Antihistaminika - wie gefährlich in welcher Dosierung?

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Moderator: USS

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Adela
Beiträge: 7
Registriert: 06 Nov 2009, 13:49

Antihistaminika - wie gefährlich in welcher Dosierung?

Beitrag von Adela »

Hallo!

Eine Frage zur erforderlichen Höherdosierung von Antihistaminika. Sie schreiben an anderer Stelle von möglicher Erhöhung auf die 4fache Menge Cetirizin - was wahrscheinlich auch für Loratadin gilt. Ist diese Dosierung noch absolut sicher?

Im Web finden sich Warnungen vor "zu hoher Einnahme", es sei zu ernsthaften Zwischenfällen dadurch gekommen, daher meine Frage.

Danke für die Antwort.

Viele Grüße
Adela
Tine25
Beiträge: 155
Registriert: 16 Aug 2007, 06:32
Wohnort: Herrenberg

Re: Antihistaminika - wie gefährlich in welcher Dosierung?

Beitrag von Tine25 »

Hallo Adela,

ich bin kein Arzt, aber leider an sehr starker autoreaktiver Urtikaria.

Ich habe schon sämtlich Antihistaminika ausprobiert und bin bei den Medis der älteren Generation (Tavegil z.B.) einfach nur müde geworden da sie die "Blut-Hirn-Schranke" im Nervensystem noch druchdringen.

Die Antiallergika der neuen Generation (Aerius, Rupafin, Ebastel...) machen gar nicht mehr müde und ich nehme jeden Tag 2-4 Tabletten Rupafin. Mir gehts sehr gut mit den Tabletten und ich konnte noch keine Nebenwirkungen feststellen. Kann ganz normal am Straßenverkehr teilnehmen etc.

Aber das hier sind nur meine Erfahrungen und was mir die Ärzte der Berliner Charité gesagt haben. Also bis zur 4-fachen Dosis der neuen Antiallergika kann man ohne Bedenken einnehmen.

Liebe Grüße und alles Gute,

Tine
Adela
Beiträge: 7
Registriert: 06 Nov 2009, 13:49

Re: Antihistaminika - wie gefährlich in welcher Dosierung?

Beitrag von Adela »

Hallo Tine,

danke für Deine Antwort.

Ich nehme an, das was Du geschrieben hast, gilt ebenso für Loratadin, das ich selbst gut vertrage. Von Cetiritzin bekomme ich einen unangenehm trockenen Mund, fällt also weg. Die anderen von Dir genannten Medikamente kenne ich nicht, aber sie wirken wohl alle gegen die Urtikaria gleich?

Ich nehme bei Anfällen jeweils 2 Tabletten, das können am Tag auch mal 4 sein. Gut, dann bin ich insofern beruhigt.

Liebe Grüße und auch Dir alles Gute!
Adela
Dr. M. Magerl
Facharzt
Beiträge: 1436
Registriert: 16 Nov 2001, 00:00
Wohnort: Berlin

Re: Antihistaminika - wie gefährlich in welcher Dosierung?

Beitrag von Dr. M. Magerl »

Hallo Adela,
Antihistaminika (AH) sind wirksame Medikamente, die wie alle anderen Medikamente auch Nebenwirkungen verursachen können. Generell, v.a. aber die modernen AH, haben ein ausgezeichnetes Nutzen-Risiko-Profil, d.h., bei recht hoher Wirksamkeit ist die zahl der auftretenden Nebenwirkungen ziemlich gering. Auch in einer erhöhten Dosierung kommt es nur selten zu ernsten Nebenwirkungen. Daher empfehlen die Experten der Leitlinie die Erhöhung der gewöhnlichen Tagesdosierung von modernen nicht-müdemachenden AH, sofern notwendig. Dabei können die meisten modernen AH in bis zu 4-fach erhöhter Dosierung genommen werden.
Mit besten Grüßen,
Magerl
Adela
Beiträge: 7
Registriert: 06 Nov 2009, 13:49

Re: Antihistaminika - wie gefährlich in welcher Dosierung?

Beitrag von Adela »

Hallo Herr Dr. Magerl,

vielen Dank.

Also können bedenkenlos 4 Loratadin bzw. könnten 4 Cetirizin am Tag eingenommen werden. Im Web war von Herz- und Kreislaufattacken bis zum Exitus die Rede bei "Überdosierung"; leider wurde nicht erklärt, was darunter zu verstehen sei.

Herzliche Grüße

Adela
Estienne
Beiträge: 4
Registriert: 19 Nov 2009, 20:04

Re: Antihistaminika - wie gefährlich in welcher Dosierung?

Beitrag von Estienne »

Hallo Adela!

Loratadin und Cetirizin gehören zur 1. Generation der nicht-sedierenden (müde machenden) AH.

Weiterentwicklungen sind:
Levoceterizin (Xsusal) eine Weiterentwicklung von Cetirizin,
Desloratadin (Aerius) eine Weiterentwicklung von Loratadin,
Fexofenadin (Telfast) ein aktiver Metabolit von Terfenadin und
Rupatadin (Rupafin) eine neue Substanz mit zusätzlicher PAF (Plättchenaktivierender Faktor) Hemmung.

Die FDA, amerikanische Gesundheitsbehörde, hat Cetirizin mittlerweile als sedierend eingestuft. Das bestätigen auch viele Berichte von Patienten, Cetirizin macht müde! Deshalb fällt Cetirizin auch eigentlich aus dem Stufenschema zur Behandlung der Urtikaria raus. In der Regel werden auch öfter die Weiterentwicklungen der AH eingesetzt. Diese sind einfach effektiver und binden stärker am H1 Rezeptor ohne übermäßig müde zu machen. Das letzte AH, Rupafin, hat die stärkste Affinität zum H1 Rezeptor und hemmt zusätzlich PAF.

LG, Estienne
Estienne
Beiträge: 4
Registriert: 19 Nov 2009, 20:04

Re: Antihistaminika - wie gefährlich in welcher Dosierung?

Beitrag von Estienne »

Hallo Adela!

Noch etwas zum Thema "Herz- und Kreislaufattacken bis zum Exitus":

Vorklinische Studien haben gezeigt, das Rupatadin und seine aktiven Metaboliten nicht mit dem geklonten humanen HERG-Kanal (Human Ether-a-go-go Related Gene) interagieren.
Der HERG-Kanal ist ein spannungsaktivierter, Kaliumkanal in den Herzmuskelzellen, der den Kaliumeinstrom und damit die Repolarisation der Herzmuskelzellen reguliert. HERG-Kanäle sind scheinbar besonders empfindlich für das Andocken von Arzneistoffen, was häufig zu einer Blockade des Kalium-Auswärtsstroms aus den Herzmuskelzellen und zu einer Verlängerung der QT-Zeit führt. Im schlimmsten Fall kann das zu Kammerflimmern und zum plötzlichen Herztod führen.
Wegen der fehlenden Affinität von Rupatadin zum HERG-Kanal zeigte es in klinischen Studien keine Auswirkung auf das EKG und es bestehen daher keine Bedenken hinsichtlich der kardialen Sicherheit. Dennoch sollte es bei bestehenden Herzrhythmusstörungen oder einer akuten myokardialen Ischämie nur mit Vorsicht angewandt werden.

In der Izquierdo Studie wurden auch 6.450 EKGs von Patienten ausgewertet die bis zu 80mg Rupafin eingenommen haben. Diese zeigten, dass Rupafin keinerlei klinisch relevante Veränderungen am Herzen verursachte.

LG, Estienne
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