildverschiebungen deutlicher ausgeprägt sind als bei Urtikaria Patenten ohne ANA-Wert Erhöhung. Außerdem wurde festgestellt, dass Patienten mit chronischer Urtikaria und erhöhten ANA-Werten das Ansprechen auf Antihistaminika schlechter ansprechen.
Für eine Empfehlung in irgendeine Richtung reichen diese allerersten Ergebnisse nicht aus. Sie zeigen aber, dass es bei einem Teil der Urtikariapatienten zu ANA Erhöhungen kommen kann, ohne dass zwangsläufig eine Autoimmunkrankheit wie ein lupus oder ein CREST dahinter stecken muss. Allerdings muss man natürlich im Auge behalten, ob diese sehr ausgeprägte ANA-Wert Erhöhung nicht doch auch auf das zusätzliche Vorliegen einer Autoimmunerkrankung hinweist und möglicherweise nicht allein durch die Urtikaria zu erklären ist. Ich empfehle Ihnen deswegen dieser Sache nachzugehen (soweit noch nicht geschehen), um eine Autoimmunerkrankung mit Sicherheit auszuschließen. Dass sich die ANA-Titer dermaßen erhöht haben aufgrund der Amalgamfüllungen halte ich für wenig wahrscheinlich.

Mit freundlichen Grüßen

Magerl
Norman
Beiträge: 5
Registriert: 17 Nov 2015, 21:20

Re: Chronische Urtikaria und nun deutlich erhöhter ANA-Titer

Beitrag von Norman »

Hallo Herr/Frau Prof Dr Magerl,

vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort.

Natürlich liegen Sie richtig, wenn Sie von einer cholinergischen Urtikaria schreiben.

Die Quaddeln jucken tatsächlich nicht. Wenn, dann nur sehr leicht. Nach ca einer halben Stunde nach einem Ausbruch haben sich alle Quaddeln in der Regel vollständig zurückgebildet. Die Tatsache, dass die Quaddeln so gut wie gar nicht jucken, hat es mir ermöglicht, diese lange Zeit "tolerant" mit der Urtikaria umzugehen. Doch trotzdem möchte ich diese natürlich erfolgreich behandeln lassen.

Ihre Anmerkung, dass ein erhöhter ANA-Titer das Ansprechen auf Antihistaminika verschlechtert, kann ich bestätigen. Im Universitätsklinikum meiner Stadt habe ich Desloratadin verschrieben bekommen. Die Dosis wurde mit 4 Tabletten a 5mg (also insgesamt 20mg) täglich angesetzt. Das Medikament zeigte trotz dieser Dosis keine Wirkung. Als ich dies der behandelnen Oberärztin berichtete, sagte sie, dass man Spitzen ausprobieren könnte, die normalerweise für Patienten mit spontaner Urtikaria gedacht wären. Diese Spritzen wären aber sehr kostenintensiv und müssten von der Krankenkasse genehmigt werden. Ich vermute, dass es sich dabei um die Therapie handelt, die ich unter diesem Link

viewtopic.php?f=9&t=6944&p=25706&sid=ee ... 895#p25706

erwähnt habe?

Weiterhin war ich wegen des erhöhten ANA-Titers bereits zweimal bei einer Rheumatologin. Sie hat mir einige Fragen gestellt. Als ich all ihre Fragen verneint habe, sagte sie mir, dass dies "nur" ein für sich allein stehender erhöhter Laborwert wäre. Sie sagte, dass es aus rheumatologischer Sicht keiner weiteren Behandlung bedarf.

Bezüglich des IgE habe ich gelesen, dass ein ausreichend hoher konstanter Vitamin D Spiegel den IgE-Spiegel auf natürliche Art sinken lässt. Hier der Link dazu:

https://www.vitamindservice.de/hilft-vi ... den-erfolg

Gibt es weitere Infos zu diesem Thema? Sollte die Sache mit dem Vitamin D korrekt sein, könnte man auf natürliche Art und Weise den IgE-Spiegel senken - was eine Spritzen-Kur mit einem Medikament dann ja überflüssig machen würde. So würde man auch sämtliche eventuelle Nebenwirkungen vermeiden.

MfG Norman
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